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Seelensunde

Seelensunde

Titel: Seelensunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silver Eve
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Yomotsuhirasaka .“
    „ Yomo …?“
    „So heißt die Höhle, durch die man nach Yomi gelangt.“
    Alastor betrachtete nachdenklich den Felsen. „Und du meinst, das ist dieser Brocken hier?“ Die Geschichte, die Naphréerzählt hatte, leuchtete ihm ein. Auch er konnte sich vorstellen, dass sie an der Pforte zu Yomi angelangt waren. Das änderte jedoch nichts an seinem Gefühl, dass sie lieber schleunigst verschwinden sollten.
    Alastor überlegte kurz, dann untersuchte er den Felsen rasch, indem er die Kanten, besonders die untere, abtastete. Schließlich kletterte er an der Felswand neben dem riesigen Stein hinauf, bis er etwa eine Höhe von vier Metern erreicht hatte, um nachzuschauen, ob der Weg vielleicht über den Felsen hinwegführte. Aber nichts.
    „Izanami!“, rief er laut. Plötzlich kam ihm ein kalter Windstoß entgegen, aber das war die einzige Antwort, die er erhielt.
    Er drehte sich zu Naphré um. Die hatte sich hingehockt und tastete die Unterseite des Felsens ab. Alastor konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Als hätte sie seinen Blick bemerkt, schaute sie auf und lächelte zurück. „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser, nicht wahr?“, rief er hinunter. „Suchst du den geheimen Hebel, den ich übersehen habe, mit dem man das Ding aufbekommt?“
    Sie zuckte nur die Schultern. „Die Shikome hat gesagt, ich bin der Schlüssel, oder nicht?“
    Natürlich. Ich bin ein kompletter Idiot, dachte Alastor. Von ihm wollte Izanami ja nichts. Sie hatte keinen Grund, ihm die Gunst eines Besuchs in ihrem Reich zu gewähren. Sie war allein an Naphré interessiert. Die Shikome hatte durchblicken lassen, dass er nur geduldetes Beiwerk war.
    Verdammter Mist!
    Er kletterte wieder ein Stück abwärts, dann sprang er hinunter und landete so dicht bei Naphré, die gerade dabei war, sich wieder aufzurichten, dass er sie fast umgestoßen hätte. Er packte sie am Arm und zischte: „Das hier ist eine elende Falle.“ Er war wütend, vor allem auf sich. Wie hatte er so vernagelt sein können? Die Shikome hat mit ihm gespielt. Sie hat ihm Butchers Schwarze Seele als Köder vor die Nase gehalten, und er hatte angebissen. Dabei war es die ganze Zeit nur um Naphré gegangen.
    Aber warum? Warum waren sie so hinter ihr her?
    Bevor er sich mit dieser Frage eingehender beschäftigte, musste er sie erst einmal in Sicherheit bringen. Er nahm sie so fest an die Hand, wie er konnte, ohne ihr die Knochen zu brechen, indem er seine Finger mit ihren verschränkte. Naphré wehrte sich nicht. Sie stellte auch keine Fragen. Alastor konzentrierte sich, um das Portal zu beschwören. Er musste dazu die Kräfte sammeln, die zwischen Ober- und Unterwelt hin und her fluteten, um sie in einem einzigen Moment zu bündeln, damit er eine Lücke zwischen den Welten aufreißen konnte, die ihnen die Flucht erlaubte.
    Zu spät.
    Mit ungeheurem Gebrüll rauschte eine haushohe Flutwelle durch das Flussbett heran.
    Versinken. Vergessen.
    Wie mit einem Skalpell schlitzte die Kälte ihn auf, sodass die Haut sich teilte und Fleisch und Knochen bloß lagen. Normalerweise war er gegen Kälte unempfindlich. Aber dieser alles betäubende Schock machte zunichte, was an göttlicher Natur in ihm war. Der Anteil, der Sutekhs Sohn war, war ausgelöscht. Geblieben war der sterbliche Rest, der zitternd diesen eisigen Kristallen ausgeliefert war, die ihn bis zu den Haarspitzen bedeckten.
    Tod durch Erfrieren, Ertrinken. Tod durch Einsamkeit und Selbstverachtung. Woher kamen diese Gedanken? Er hatte sie doch schon lange hinter sich gelassen.
    Er öffnete die Augen und schaute in ihre Augen, die so tief und unergründlich waren wie ein Bergsee. Naphré. Sie war da, vor ihm. Nein, in ihm. Sie hörte, was er hörte, und wusste, was er wusste.
    Er wollte das nicht. Er wollte nicht, dass sie erfuhr, was für ein Feigling er gewesen war. Dass sie herausbekam, wie oft er sich schon das Leben hatte nehmen wollen. Die Finsternis in ihm, als er zum ersten Mal eine Schwarze Seele geholt hatte. Alser entdeckt hatte, dass es einen Teil von ihm gab, der sich daran berauschte, Herzen und Seelen zu ernten. Sein Selbsthass bezog sich nicht darauf, was er darstellte. Er bezog sich darauf, dass er Gefallen daran fand.
    Er wollte sterben, sich töten. Er hatte es versucht, und er war gescheitert.
    Gerettet hatte ihn Lokan. Auch Malthus und Dagan, obgleich sie immer behaupteten, er hätte sich selbst gerettet. Es hatte lange gedauert, bis er gelernt hatte, die Dämonen in ihm zu

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