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Seelensunde

Seelensunde

Titel: Seelensunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silver Eve
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Vaters.
    „Ach ja?“, meinte Izanami. Sie schien überrascht zu sein.
    Das war nicht gut. Malthus war sicher gewesen, dass sie wissen musste, dass Naphré mit von der Partie war. Wie sollte es anders sein? Sutekh wusste immer ganz genau, wer sich in seinen Grenzen aufhielt. Wieso wusste Izanami es nicht? Hier stank etwas ganz gewaltig.
    Das ungute Gefühl machte ihn schaudern. Es war so stark, dass es sich anfühlte, als krabbelten Ameisen über seinen Rücken bis hinauf zwischen die Schulterblätter. Als er sich unwillkürlich an der Stelle kratzen wollte, merkte er, dass es keine Einbildung war. Tausende kleiner Tierchen bedeckten seinen Rücken, krochen ihm den Nacken hoch und verschwanden in Scharen in seinem Haar.
    Malthus erriet Izanamis Schadenfreude. Sie schlug ihm förmlich entgegen. Aber er warf nur den Kopf in den Nacken und lachte herzlich. „Willst du mich das Gruseln lehren, Izanami? Das ist nicht so leicht. Ich habe schon Brot gegessen, in dem es von Maden wimmelte, und in Betten geschlafen, deren Laken größtenteils aus Flöhen bestanden, während die Wanzen mir das Blut aussaugten und Ratten mir in die Zehen bissen.“
    Izanami erwiderte seine Heiterkeit mit ihrem glockenhellen Lachen. „Dein Bruder ist nicht hier, Malthus Krayl“, sagte sie dann. „Ich danke dir für die Blumen. Sie reichen nicht aus, dir meine Gunst zu erwerben, aber immerhin, um dich vor meinem Zorn zu bewahren.“
    Im nächsten Augenblick verlor Malthus den Boden unter den Füßen. Es war, als ob sich die Welt auflöste. Er wurde durch ein eisiges Portal geschleudert, das er nicht selbst geöffnet hatte, und landete in irgendeiner finsteren Seitenstraße in einem Müllcontainer zwischen stinkenden Essensresten.
    Er hielt sich am Rand des Behälters fest und sprang mit einemSatz hinaus. Noch immer hatte er dieses perlende Gelächter im Ohr.
    „Verdammte Scheiße!“ Während er sich das Haar aus dem Gesicht strich, hielt er unvermittelt inne, als er bemerkte, dass seine Hände von dem Dreck verschmiert waren, der am Container klebte.
    Er wischte sie sich, so gut es ging, mit dem Taschentuch sauber, holte sein Handy heraus und wählte Dagans Nummer.
    „Ist nicht so gut gelaufen“, berichtete er ihm, als der sich gemeldet hatte. „Ich glaube, ich bin ganz schön verarscht worden. Ich weiß nicht einmal genau, ob Alastor sich tatsächlich in Izanamis Gefilden befindet. Außerdem wusste Izanami anscheinend gar nicht, dass Naphré Kurata mit ihm gekommen ist. Leider weiß sie es jetzt, und ich glaube, das ist weniger günstig.“
    Es herrschte vollkommene Finsternis. Anders als in einer dunklen Nacht oder in einem Zimmer, in dem kein Licht brennt, sondern eher wie in einer Höhle tief unter einem Berg, deren Ausgang versperrt ist. Naphré konnte den Fluss zwar nicht sehen, aber hören. Das Wasser brauste mit ungebrochener Gewalt dahin, und diese Fluten hatten sie fast verschlungen. Aber jetzt war sie auf dem Trockenen. Unfassbar. Sie konnte sich nicht erklären, wie sie da herausgekommen war, wenngleich sie sich zu erinnern glaubte, wie Alastor ihr von hinten einen Stoß gegeben und sie so ans Ufer und in Sicherheit gebracht hatte. Sie meinte, seine Hände noch an ihrem Hinterteil zu spüren.
    Es war ein Horrortrip durch reißende Stromschnellen in dem eiskalten Wasser gewesen. Sie hatte nicht mehr gewusst, wo oben und unten war. Als hatte es ihre Lungen zerreißen wollen. Sie hatte nach Luft gerungen, wobei sie Alastors festen Griff noch gespürt hatte, während es sie beide unter Wasser gezogen hatte.
    Dabei hatte sie unerklärlicherweise eine Stimme gehört. Sie klang ihr noch in den Ohren. Hatte er ihr nicht von sich erzählt, von seinem Leben, seinen Brüdern, seiner Familie, seinembrennenden Wunsch, dem Leben ein Ende zu bereiten?
    Wie, zum Teufel, war das möglich? Und wie waren sie darauf gekommen?
    Oder waren es die eigenen Erinnerungen, die sie jetzt auf ihn projizierte? Oft genug hatte sie daran gedacht, sich umzubringen. Als sie entdeckt hatte, dass sie die eine Hölle nur gegen eine andere ausgetauscht hatte, indem sie von der Isisgarde davongelaufen war und sich einem Dämon verdingt hatte. Das Töten für die einen war nur durch das Töten für den anderen ersetzt worden. Sie hatte sterben wollen.
    Dann war ihr erster Job gekommen, ihr erster Mord. Sie hatte sich die Seele aus dem Leib gekotzt, während Butcher ihr tröstend auf den Rücken geklopft hatte. Sie hatte es überlebt. Etwas in ihr war in jener

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