Seelensplitter - Marionette des Schicksals (German Edition)
Pech, dass er unverletzt blieb. Seitdem
ist er mein bester Freund. Und ich bin dir wirklich mehr als dankbar,
dass du ihn dazu gebracht hast, zu mir zurückzukommen.“
Trotz oder gerade wegen seines trockenen Tonfalls spürte Melica
deutlich, dass sich die Geschichte weitaus tragischer abgespielt
haben musste, als Damian es hier erzählte.
„ Warum lag Zane am
Flussufer?“ Von all den Fragen schien ihr diese am sinnvollsten
zu sein.
„ Das wissen wir
nicht. Zane kann sich an nichts erinnern. Und mit nichts meine ich
wirklich nichts. Er weiß noch nicht einmal seinen Namen.
Deshalb ist es ja auch möglich, dass Alaric und Zane beide deine
Gefährten sind. Sie sind ein und dieselbe Person.“
Das ergab sogar Sinn.
Melica kannte Damian nicht, doch irgendwie glaubte sie nicht, dass er
sich eine solche Geschichte einfach so aus den Fingern saugen konnte.
Außerdem… was hätte er schon davon, sie in dieser
Hinsicht zu belügen? Es nützte nichts, es länger
abzustreiten: Zane war wirklich der Dämon, der sie verwandelt
hatte. Er allein trug die Schuld, dass sich ihr Leben in einen solch
dermaßen kranken Alptraum verwandelt hatte, einen Alptraum, der
viel besser in das Drehbuch eines lausigen Dämonenfilms gepasst
hätte als in die Realität.
„ Zane hat mich also
wirklich verwandelt?“, fragte sie noch einmal, um ganz sicher
zu gehen. Vielleicht hatte sie sich ja auch einfach nur verhört.
Oder minutenlang irgendeinen Defekt im Gehirn gehabt, der sie nicht
mehr klar denken ließ. So etwas sollte ja durchaus vorkommen –
hatte sie im Fernsehen gesehen. Apropos Fernsehen. So langsam zerrten
diese beiden Nachrichtensprecher dort auf dem Bildschirm gewaltig an
ihren Nerven. Damian deutete ihren verzweifelten Blick ganz richtig,
schnellte in die Höhe und riss die Fernbedienung vom Couchtisch.
Ein erleichtertes Seufzen
stahl sich von Melicas Gesicht, als die gigantischen Körper auf
dem Bildschirm endlich von einer undurchdringlichen Schwärze
erfasst und zum Verschwinden gebracht wurden. Eine eigenartige Ruhe
breitete sich in dem großen Zimmer aus.
Damian legte die
Fernbedienung zurück, schwang sich zurück auf den Stuhl,
obwohl das Sofa mehr als genug Platz für eine gesamte
Fußballmannschaft bot. „Um auf deine Frage
zurückzukommen“, begann er gelassen, während er es
sich im Schneidersitz auf seinem Stuhl gemütlich machte. „Ja.
Zane hat dich verwandelt. Wenn auch nur aus Versehen. Ich bin mir
sicher, dass du schon herausgefunden hast, dass deine Verwandlung
eigentlich nur ein Unfall gewesen ist.“
Damian wurde leiser, legte
nachdenklich die Stirn in Falten. Dann schüttelte er den Kopf.
„Die Wahrscheinlichkeit, dass man versucht, die Seele seines
Seelenverwandten zu übernehmen, ist ja auch mehr als nur gering.
Es war Schicksal, dass ihr euch gefunden habt.“
Schicksal? Ein trockenes
Lachen entfuhr Melicas Lippen. „Du meinst, es war mein
Schicksal, mitten in der Nacht durch Hamburg zu rennen und dabei von
deinem besten Freund halb umgebracht zu werden? Es war kein
Schicksal. Es war meine eigene Dummheit. Nicht mehr und nicht
weniger.“ Ein Teil von ihr hatte offensichtlich beschlossen,
Damian so gegenüberzutreten wie sie es immer tat und sich nicht
zu verstellen. Es tat gut, wieder sie selbst zu sein.
Damian musterte sie
interessiert. „Du glaubst nicht an das Schicksal?“
„ Ich glaube an das
Schicksal. Doch ich glaube auch, dass es viel wichtiger ist, wie ich
mit meinem Schicksal umgehe, als das, was mir mein Schicksal
vorgeschrieben hat.“ Melica war sich nicht ganz sicher, ob ihre
Worte Sinne ergaben, doch zumindest Damian schien sie verstanden zu
haben.
Er nickte langsam, während
sich ein Funkeln in seine Augen schlich, das ungeheure Ähnlichkeiten
zu dem eines alten Sohns Kleopatras aufwies. „Ich habe diese
Worte schon einmal gehört“, behauptete er schließlich.
„Zane hat sich damals genauso ausgedrückt.“
Glaubte er etwa wirklich,
dass sie ihm dies glauben würde? Damian war wirklich schräg,
aber ganz anders, als sie ihn sich vorgestellt hatte. Niemals hätte
sie mit einem solch freundlichen Wesen gerechnet.
Damian lehnte sich etwas
zurück, um sie besser betrachten zu können. „Du hast
mir noch nicht erzählt, warum du uns helfen willst.“
Melica zögerte. „Isak
sagt, dass mein Vater von Menschen umgebracht worden ist. Ich will
mich rächen.“ Die Sarcones würden diese Lüge
nicht in Frage stellen. Sie würden sich nicht selbst verraten
und damit
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