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Seelenriss: Thriller

Seelenriss: Thriller

Titel: Seelenriss: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Winter
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gestürzt? Was hatte er mit dieser Sache zu tun?«, fragte Lena geradeheraus und musterte die Frau streng.
    Olga Romanov blieb stumm. Ihre feuchten, rot geränderten Augen starrten blicklos zum Fenster hinaus und verrieten, dass sie geweint hatte.
    »Warum schützen Sie ihn?«, fragte Lena weiter. »Hat er Sie erpresst?«
    Romanov schüttelte den Kopf.
    »Sondern?«, fragte Lena. Sie beugte sich vor und stützte sich mit den Ellenbogen auf den Knien ab.
    Keine Antwort.
    »Frau Romanov, ich will Ihnen doch nur helfen, denn ganz offensichtlich unterschätzen Sie den Ernst der Lage. Was stand auf diesem Papier?«
    Die Russin zeigte keinerlei Reaktion.
    »Professor Wallau ist tot, aber Sie haben Ihr Leben noch vor sich«, redete Lena weiter auf sie ein. Ihr Tonfall war jetzt deutlich energischer als zuvor, doch offenbar stieß sie bei Olga Romanov auf taube Ohren.
    Schnaubend erhob sich Lena und wandte sich mit den Worten »Ihnen ist hoffentlich klar, dass Ihr Schweigen Sie ins Gefängnis bringen wird« zur Wagentür um, da brach die Frau auf einmal in Tränen aus.
    »Es war ein Brief«, stieß sie schluchzend hervor.
    Lena setzte sich wieder und betrachtete die Frau eindringlich. »Und was stand da drin?«
    »Professor Wallau und ich … wir hatten ein Verhältnis … seit zwei Jahren.« Sie schlug die Hände vors Gesicht, und ihre Schultern bebten von ihrem heftigen Schluchzen. Lena reichte ihr ein Taschentuch. »Erzählen Sie weiter …«
    Es dauerte eine Weile, bis die Frau sich wieder einigermaßen gefasst hatte. »Simon« – sie korrigierte sich – »Professor Wallau hat seit einiger Zeit an einer seltenen Netzhauterkrankung gelitten.« Sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und erklärte kopfschüttelnd: »In den letzten Wochen hat sich sein Zustand gravierend verschlimmert. Er war bei sämtlichen Spezialisten, aber die Ärzte konnten nichts mehr für ihn tun.« Romanov senkte den Blick auf ihre Hände. »In absehbarer Zeit wäre er vollkommen erblindet.«
    Lena blickte sie schweigend und forschend an und wartete darauf, dass Romanov weitersprach.
    »Die Mimik und die Körpersprache eines Menschen sagen mehr aus als tausend Worte, hat er immer gesagt, und mir war klar, dass er nicht mehr praktizieren könnte, sobald er sein Augenlicht verloren hätte«, fuhr die Russin fort und sah abwesend durch Lena hindurch. »Die Arbeit war sein Leben …«
    »Also war der Brief ein Abschiedsbrief«, schlussfolgerte Lena.
    Olga Romanov nickte und verschränkte Arme und Beine. »Ich weiß, dass ich Ihnen das nicht sagen sollte, aber ich tue es trotzdem«, sagte sie leise und wischte sich erneut eine Träne aus den sonst so kühl blickenden eisblauen Augen. »Ich habe den Brief verbrannt, weil ich vermeiden wollte, dass unsere Affäre an die Öffentlichkeit gelangt.«
    Lena musterte die Frau nachdenklich und fragte sich, was sie von dieser Geschichte halten sollte. »Soweit ich weiß, war Wallau nicht verheiratet«, sagte sie leicht irritiert.
    »Nein, aber ich bin es«, erwiderte die Russin.
    »Verstehe«, meinte Lena und nickte. »Und was ist mit Wallaus Anteilen an dieser Organisation für Sterbehilfe?«
    »Davon weiß ich nichts«, gab Romanov zur Antwort und stellte sich Lenas Blick. »Aber mit diesen Morden hatte er nichts zu tun!«
    Lena lehnte sich in ihrem Sitz zurück und ließ sich Romanovs Worte durch den Kopf gehen. Sie glaubte der Frau, bat sie aber dennoch, ihre Aussage auf dem Revier noch einmal zu Protokoll zu geben. Plötzlich hörte sie, wie dicht neben dem Wagen etwas scheppernd zu Boden fiel, gefolgt von einem leisen Aufstöhnen. Lena blickte zum hinteren Seitenfenster und bemerkte erst jetzt, dass es einen Spaltbreit offen stand. Misstrauisch geworden, sprang sie mit einem Satz zur hinteren Sitzbank hinüber. Ein Reporter! Lena sah gerade noch, wie er sein Diktiergerät aufhob. Als sich ihre Blicke trafen, suchte der schlaksige Mann das Weite.
    »Verdammt!«, entfuhr es Lena. Sie eilte aus dem Wagen und sprintete ihm hinterher. Na warte! Der Mann lief die Straße hinunter und wollte soeben in ein parkendes Taxi steigen, da holte Lena ihn ein, packte ihn am Arm und riss ihm das Diktiergerät aus der Hand.
    »Hey, das können Sie nicht machen!«, blaffte er und versuchte, ihr das Gerät wieder abzunehmen.
    Doch Lena hatte die Speicherkarte bereits herausgezogen. »Da haben Sie Ihre verdammte Schlagzeile!«, fauchte sie und ließ den Chip in einen Gully fallen.
    »Die Sache wird ein Nachspiel haben!«,

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