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Seelenriss: Thriller

Seelenriss: Thriller

Titel: Seelenriss: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Winter
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»Ich verstehe nicht, was dieses Mädchen auf dem Morddezernat zu suchen hat, wenn …« Seine Stimme verebbte, als er mit einem Blick in den Flur begriff, von wem die Rede war. Marietta. Entsetzen durchfuhr ihn. Seine Tochter saß mit dem Kopf in den Händen zusammengesunken da, hatte die Stöpsel ihres iPods in den Ohren und zupfte an ihrer Netzstrumpfhose, als ginge sie das alles nichts an.
    »Offenbar haben die Kollegen vom Drogendezernat Gnade vor Recht ergehen lassen und sie hergebracht, anstatt sie in Gewahrsam zu nehmen«, sagte Lucy mit hochgezogenen Brauen und verließ schnurstracks den Raum.
    Wulf Belling blickte wortlos zu seiner Tochter. Sie hatte ihm ihr Versprechen gegeben. Und ihn wieder einmal bitter enttäuscht.

36
    In den Abendstunden in
Berlin-Friedrichshain …
    Es war eine sternenklare Sommernacht. Der Mond stand hoch am Himmel, während die schwülwarme Luft die Stadt noch immer im Schwitzkasten hielt. Obwohl Lenas Wohnung im Erdgeschoss lag und der Ventilator auf Hochtouren lief, war es in ihrem Schlafzimmer drückend heiß. Als sie ihr Schulterholster und ihre Pistole auf dem Nachttisch ablegte, hatte sie noch immer Mühe, die Geschehnisse dieses endlosen Tages zu verarbeiten. Der Anblick ihrer Dienstwaffe rief ihr zudem in Erinnerung, dass die von Volker Drescher eingeräumte Gnadenfrist verstrichen und sie ab morgen von dem Fall suspendiert war. Doch so unmissverständlich sich der Dezernatsleiter auch ausgedrückt hatte, so glasklar war für Lena, dass sie nicht eher aufgeben würde, als bis sie zum Profil des Täters auch ein passendes Gesicht gefunden und dieser grausamen Mordserie ein Ende bereitet hätte. Das war sie den Opfern und nicht zuletzt sich selbst schuldig. Im Moment gab es jedoch rein gar nichts, was sie hätte tun können. All ihre Hoffnung galt dem morgigen Gespräch mit dem hinterbliebenen Adoptivsohn der ermordeten Ann-Kathrin Weiß.
    Sie ließ sich aufs Bett sinken und nahm sich vor, Wulf Belling gleich nach der Einsatzbesprechung morgen früh abzupassen und sich von ihm auf den neuesten Stand bringen zu lassen. Lena wusste, er würde von ihrem Alleingang alles andere als begeistert sein, aber sie wusste auch, dass sie trotzdem auf ihn zählen konnte. Nachdenklich strich sie mit einer Hand über das weiche Fell ihres Katers, der eingerollt auf dem Bett lag, da ließ sie ein Blick auf den Wecker auf ihrem Nachttisch plötzlich innehalten. Es war fünf vor acht. Das Abendessen! Lena griff sich an den Kopf. »Oh, Shit.« Obwohl ihr absolut nicht der Sinn nach einem romantischen Candle-Light-Dinner stand, wäre das immer noch besser, als allein zu Hause zu sitzen, die Zeit mit ihrem Kater totzuschlagen und sich sinnlos zu betrinken. Außerdem würde es ihr sicherlich guttun, wenigstens ein paar Stunden zu verschnaufen. Und ganz davon abgesehen, hatte sie Lukas ihr Kommen fest zugesagt, und jetzt war es zu spät, um noch abzusagen. Nach einem Blick in den Kleiderschrank entschied sie sich kurzerhand für eine blaue Jeans, ihren türkisfarbenen Seidenschal und ein helles, schulterfreies Top. Es war eine Ewigkeit her, dass sie dieses Top zuletzt getragen hatte. Und ebenso lange, dass ein Mann für sie gekocht hatte, dachte sie bei sich. Sie flitzte ins Badezimmer, verwandelte ihre zu einem losen Dutt zusammengezwirbelten Haare in eine wilde Mähne und legte noch etwas Lippenstift auf. Dann stellte sie Napoleon in der Küche sein Katzenfutter hin und eilte nach nebenan zu Lukas.

37
    » Gut siehst du aus«, sagte Lukas, als er mit einem Strahlen auf dem Gesicht die Tür öffnete.
    Lena lachte leise. »Du bist wirklich ein schlechter Lügner …«
    »Na schön, du siehst schrecklich aus«, sagte er und grinste. »Was ist los?«
    »Ach, frag lieber nicht«, seufzte sie und trat mit einer abwinkenden Handbewegung ein. Dabei hatte sie sich alle Mühe gegeben, ihren Unmut zu verbergen.
    Lukas nahm ihr die Flasche Rotwein ab, die sie mitgebracht hatte, schloss die Tür hinter ihr und ging voran Richtung Küche. Lukas’ Wohnung war eher schlicht eingerichtet, mit abgenutzten IKEA -Möbeln und kargen Glühbirnen an der Decke. Überall lagen beschriftete CD s und Entwürfe für Songtexte herum, und die Wände zierten Poster verschiedener Indie-Rock-Bands, die Lena alle nichts sagten.
    »Ich wusste gar nicht, dass du Schach spielst«, sagte Lena mit einem Blick auf das Schachbrett, das auf einer Anrichte stand.
    Lukas blieb auf dem Flur stehen und blickte sich mit zusammengekniffenen

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