Seelensplitter - Marionette des Schicksals (German Edition)
mitansehen, wie ihre Hand widerstandslos durch Zane
hindurchglitt. „Wenn ich nicht diese nervige Vorliebe für
anstrengende Mistkerle hätte, dann würde ich jetzt
beleidigt sein“, gab sie schließlich schnaubend zurück.
Zanes Augenbrauen
erreichten eine Höhe, die weltrekordverdächtig sein musste.
„Eine Vorliebe für Mistkerle? Das klingt interessant.
Erzähl mir davon.“
Corinna bedachte ihn mit
einem gespielt vorwurfsvollen Blick. „Ich werde dir jetzt nicht
die Freude machen, einfach so auf deinen Themawechsel einzugehen. Ich
hatte also Recht? Die Frau ist tatsächlich Melica gewesen?“
„ Wie oft denn noch?
Du spürst doch, wer ein Geist, wer eine Hexe und wer ein Dämon
ist! Und du weißt, dass Melica die einzige Hexe hier im Antrum
ist! Warum bei Teufels Namen fragst du dann noch nach?“
„ Ich wollte nur
sichergehen…“
„ Ihr seltsamen Guten
mit eurem ständigen „sichergehen“. Wo bleibt denn da
der Spaß?“, entgegnete Zane, obwohl er seine Worte alles
andere als ernst meinte. Er hatte sie selbst schon so oft gehört,
wenn auch in leicht abgewandelter Form.
Corinna schüttelte
leicht den Kopf. „So wie ich dich einschätze, gehst du
selbst auch viel zu oft sicher.“
„ Wie schön,
dass du mich überhaupt nicht kennst.“
„ Darüber lässt
sich streiten.“
Als Corinna sah, dass sich
ein unheilvoller Sturm direkt auf seinem Gesicht ausbreiten wollte,
fuhr sie schnell fort: „Du hast übrigens wieder das Thema
gewechselt. Wir waren bei Melica. Wie ich hörte, trainierst du
sie?“
„ Wo willst du solche
Dinge bitte gehört haben?“, erkundigte sich Zane höhnisch.
„Ich hatte angenommen, dass die Schattenkrieger aus Angst kein
Wort mit dir wechseln.“
„ Nicht alle haben
Angst. Und jetzt hör auf, meiner Frage auszuweichen!“
Zane hasste es, Befehle zu
erhalten. Finster starrte er sie an. „Ich gehe jetzt schlafen.“
„ Das kannst du
nicht, Zane! Wir sind hier gerade in einem ernstzunehmenden…“
„ Was kannst du schon
tun, um mich aufzuhalten?“, schnarrte er verächtlich,
bevor er sich mit einem harten Ruck von der Wand abstieß und in
Richtung Kerker schritt.
„ Ich könnte
dich umbringen!“, rief Corinna ihm beleidigt nach.
„ Da bin ich mir
sicher.“ Ein Schmunzeln breitete sich auf Zanes Gesicht aus.
Corinna jedoch sah nichts davon.
„ Wir werden noch
über diese Frau sprechen. Du kannst nicht vor mir davonlaufen“,
prophezeite sie ihm düster.
Sein höhnisches
Lachen war das letzte, was Corinna in dieser Nacht von Zane hörte.
~*~
Als Melica einige Stunden
später den Speisesaal betrat, war sie sich drei Dingen völlig
bewusst. Sie hatte seit der vergangenen Nacht ein weiteres Leben auf
dem Gewissen, einen schrecklichen Hunger und entsetzliche
Schuldgefühle, weil sie die Barkleys zu Unrecht beschuldigt
hatte. Keines dieser drei Dinge wollte sie wirklich haben. Doch
zumindest ihren Hunger schien sie an diesem Morgen aus der Welt
schaffen zu können. Mit gesenktem Haupt trat sie auf die
Essensausgabe zu und bestellte kopflos die ersten zwei Dinge, die ihr
in den Sinn kamen. Pfannkuchen und Weintrauben. Es war ein Wunder,
dass der Dämon hinter dem Tresen ihr diese Sachen wirklich in
die Hand drücken konnte. Anscheinend gab es hier im Antrum
tatsächlich alles, was man sich auch wünschte.
„ Du hast schon
wieder nicht auf mich gewartet!“, beschwerte sich jemand
lautstark und klopfte ihr vorwurfsvoll auf den Rücken.
Melica glitt beinahe der
Teller aus der Hand, so hart zuckte sie zusammen. „Ich wusste
nicht, ob du mich noch sehen willst“, murmelte sie leise. Sie
wandte sich ab, schritt betreten auf einen leeren Tisch zu.
Tizian packte sie an der
Schulter, kurz bevor sie den Tisch erreichen konnte. „Hast du
noch immer nicht verstanden, dass du jetzt zu uns gehörst? Du
sitzt natürlich bei uns am Tisch!“, erklärte er und
schmunzelte leicht, als er die Verwunderung auf ihrem Gesicht
entdeckte. Er wartete gar nicht auf eine richtige Reaktion, sondern
fasste sie sanft am Ellenbogen.
Melica schnaubte. Er würde
sich wohl nie ändern – ob er nun wütend war oder
nicht.
Tizian zog sie zu einem
Tisch in der Ecke. Seufzend senkte Melica den Kopf, als sie Yvonnes
helles Lachen hörte. Natürlich war auch sie da, saß
dicht neben Jonathan und erzählte ihm gerade offensichtlich eine
Geschichte, die sie mehr als nur lustig, er jedoch todlangweilig
fand.
Yvonnes Gesicht
verdüsterte sich sofort, als Melica an den Tisch trat.
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