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Seelensunde

Seelensunde

Titel: Seelensunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silver Eve
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des Zimmers, konnte den vermeintlichen Angreifer aber nirgends entdecken. Naphré stand vor einer Kommode. Die Schubladen waren aufgezogen. Ein Stapel sorgfältig gefalteter Wäsche lag darauf.
    Mit großen Augen sah sie ihn an. Ihr dunkles Haar war noch feucht und hing offen bis auf die Schultern.
    Als Erstes fiel sein Blick auf ihren Unterarm, auf dem drei parallele, frisch verschorfte Schnitte zu sehen waren. Das Salz, die Kerzen, der Dolch – an Naphrés Versuche der Kontaktaufnahmemit der Unterwelt konnte kein Zweifel mehr bestehen.
    „Was machst du hier?“, fragte sie erstaunt, aber doch ziemlich gefasst. Ihre Stimme klang dunkel und unglaublich sexy. Ihre Selbstbeherrschung war bewundernswert, und doch wirkte sie auf Alastor wie eine Herausforderung. Er hatte große Lust, sie auf die Probe zu stellen.
    Zögernd betrat er das Zimmer und erklärte: „Ich habe so etwas wie einen Kampf gehört und wollte nachsehen …“
    „Einen Kampf?“
    „Du hast doch laut geschrien: Hau ab! Und: Miststück! Und dann hat es gepoltert.“
    Milde lächelnd schüttelte sie den Kopf. „Es war nur eine Spinne im Schlafzimmer, die ich gejagt habe. Ich war ein bisschen genervt davon, denn im Badezimmer habe ich schon zwei Raupen gesehen. Hat sich Niko schon blicken lassen?“
    Niko. Der Mitbewohner. Entweder schlief er. Dann musste er allerdings einen Schlaf haben wie ein Toter. Oder er war gar nicht zu Hause. Das wäre sein Glück, dachte Alastor.
    Naphré fuhr sich mit der Hand durchs nasse Haar. Sie trug ein leichtes schwarzes Top, das den Ansatz ihrer Brüste entblößte. Bewundernd betrachtete Alastor die nackte Haut. Naphré hatte etwas an sich, das ihn unglaublich erregte und das die dunkle Seite in ihm wachrief, die Seite, die Herzen und Seelen raubte.
    Sie sah ihn aufmerksam an und bemerkte: „Wenn man dich so sieht, könnte man richtig Angst bekommen.“
    „Ja, wirklich?“, fragte er mit Unschuldsmiene.
    Sie schien verwirrt, aber nicht lange. Sie wusste, dass er sie mit Blicken verschlang, dass er sie begehrte, und Alastor merkte das. Das Flackern in ihrem Blick, das unbewusste, leichte Öffnen der Lippen gaben ihm Antwort. Die Versuchung, sich auf sie zu stürzen, sie an sich zu ziehen, ihr den letzten Rest an Verstand zu rauben, war groß. Sein Blick fiel auf ihr Bett, und er stellte sich vor, wie sie dalag, das glatte dunkle Haar ausgebreitet auf dem Kissen, wie sie sich ans Bettgestell klammerte – nein, noch besser: wie ihre Handgelenke mit einer dunkelrotenKordel daran gefesselt waren, während er sie küsste und von oben bis unten mit der Zunge verwöhnte.
    Ihre Pupillen weiteten sich, und sie hielt die Luft an.
    Doch plötzlich war die ganze Spannung verschwunden. Ihr Blick ging an ihm vorbei über seine Schulter zur Tür hin. „Niko“, rief sie leise.
    Ihm war, als ob ein Güterzug durch ihn hindurchraste. Hässliche Gefühle kamen in ihm auf, die er kaum im Zaum halten konnte.
    „Niko, meine Süße, da bist du ja.“
    Meine Süße? Alastor fuhr herum und blickte in zwei grüne Augen, die ihn von einem Kleiderschrank herab intensiv ansahen. Im nächsten Moment glitt eine schwarze Katze elegant vom Schrank herab und verschwand im Flur.
    Für einen Moment war Alastor sprachlos. Dann meinte er: „Ich hatte mir Niko etwas anders vorgestellt. Ich dachte, es wäre irgendein Kerl, ein Grieche.“
    Naphré sah ihn mit leicht gerunzelter Stirn an.
    „Na ja, Niko . Ist doch ein Männername, oder?“
    Sie lachte leise und schüttelte den Kopf. „Es schreibt sich N, E, K, O. Sie heißt Neko. Das ist das japanische Wort für Katze.“
    Na klar. Wenn Naphré Kurata eine Katze hatte – wie würde sie sie wohl nennen? Natürlich Katze .

12. KAPITEL
    D urch eine unbedachte Bewegung Naphrés fiel ein Stapel Wäsche von der Kommode. Alastor sprang hinzu und half beim Aufsammeln. Er hielt einen Slip in die Höhe. „Weiße Baumwolle?“, stellte er erstaunt fest. „Wie zweckmäßig. Hast du jetzt auch solche an?“
    Naphré wandte sich brüsk ab. „Nein.“
    „Lass mal die Hose herunter, damit ich selbst nachsehen kann.“
    Alastor hatte erwartet, dass sie sich mit ausgefahrenen Krallen auf ihn stürzen würde, aber er täuschte sich. Sie sortierte weiter ihre Wäsche ein. Dennoch merkte er, dass er seinem Ziel näher kam. Er wollte ihr langsam die Selbstbeherrschung rauben, ohne die eigene zu verlieren.
    Er ging auf sie zu, und mit jedem Schritt, den er in ihre Richtung trat, wich sie einen Schritt zurück.

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