Seelensplitter - Marionette des Schicksals (German Edition)
bewegen, ohne das Gefühl
zu haben, jemand schlage mit Metallstangen auf mich ein, mein Magen
knurrt und macht mich völlig verrückt! Ich konnte nicht
schlafen, weil ihr hirngestörten Dämonen mir ja unbedingt
euren dämlichen Streich spielen musstet! Ich wurde stundenlang
von einem wahnsinnigen Ekelpaket durch die Gegend gescheucht und
musste dabei einen dummen Stein mitschleppen, der zufälligerweise
genauso heißt wie mein bester Freund! Und jetzt werde ich von
dir angeschnauzt, nur weil ich dir eine einfache Frage gestellt habe!
Weißt du was, Tizian? Es reicht mir! Ich will mit euch allen
gar nichts zu tun haben! Und das ist ganz sicher so gemeint!“
Und ohne ein weiteres Wort
aber mit dem Gefühl, alles richtig gemacht zu haben, wandte sie
sich ab und stürzte davon.
~*~
„ Melica? Sweety, so
hör mir doch zu!“
Ungerührt lag Melica
auf ihrem Bett, die Arme hinter dem Kopf verschränkt, das
Gesicht verschlossen. Sie antwortete nicht auf Tizians Worte. Er
würde auch so irgendwann verschwinden. Irgendwann. Das hoffte
sie zumindest.
„ Bitte, Honey! Ich
weiß doch, dass du da bist!“
Vielleicht war ihr
Verhalten ja ungerecht. Schließlich war es ja nicht nur Tizians
Schuld, dass es ihr schlecht ging. Sein Wutausbruch war nur einfach
der Tropf gewesen, der das berühmte Fass zum Überlaufen
gebracht hatte.
„ Melica! Das ist
doch keine Lösung!“
Das wusste Melica.
Ehrlich. Es überzeugte sie jedoch nicht von der Idee,
aufzustehen und Tizian zu verzeihen.
„ Es tut mir so leid!
Really! I’m so sorry!“
Der Gong wurde geschlagen
und Melicas Lippen entfloh ein leises Seufzen. Gott – sie hatte
Hunger! Doch keine zehn Pferde würden sie momentan in den
Speisesaal bekommen.
„ Kleines? Hast du
das gehörst? Wir…wir müssen zum Abendessen.“
Das war Melica auch schon
aufgefallen. Doch selbst, wenn sie es wollte – sie hätte
gar nicht aufstehen können. Denn dafür hätte sie sich
bewegen müssen. Etwas, was ihr momentan alles andere als möglich
erschien.
„ Ich bitte dich,
Kleines! Das ist doch kindisch!“
„ Hau endlich ab!“,
brummte Melica genervt. „Und nenn mich gefälligst nicht
„Kleines“!“
Schweigen folgte auf ihre
Worte und sie atmete erleichtert aus.
Ihre Ruhe hielt jedoch
nicht lange an. Rund 30 Minuten später klopfte es erneut an
ihrer Tür.
„ Tizian? Habe ich
mich nicht deutlich genug ausgedrückt?“, rief sie genervt.
„Du sollst mich in Ruhe lassen!“
„ Ich werd’s
ihm ausrichten“, erwiderte eine Stimme, die irgendwie so gar
nicht nach Tizian klingen wollte.
„ Yvonne?“,
fragte Melica verwirrt. „Was willst du denn hier?“
„ Du warst nicht beim
Abendessen. Ich dachte, du wüsstest, dass du da sein musst.
Gregor war völlig außer sich!“
„ Du glaubst gar
nicht, wie egal mir das im Moment ist“, maulte Melica. „Und
jetzt geh‘ bitte! Ich will schlafen!“
„ Es ist gerade
einmal sieben Uhr! Du kannst unmöglich müde sein!“
Melica stieß ein
lautes Schnauben aus. „Du hast doch keine Ahnung. Und jetzt
verschwinde endlich.“
„ Tizian hat mir
schon gesagt, dass du ein wenig beleidigt bist. Und er meinte, dass
ich nicht locker lassen und solange hier bleiben soll, bis du alles
gehört hast, was ich sagen möchte. Und deshalb bleibe ich
auch hier, ob du mich reinlässt oder nicht. Lässt du mich
rein?“
„ Nein!“
„ Okay…dann…hörst
du mir einfach zu. Tizian wollte dich nicht so anfahren und es tut
ihm wirklich leid. Verdammt – der Arme ist total fertig! Weißt
du eigentlich, was du ihm damit antust? Du hättest ihn mal sehen
müssen! Er saß ganz still da, ohne zu grinsen, einfach nur
total traurig! Spring doch einfach über deinen Schatten und
verzeih‘ ihm. So schlimm kann Tizians Ausbruch ja gar nicht
gewesen sein. Und wenn doch – jeder hat mal einen schlechten
Tag! Du bestimmt auch! Also hab dich nicht so! Gib‘ dir einen
Ruck und-“
„ Yvonne?“,
unterbrach Melica sie mit süßlicher Stimme.
„ Ja?“
„ Verschwinde endlich
von meiner Tür!“
„ Siehst du? Du bist
doch auch gemein! Aber verstecke ich mich jetzt beleidigt in meinem
Zimmer und fange an, zu weinen?“
„ Halt endlich deine
verdammte Klappe! Bist du eigentlich dumm oder warum verstehst du
nicht, dass du mir auf die Nerven gehst?“, fauchte Melica und
schlug sich eine Sekunde später entsetzt die Hand vor den Mund.
Das hatte sie gerade nicht wirklich gesagt, oder? Wütend hin
oder her – sie hatte noch nie jemanden
Weitere Kostenlose Bücher