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Seelensunde

Seelensunde

Titel: Seelensunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silver Eve
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gleichberechtigt, auf Augenhöhe – das war hier und an diesem Tag das erste Mal in seinem Leben.
    Sollte er ihr hinterhergehen? Nein.
    Sie war wirklich ein Rätsel. Einerseits eine Profikillerin, die, ohne mit der Wimper zu zucken, einem Kerl zwei Kugeln verpasste – einem, mit dem sie jahrelang zusammengearbeitet hatte. Andererseits wurde sie bei einem einzigen Kuss schon schwach. Eine verdammt faszinierende Kombination.
    Auf dem Weg ins Wohnzimmer entdeckte Alastor unter der Treppe ein Gästebadezimmer, das ihm sehr gelegen kam, da er das dringende Bedürfnis hatte, seine Kleidung in Ordnung zu bringen, so gut es ging, oder wenigstens zu überprüfen, welchen Schaden dieser Abend angerichtet hatte. Erleichtert stellte er fest, dass das Unwohlsein der jungen Dame, die sie aufgesammelt hatten, keine Flecken auf seinem Anzug hinterlassen hatte. Ansonsten sah seine Garderobe reichlich mitgenommen aus. Die Brandlöcher an der Schulter rührten von den Feuerkugeln der Xaphanbräute. Der Riss am linken Ärmel stammte von der ersten Kugel der Setnakhts, die ihn nur gestreift, aber ein Stück Fleisch herausgerissen hatte. Hinten, ungefähr in der Mitte des Jacketts, gab es noch ein Einschussloch. Das Hemd war blutbefleckt.
    Im Großen und Ganzen war er noch ganz gut davongekommen. Die Brandblasen, die er seinem Vater zu verdanken hatte, als der die Maden auf seiner Haut abgefackelt hatte, waren bereits nicht mehr zu sehen. Das war einer der Vorteile, Sutekhs Sohn zu sein. Wunden heilten sehr schnell. Der Nachteil war, dass es reichlich Gelegenheit gab, sich welche zuzuziehen. Schüsse und andere Verletzungen vermochten zwar nicht, ihn zu töten. Schmerzen blieben ihm aber nicht erspart. Mit einem Stück angefeuchteten Toilettenpapier wischte Alastor sich die Schuhe ab. Die Flecke stammten nicht nur von den Pfützen auf der Straße. Die Schuhe waren ruiniert.
    Danach machte er seinen Oberkörper frei und wusch die Wunden aus. Während er damit beschäftigt war, fiel ihm wieder der strafende Blick ein, den Naphré auf seine Schuhe geworfen hatte, als sie in die Wohnung gekommen waren. Sie hatte ihre Stiefel gleich hinter der Tür ausgezogen und auf eine Matte in der Diele gestellt. Dann dasselbe mit den Stiefeln des Mädchens. Naphré schien Wert darauf zu legen, dass ihre Wohnung nicht mit Straßenschuhen betreten wurde.
    Alastor zog sich das Hemd wieder an und das Jackett über. Dann ging er in die Halle zurück, zog sich die Schuhe aus und stellte sie ordentlich neben die zwei Paar Damenstiefel. Auf Socken kehrte er ins Wohnzimmer zurück.
    Von oben hörte er das Rauschen der Dusche. Er sah Naphré praktisch vor sich, wie das Wasser an ihrem Körper hinabrann, und musste lächeln, als er sich vorstellte, was für ein Gesicht sie machen würde, wenn er plötzlich bei ihr auftauchte. Ein gedämpftes Poltern riss ihn aus dem Tagtraum. Er hörte Naphré fluchen. „Was machst du denn hier? … Verdammt, bist du schnell.“
    Alastor starrte an die Zimmerdecke. Mit wem sprach sie? Mit dem mysteriösen Niko? Ein unerfreuliches Gefühl beschlich ihn, etwas wie – Eifersucht. Auch eine neue Erfahrung. Aber sosehr er auch seine Sinne schärfte, die ihn sonst nie im Stich ließen, Alastor konnte keine anderen Menschen in dieser Wohnung ausmachen als Naphré und dieses bemitleidenswerte Mädchen.
    Das Wasser rauschte noch immer, und Alastor gab sich wieder den Bildern hin, die seine Vorstellungskraft ihm vorgaukelten. Die kleinen Bäche und Ströme, die sich über ihre Schultern, die Brüste und den Bauch ergossen, ihre Hände, mit denen sie sich genüsslich einseifte. Nein, Naphré würde sich vermutlich nüchtern und methodisch abschrubben, abspülen und das Wasser keine Minute länger als nötig laufen lassen.
    Tatsächlich. Das Rauschen hörte auf. Es waren weniger als zehn Minuten vergangen, seit sie die Hähne aufgedreht hatte.
    Jetzt kam sie aus der Dusche heraus, das lange schwarze Haar eng an den Kopf und nach hinten gestrichen, Wassertropfen auf der Haut. Wie gern würde er jetzt all diese Tropfen einzeln ablecken. Wie gern würde er sie mit dem Gesicht zu den Fliesen umdrehen, sich an sie drängen, sie streicheln, necken, erst mit einem Finger in sie eindringen, dann mit zweien, ihr in den Nacken beißen – bis sie kommen, bis sie vor Lust schreien würde.
    Für einen winzigen Moment legte er keinen Wert auf ihre Gleichberechtigung. Da wollte er sie beherrschen, ihr Meister sein. Und ihr den Stempel aufdrücken, der

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