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Seelensunde

Seelensunde

Titel: Seelensunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silver Eve
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Nicht aus Angst, jedenfalls nicht aus Angst vor ihm, sondern höchstens vor sich selbst, wenn er sie so ansah.
    Eine blonde Strähne war ihm ins Gesicht gefallen. Einen Moment lang verharrten sie beide regungslos. Einen endlosen Moment lang. Sie war wie betäubt von diesem Blick aus dem unbeschreiblichen Blau seiner Augen. Wieder kam er einen Schritt näher, wieder wich sie zurück. Weiter zurück ging es aber nicht mehr. Die Kommode stand hinter ihr.
    Ihr Herz schlug heftig, als Alastor das Jackett auszog und aufs Bett warf. Dann sah sie die großen Blutflecke und erschrak.
    „ Kuso “, fluchte sie leise. Unwillkürlich streckte sie die Hand aus, hielt aber inne, ehe sie ihn berührte. Dann fiel ihr wieder ein, was ihr vor Schreck entfallen war. Er hat bei dem Kampf hinter dem Setnakht-Tempel eine Kugel abbekommen. Sogar mehrere. „Du blutest“, stellte sie nicht besonders scharfsinnig fest.
    Der Geruch, der von dem Blut ausging, verwirrte ihre Sinne. Er war betörend. Wie eine riesige dunkle Blume erschien ihr der Fleck auf dem ansonsten blendend weißen Hemd. Nie zuvorwar ihr ihre angeborene Natur, die Otherkin in ihr, spürbarer geworden als in diesem Augenblick.
    „Bist du …“ Sie brachte die Worte nur mit Mühe heraus. „Alles okay mit dir?“
    Er lächelte spöttisch. „Mit mir schon. Und mit dir?“
    Nein, dachte sie, ganz sicher nicht. Ihr zitterten die Knie, und sie zwang sich, den Blick von dem blutdurchtränkten Hemd abzuwenden. Dabei war es nicht allein sein Blut, das ihren Puls in die Höhe trieb. Der gesunde Menschenverstand sagte ihr, dass es Zeit war, ihn aus ihrem Schlafzimmer zu werfen – aber gerade der schien ihr abhandengekommen zu sein. Denn statt ihn wegzuschicken, blieb sie wie versteinert stehen, während er links und rechts von ihr die Hände auf die Kommode stützte, sodass es kein Entrinnen für sie gab. Ihr zitterten immer noch die Knie. Er war ihr jetzt so nah, dass sie die Wärme seines Körpers spürte.
    „Was ist mit ihr?“ Naphré machte eine Kopfbewegung zur Treppe. Ein letztes, lahmes Ausweichmanöver.
    „Wie es aussieht, schläft sie die nächsten Stunden.“
    Er hatte recht. Sie waren also praktisch allein in der Wohnung.
    Der Geruch seines Bluts und seine Nähe brachten sie restlos aus dem Gleichgewicht. Sie musste Abstand von ihm gewinnen. Sie musste an irgendetwas anderes denken als an ihn. Aber das war leichter gesagt als getan, denn er stand ihr kaum eine Handbreit entfernt gegenüber, sodass sie ihm in den Kragenausschnitt schauen konnte. Sie sah seine gebräunte Haut und konnte unter dem maßgeschneiderten Hemd seinen breiten Brustkorb erahnen. Ihr Verlangen nach ihm war nicht zu leugnen, auch wenn sie sich einredete, dass es einfach nur die Hormone waren, die ihr einen Streich spielten.
    Ruhig blickte er auf sie herab. Etwas Gefährliches lag in dem Funkeln seiner Augen, etwas Animalisches, nicht von dieser Welt. Ihr war, als käme unter der glatten, kultivierten Oberfläche der Reaper zum Vorschein.
    Ein Wolf im Schafspelz, war ihr erster Gedanke. Nein, das war nicht richtig. Ein Wolf in der Verkleidung eines anscheinend perfekten Mannes. Und wie alle Raubtiere wartete er auf den richtigen Augenblick. Das war das Faszinierende am Raubtierinstinkt, die Fähigkeit, diesen Moment abzupassen, der die Garantie gab, dass die Beute nicht entkommen konnte.
    „Lass es“, sagte Naphré leise.
    „Lass – was?“, fragte Alastor. „Könntest du vielleicht ein wenig präziser sein?“
    Er kam noch näher, so nah, dass sie sich bei jedem ihrer schweren Atemzüge berührten. Die Wirkung blieb nicht aus. Ihre Brustwarzen wurden hart. Ihre Erregung nahm mit jeder Sekunde zu. Der Moment war gekommen. Sanft strich er ihr mit den Fingern über die Schläfe, die Wange und den Hals. Seine Hand fühlte sich warm an.
    Ihr stockte der Atem. Er war unendlich zärtlich. Und doch konnte sie in seinen Augen erkennen, wie es in ihm brodelte, wie ein Teil von ihm ganz andere Wünsche hegte, als behutsam mit ihr umzugehen. Nein, er wollte sie auf den Fußboden werfen, sich zwischen ihre Beine drängen und ohne Rücksicht in sie eindringen. Allein seine Willenskraft hielt das wilde Tier im Zaum. Und sie hegte den tollkühnen Wunsch, dieses wilde Tier aus seinen Fesseln zu befreien. Sie wollte auf dem Tiger reiten und das Beben seiner Flanken spüren, wenn er brüllte.
    Unter seiner Hand raste ihr Puls. Mit den Fingern glitt er weiter über die Schulter, den Arm entlang. Sie hätte

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