Seelensplitter - Marionette des Schicksals (German Edition)
Worten überzeugt war? Nicht im
Geringsten. Doch es reichte, wenn sie sich allein den Kopf darüber
zerbrach.
Isak schien nicht wirklich
überzeugt zu sein, öffnete aber die Tür und schlüpfte
hindurch.
Melica fuhr leicht
zusammen, als sich plötzlich eine Hand brutal in ihre Schulter
bohrte. Sie wirbelte herum.
Zane stand dicht vor ihr
und brachte es fertig, herablassender denn je auf sie herabzublicken.
Melica war ein jedes Mal überrascht, wenn sie bemerkte, wie groß
er doch war.
„ Falls es dir
entgangen sein sollte – ich habe keine Zeit, mir deine
Beleidigungen anzuhören“, teilte sie ihm schnippisch mit,
während sie gleichzeitig versuchte, seine Hand abzuschütteln.
Zanes Griff wurde nur noch
fester. Beinahe schon schmerzhaft stachen seine Finger in ihr
Fleisch, waren so wie sein Blick, unerbittlich, drängend,
entschlossen.
„ Dein Hass ist
nichts wert!“; stieß er zornig hervor.
„ Was?“
„ Bei dir ist er
nicht mehr als ein schwaches, oberflächliches Gefühl! Du
musst ihn einsetzen, zu einem Teil von dir selbst werden lassen! Wenn
er dich wirklich erreicht, wird dein Hass zu deiner mächtigsten
Waffe werden. Du darfst nicht versuchen, ihn zu unterdrücken!“
„ Unterdrücken?“,
wiederholte Melica zwischen zusammengebissenen Zähnen. Sie
wollte keine Vorträge! Sie wollte endlich ins Schloss. Ob sie es
wieder herausschaffen oder sterben würde – je eher sie
dort hineinging, desto früher hatte all dies ein Ende.
Auf Zanes Gesicht schlich
sich ein Ausdruck, der an schieren Wahnsinn grenzte. „Du hörst
mir nicht zu!“, herrschte er sie an und drückte sie hart
an die Tür. „Du sollst deinen Gefühlen freien Lauf
lassen, anstatt sie einzusperren! Sie sind deine einzige Absicherung,
sie sind es, die dich stark machen! Vor allem dein Hass! Du musst ihn
für dich einsetzen! Verstecke ihn nicht! Damian wird ihn
lieben!“
Melica lächelte
grimmig. „Du tust mir weh!“, blaffte sie kalt.
Zane ließ sie so
abrupt los, als hätte er sich die Finger an ihr verbrannt. Er
nickte anerkennend, bevor er sie zur Seite schob und die Tür
aufriss. „Nach dir“, schnurrte er mit einer Verbeugung,
die so tief war, dass sie Melicas Meinung nach einer Beleidigung
gleichkam.
Sie schürzte die
Lippen, warf die Haare über die Schulter. Dann ging sie
erhobenen Hauptes an Zane vorbei.
Der Raum, den sie betrat,
hatte verblüffende Ähnlichkeiten mit der Rezeption eines
beeindruckenden Fünf-Sterne-Hotels. Er war jedoch viel kleiner,
hatte kein einziges Fenster und war mit Dekorationen verziert, die
sich wohl kein Mensch der Welt leisten könnte.
Ein rothaariger Mann saß
auf einem Stuhl hinter einem langen, hohen Tresen, hatte die Füße
gegen die Holzplatte gepresst und schaukelte gelangweilt vor und
zurück. Von Isak war weit und breit keine Spur zu sehen.
„ Irgendwann fällst
du noch um.“
Der Mann zuckte bei Zanes
spöttischen Worten hart zusammen. Zu hart, um sein Gleichgewicht
noch länger halten zu können. Mit einem gedämpften
Fluchen knallte er auf den Boden.
Zane warf Melica einen
belustigten Blick zu – die Unbeherrschtheit, die sein Gesicht
vor wenigen Minuten noch gezeigt hatte, war restlos verschwunden.
„Dass Erik mich vergöttert, war mir schon immer bewusst.
Aber dass er sich mir neuerdings auch noch zu Füßen werfen
muss – findest du nicht auch, dass das ein wenig übertrieben
ist?“
Melica verzog keinen
Muskel. Er wollte Hass? Kein Problem, den konnte er bekommen.
Zane nickte leicht.
„ Zane!“,
röchelte Erik überrascht, während er sich mit
hochrotem Kopf wieder aufrappelte. „Diana hat gesagt, du
würdest nicht mehr kommen.“
„ Dann hat sich Diana
wohl getäuscht“, schnarrte Zane verächtlich, bevor er
Melica mit einem kurzen Blick bedeutete, ihm zu folgen.
Sie kamen jedoch nicht
sonderlich weit.
„ Ihr dürft
nicht weiter!“, hielt Eriks Stimme sie zurück.
Zane fuhr mit einem Heben
der Augenbraue herum. „Was willst du damit sagen, Erik?“
Er klang ganz ruhig, doch Melica hörte den scharfen Unterton in
seiner Stimme genau. Erik offenbar auch, denn eine Spur Nervosität
überfiel sein Gesicht. „Ich meine, du kannst natürlich
gehen, aber die Frau muss hierbleiben. Diana hat neue
Sicherheitsvorkehrungen und ja… sie fürchtet, dass die
anderen bald hier auftauchen und alles zerstören.“
„ Du glaubst, Melica
wäre eine Schattenkriegerin?“ Der Unglaube in Zanes Stimme
klang so täuschend echt, dass sogar Melica es ihm
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