Seelensplitter - Marionette des Schicksals (German Edition)
beinahe
abkaufte.
Erik nickte
eingeschüchtert. „Es könnte doch sein. Ich darf kein
Risiko eingehen.“
„ Das ist kein
Risiko. Sie gehört zu uns!“
Erik hob abwehrend die
Hände in die Luft. „Es tut mir leid, Zane. Aber du kennst
doch Diana!“
Melica folgte der
Unterhaltung mit großen Augen. Sollte daran etwa alles
scheitern?
„ Dianas Regeln
interessieren mich nicht im Geringsten, Erik!“, blaffte Zane
aufgebracht. Er sprach so laut, dass Melica erschrocken zusammenfuhr.
In ihrer Anwesenheit hatte er noch nie die Stimme erhoben. Seine
dunkle Stimme so laut zu hören, war erschreckend.
Die Tür vor ihnen
schwang auf. Gleichzeitig erklärte jemand unüberhörbar
spöttisch: „Es ist gut, dass du dich freiwillig dazu
entschlossen hast, unsere Familie zu verlassen. Ansonsten hätte
ich dich spätestens jetzt herausgeworfen.“
Eine große Frau trat
ins Zimmer, dicht gefolgt von Isak.
Zanes Gesichtsausdruck
wurde vollkommen unleserlich. „Diana.“
Und Melica musste all ihre
Kraft zusammennehmen, um ihre Kinnlade davon zu überzeugen, dass
es das Beste war, an ihrem Platz zu bleiben. Es war ein
fürchterliches Klischee, dass die „bösen“
Frauen immer unvorstellbar gut aussahen und Kleider trugen, die mehr
zeigten als sie verhüllten. Nun… ganz offensichtlich gab
es diese Klischees nicht ohne Grund.
Melica konnte sich nicht
daran erinnern, jemals eine Frau gesehen zu haben, die schöner
war als Diana. Nicht einmal im Fernsehen hatten Frauen dermaßen
perfekte olivfarbene Haut und Dianas hüftlange,
schokoladenbraune Haare sahen atemberaubender aus als es eine Frisur
in diesen ganzen Shampoowerbungen jemals könnte. Kein Wunder,
dass Jane Diana hasste. Sie musste vor Eifersucht schier platzen!
Diana musterte Melica
neugierig. „Du bist Melica?“
Melica fing Zanes
warnenden Blick auf, zögerte. Sie wusste, was für eine Art
von Antwort er von ihr forderte. Und doch war sie einfach nicht in
der Lage, etwas Kaltes auf Dianas Frage zu erwidern. Trotz des
Hasses, der tief in ihr wütete. Es passte einfach nicht zu ihr.
Stattdessen nickte sie ruhig.
Diana ließ sie keine
Sekunde lang aus den Augen. Zweifellos hatte sie ihr Zögern
bemerkt. Blieb zu hoffen, dass sie es nicht falsch verstand. „Dein
Onkel sagte mir gerade, du seist bereit, uns zu helfen“, begann
Diana und lächelte leicht. „Ich bin mir sicher, dass Isak
dir gesagt hat, was genau mein Verlobter und ich geplant haben. Wir
arbeiten gegen Menschen – warum willst du uns gerade dabei
unterstützen?“
Irgendwie gefiel Melica
Dianas Lächeln nicht. Es wirkte kalt… nicht echt. Als sie
antwortete, wägte sie ihre Worte genau ab: „Menschen…
haben das Leben gar nicht verdient. Mit ihrem Glauben, sie seien die
Mächtigsten und Stärksten gehen sie mir unglaublich auf die
Nerven. Menschen sollen sehen, wo ihr Platz ist. Wir stehen über
ihnen. Ich will, dass sie das einsehen. Darum helfe ich euch.“
Diana ließ sich
nicht anmerken, ob sie Zweifel an Melicas Worten hatte oder nicht.
Ihre Augen wanderten zu Zane. „Das gefällt dir nicht oder
mein Lieber? Du bist gestern aus freien Stücken gegangen, um zu
verhindern, dass uns Melica unterstützt. Und jetzt musst du
sehen, dass all dein Einsatz umsonst gewesen ist – Melica wird
uns trotzdem helfen. Freiwillig! Sie muss dir ja richtig undankbar
vorkommen!“
Zane hatte die Sarcones
verlassen? Melicas Gedanken überschlugen sich. Er war gegangen,
weil er sie retten wollte… Sie verschränkte die Arme vor
der Brust, wie, um ihr ohnehin schon verletztes Herz vor einer
weiteren Enttäuschung zu schützen. Sie musste Dianas Worte
einfach falsch verstanden haben.
„ Ich war gestern
nicht Herr meiner Sinne“, sagte Zane ernst. „Ich hätte
euch dieses Ultimatum niemals stellen dürfen. Entschuldige.“
Erik gab ein ungläubiges
Prusten von sich. Wahrscheinlich war Melica nicht die einzige, die es
nie für möglich gehalten hätte, dass sich Zane jemals
für etwas entschuldigen würde.
Ein süffisantes
Lächeln legte sich auf Dianas Lippen. „Das heißt, du
kommst wieder zurück?“
„ Ich bin nie
weggewesen“, erwiderte Zane aalglatt.
„ Damian wird
erleichtert sein. Er ist gestern völlig fertig gewesen, nachdem
du uns besucht hast.“ Diana verstummte, bevor sie Erik einen
kurzen Blick zuwarf. „Du darfst Melica ab jetzt vorbeilassen.
Sie gehört zu uns.“
Während Erik
eingeschüchtert nickte, zuckte Melica kaum merklich zusammen.
Der erste Schritt war getan. Sie
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