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Seelensplitter - Marionette des Schicksals (German Edition)

Seelensplitter - Marionette des Schicksals (German Edition)

Titel: Seelensplitter - Marionette des Schicksals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Günter
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so
gnädig sein, deine Wirbelsäule zu verfehlen. Verlass‘
dich drauf.“ Mit diesen Worten trat er auf den
schreckensstarren Tizian zu und zog ruckartig den Dolch aus seinem
Hals.
    Im Speisesaal war eine
grausame Stille eingetreten. Die Augen jedes Wesens schienen auf dem
dunklen Sarcone zu liegen, alle waren wie betäubt.
    Während Tizian mit
einem Schlag dumpf zu Boden fiel, zog Zane die Augenbrauen hoch.
„Habe ich mich irgendwie unverständlich ausgedrückt,
Hexe? Dein Training hat bereits begonnen. Warum stehst du noch immer
hier herum und starrst mich an, als hätte ich gerade deinen
besten Freund umgebracht?“

    ~*~
     
    Zane hasste sie. Da war
sich Melica ganz sicher.
    Die Trainingsstunden, die
sie bei ihm ableisten musste, waren…Melica fand keine Worte,
die auch nur ansatzweise beschreiben konnten, wie sehr sie in den
letzten Wochen unter Zanes grausamen Aufgaben gelitten hatte. Der
Sarcone hatte Vorstellungen, die Melica einfach nicht erfüllen
konnte und stürzte damit nicht nur sich selbst, sondern auch die
junge Schattenkriegerin in tiefste Verzweiflung. Obwohl – nein,
das war gelogen. Zane war nicht verzweifelt. Er war wütend.
Wütend, weil sie sich seiner Meinung nach einfach nicht genug
anstrengte.
    Selbst als sich nach sechs
Tagen endlich die ersten Fortschritte zeigten, konnte er sich nicht
mehr als ein kaltes Nicken abringen. Wenn Melica jedoch gedacht
hatte, dass es nun, nach ihren ersten Erfolgen, besser werden würde,
dann hatte sie sich ziemlich getäuscht. Zane forderte sie
weiter, trieb sie bis an ihre Grenzen und sogar darüber hinaus.
    Melica fürchtete Zane
als Person und sie hasste ihn als Ausbilder. Sie hasste die leise
spöttelnde Arroganz, mit der er sie behandelte und sie bekam ein
jedes Mal eine unangenehme Gänsehaut, wenn er sie mit seinen
düsteren Blicken fixierte. Am meisten verabscheute sie jedoch
seine Art zu sprechen. Zane hatte die Fähigkeit, seiner Stimme
einen derartig seidenen Klang zu verleihen, dass Melica nichts weiter
tun wollte, als verträumt die Augen zu schließen und zu
lauschen. Vielleicht hätte sie dies sogar getan, wenn sich seine
Stimme nicht schon nach wenigen Worten verändern und einfach nur
böse wurde. Klebrig wie flüssiger Honig, kalt wie Eis,
schneidend wie sein scharfer Dolch. Zane kannte viele Tonfälle.
Und Melica hasste einen jeden davon. Aus tiefstem Herzen. Sie gaben
ihr das Gefühl, ein Nichts zu sein, ein Niemand, noch wertloser
als Dreck.
    Doch wenn man die
Trainingsstunden bei dem Sarcone einmal außer Acht ließ,
musste Melica zugeben, dass sie Gefallen am Leben im Antrum gefunden
hatte. Sie lebte sich immer besser ein und mit der Zeit begann sie
sogar zu verstehen, warum Renate so entsetzt reagiert hatte, als
Melica zugeben musste, das Antrum nicht zu kennen. Es war so viel
mehr als einfacher Stein. Das Antrum gab Dämonen und Menschen
Schutz und einen Platz zum Leben, versprach Wärme und
Geborgenheit, Ruhe und Schutz.
    Und je länger Melica
unter den Schattenkriegern lebte, desto bedrückender fand sie
die Vorstellung, dass dieser Frieden, der hier in jeder Ecke und
jeder Spalte zu finden war, nicht mehr lange existieren würde.
Ein jeder wusste, dass nicht alle von ihnen den Krieg überleben
würden, auch wenn niemand je über diese Tatsache sprach.
    Sie würden
Schattenkrieger verlieren, nicht nur ein paar, sondern wahrscheinlich
eine ganze Menge. Die Sarcones waren einfach viel zu stark und viel
zu viele, um sie problemlos besiegen zu können.
    Melica gab ihr Bestes,
diese Gedanken zu verdrängen, sie aus ihrem Kopf zu verbannen,
doch sie kehrten immer wieder zurück, eroberten ihren Verstand
und ließen ihr Herz brechen. Die Schattenkrieger waren in den
letzten Wochen zu der Familie geworden, die sie nie gehabt und die
sie sich doch immer gewünscht hatte. Tizian und Yvonne waren
schneller an ihr Herz gewachsen, als sie es je für möglich
gehalten hätte und sogar Jonathan hatte einen Platz in ihrem
Leben erobert. Wenn auch nur einen Stehplatz in der zweiten Reihe,
aber immerhin – er hatte einen Platz! Sie würde es wohl
niemals zugeben, doch im Geheimen genoss sie es sogar, sich mit dem
blonden Dämon mit dem seltsamen Haarfetisch zu streiten. Auch
mit Renate verstand sie sich inzwischen einigermaßen. Sie
hatten in den letzten Wochen viel Zeit miteinander verbringen müssen,
wenn auch nicht ganz freiwillig.
    Zane war nicht gerade
zimperlich mit seinen Übungen und nachdem er bemerkt hatte, dass
Melica niemand war,

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