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Seelensunde

Seelensunde

Titel: Seelensunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silver Eve
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Namen überhaupt nicht zu erwähnen. Das Risiko, dass etwas an die falsche Adresse gelangte, war viel zu groß. Schon der kleinste ungewollte Hinweis konnte fatale Folgen haben. Dana war in Sicherheit. Nur Roxy war imstande, sie aufzuspüren, was sie ebenfalls aus dem Grund unterließ, niemanden auf die Fährte zu locken. Und dabei sollte es fürs Erste bleiben.
    „Wenn ich dich recht verstehe, wissen wir, auf einen kurzen Nenner gebracht, so gut wie nichts“, fasste Malthus zusammen. „Nun, leider kann ich auch nichts beitragen. Obwohl ich im Setnakht-Tempel gewesen bin.“
    „Du warst dort?“ Alastor war verblüfft. „Hast du nicht doch irgendetwas aufspüren können?“
    „Nichts, was für unsere Sache interessant wäre. Allerdings haben sie dort ein paar ganz erlesene Sammlerstücke.“
    „Malthus, du hast doch nicht …“
    „Wunderbare Sachen. Zum Beispiel ein Parfümfläschchenaus farbigem Glas in Form eines Fischs. Genial, sage ich dir. Besonders weil es so alt ist, dass es schon lange vor der Erfindung der Glasbläserkunst hergestellt worden sein muss. Es stand in einem der Büros einsam auf einem Regal.“
    „Und du hast es gestohlen?“
    „So würde ich es nicht ausdrücken. Sagen wir, auf unbestimmte Zeit ausgeborgt. Ich konnte einfach nicht anders.“ Alastor hörte Malthus’ tiefes dunkles Lachen. „Als ich in den Tempel gegangen bin, hatte ich wohl erwartet, ein großes Schild zu finden, auf dem steht: ‚Zu Lokan Krayls sterblichen Überresten hier entlang.‘“
    Malthus’ bittere Scherze konnten nicht über den Schmerz hinwegtäuschen, den ihm der Verlust Lokans bereitete. Alastor empfand dasselbe. Eine Weile herrschte betretenes Schweigen. Dann fuhr Malthus fort: „Wenn es nach Dagan ginge, würden wir die ganzen verdammten Setnakhts ausrotten. Und ebenso jeden, der auch nur entfernt im Verdacht steht, mit dem Verbrechen an Lokan etwas zu tun zu haben.“
    Alastor kannte die Einstellung seines älteren Bruders. Am liebsten hätte Dagan obendrein noch Xaphan den Krieg erklärt. Und bestimmt würde es ihnen für einen Moment eine gewisse Befriedigung verschaffen, mit ein paar Leuten abzurechnen, die es sicherlich verdienten und von denen man mit einiger Gewissheit sagen konnte, dass sie zu Lokans Ermordung beigetragen hatten. Aber das würde Lokan nicht zurückbringen – im Gegenteil. Damit würden vermutlich die Letzten dahingerafft, die noch darüber Auskunft geben konnten, wo sich Lokans Seele aufhielt und wo seine Überreste zu finden waren. Beides, Lokans Leib und Seele, aufzutreiben und miteinander zu vereinen, war die einzige Chance, ihn wieder zum Leben zu erwecken.
    Alastor verabschiedete sich von Malthus und beendete frustriert das Gespräch. Sein Blick fiel auf die Couch. Das Mädchen hatte sich auf die Seite gedreht, die Hände unter die Wange geschoben und schlief tief und friedlich. Wenn sie wirklich unter Drogen gestanden hatte, würde sie gewiss noch ein paar Stundenso weiterschlafen, schätzte Alastor.
    Da er nicht recht wusste, was er mit sich anfangen sollte, wanderte er durch die Räume an der Küche vorbei, bis er in den hinteren Wohnraum gelangte. Hier sah es gemütlich aus. Ein einladendes Ledersofa stand an der Wand, davor ein niedriger Couchtisch. Was auf diesem Tisch stand, ließ Alastor jedoch stutzen. Es waren eine große Tüte mit grobem Salz, ein Krummdolch mit goldenem Griff und fünf weiße Kerzen. Ganz offensichtlich hatte hier jemand ein Beschwörungsritual abgehalten.
    Unwillkürlich fiel Alastor ein, wie er Naphrés Name in Sutekhs großem Buch der ihm geschuldeten Seelen entdeckt hatte. Hatte sie Sutekh beschwören wollen?
    In diesem Falle musste sie sich auf eine Enttäuschung gefasst machen. Sutekh ließ sich nicht beschwören. Er war in seinem Unterweltreich eingeschlossen. Selbst wenn er gewollt hätte – und er hätte der Welt der Sterblichen sicherlich gern einen Besuch abgestattet –, konnte er es nicht verlassen. Dieser Umstand war Bestandteil der sechstausendjährigen Waffenstillstandsvereinbarungen zwischen den Fürsten der Unterwelt.
    Alastor hörte etwas wie ein gedämpftes Poltern oder Stampfen aus dem Stockwerk über ihm und Naphrés laute Stimme: „Hau ab, du Miststück! Runter von mir!“
    Ohne zu überlegen, trat Alastor in Aktion. Seine überragende Schnelligkeit brachte ihn innerhalb von zwei Sekunden vor Naphrés Schlafzimmertür im Obergeschoss. Er riss sie auf, ohne anzuklopfen, und schaute mit wildem Blick in alle Ecken

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