Seelensplitter - Marionette des Schicksals (German Edition)
als
Melica verwirrt die Stirn kraus zog. „Ich habe doch gesagt,
dass unser Leben aus Zahlen besteht!“
„ Ja, aber-“,
Melica fehlten die Worte. Sie schüttelte nur den Kopf.
„ Als du sieben Jahre
alt gewesen bist, ist da irgendjemand aus deiner Familie gestorben?“,
fragte Jaromir plötzlich ohne sie anzusehen.
Melica schüttelte
erneut den Kopf, schneller diesmal, energischer. „Nein.“
Sie hatte damit gerechnet,
dass Jaromir enttäuscht von ihrer Antwort sein würde, aber
er lächelte nur erleichtert. „Gut. Dann bist du das hier
nicht.“
Melica hatte nicht den
Hauch einer Ahnung, was er da tat, doch sie musste zugeben, dass es
sie beeindruckte. Irgendwie jedenfalls. Auf eine sehr verquere Art
und Weise.
„ Das ist seltsam.“
Jaromir stockte plötzlich. „Ich muss einen Fehler gemacht
haben.“
„ Warum?“,
fragte Jonathan, trat stirnrunzelnd neben ihn. Schweigend deutete
Jaromir auf eine Stelle auf dem Papier. Und Jonathans Miene wurde
fassungslos. Sein Blick huschte zu Melica, wanderte langsam zurück
zu Jaromirs Aufzeichnungen. „Versuch es noch einmal“,
schlug er leise vor.
Jaromir nickte, griff nach
einem neuen Blatt. Während sich das Papier rasch mit Zahlen und
Formeln füllte, fragte Melica neugierig: „Was ist los?“
Jonathans lächelte
sie beruhigend an. „Nichts. Fehler passieren manchmal.“
Sein verstörter Blick strafte seine Worte jedoch Lügen.
„ Bist du direkt in
Hamburg geboren?“, fragte Jaromir weiter.
Melica schüttelte den
Kopf. „Meine Mutter verabscheut Krankenhäuser. Sie hat
mich zu Hause zur Welt gebracht. Unser Anwesen liegt eher außerhalb.“
„ Unser Anwesen“,
echote Tizian hinter ihr mit belustigter Stimme. „Bist wohl
steinreich, Kleines.“
Melica verdrehte die
Augen, sagte nichts dazu.
„ Du bist im
Schaltjahr geboren“, verkündete Jaromir und strich sich
nachdenklich über das Kinn. „Zwei Minuten, bevor der 29.
Februar begonnen hat.“
So langsam machte er
Melica Angst. „Woher weißt du das?“ Diesmal war sie
es, die keine Antwort bekam.
Jaromir lehnte sich
zurück, rieb sich müde die Augen. „Ich habe mich doch
nicht geirrt, Jonathan. Die Berechnungen waren richtig.“
Jonathan nickte.
Wahrscheinlich hatte er schon damit gerechnet.
„ Könnt ihr uns
bitte endlich verraten, was ihr damit meint?“, fragte Isak.
„ Natürlich“,
sagte Jaromir, fuhr sich verlegen durchs Haar. „So wie es
aussieht, hat Melica zwei Seelenverwandte.“
Melica beobachtete
verwirrt, dass Tizian und Isak ihre Augen weit aufrissen. „Scheint,
als wäre das nicht wirklich normal“, bemerkte sie trocken.
Isak lachte ungläubig
auf. „Das ist es auch nicht. Sogar überhaupt einen
Seelenverwandten zu finden, ist außergewöhnlich. Gleich
zwei zu haben – von einem solchen Fall habe ich noch nie
gehört.“
Jonathan nickte
bestätigend. „Allerdings ist es auch nicht weiter
verwunderlich“, sagte er dann langsam. „Du bist nicht nur
Dämon, sondern auch Hexe. Es ist gut möglich, dass beide
deiner Wesenszüge einen Partner haben.“
„ Kannst du uns
sagen, wie die beiden heißen?“, wandte sich Isak an
Jaromir.
Dieser beugte sich zurück
über das Papier. „Bei dem ersten kann ich den Nachnamen
nicht entziffern“, verkündete er nach einiger Zeit
bedauernd. „Er heißt Alaric.“
„ Alaric?“,
wiederholte Melica nachdenklich. Sofort spürte sie, dass sich
die Blicke aller Anwesenden auf sie richteten.
„ Kennst du etwa
jemanden mit diesem Namen?“, fragte Isak eindringlich.
Melica schüttelte den
Kopf. „Ich habe diesen Namen noch nie gehört.“ Sie
fühlte sich beinahe schuldig, als sie Isaks Enttäuschung
sah. „Und der zweite?“, erkundigte sie sich deshalb
schnell.
Diesmal brauchte Jaromir
noch nicht einmal auf das Papier zu sehen. Er ließ sie nicht
aus den Augen, während er langsam antwortete: „Die Zahlen
sagen, dass er Jim heißt. Jim Deters.“
Fassungslosigkeit begann
sich in Melicas Körper auszubreiten, rasend schnell, verzehrend.
Sie bekam kaum mit, dass
Tizian aufkeuchte. „Jim Deters? Hat Zane den Stein nicht so
genannt? Melica! Dein Seelenverwandter ist ein Stein!“
Melica schluckte, Panik
setzte sich in ihrer Kehle fest. „Jim und ich sind zusammen
aufgewachsen“, krächzte sie dann.
Isak und Jonathan
wechselten einen bedeutsamen Blick. Tizian aber war verwirrt: „Du
bist mit einem Stein aufgewachsen? Hattest du keine anderen Freunde?“
„ Glaubst du, dass er
dich verwandelt hat?“,
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