Seelentausch - Ein dunkles Familiengeheimnis (German Edition)
ihm hinterher«, forderte sie ihren Mann auf.
Wolfgang nickte und verschwand eilig aus dem Raum.
Was war das eben bloß für einen Ausbruch gewesen? Warum war dieser Oldie dermaßen ausgetickt? Maren beobachtete Hannelore, die keine Anstalten machte, sich zu erheben. Normalerweise wäre Peters Mutter wie eine Furie in die Küche gestürmt und hätte Schaufel und Besen geholt, um die Unordnung so fix wie möglich aufzuräumen. Aber diesmal nicht. Hannelore beachtete den Fleck an der Tapete überhaupt nicht.
Nach einer Weile griff Hannelore sogar zum Brötchenkorb und fing an, Nutella auf eine der Hälften zu schmieren. Ganz gemächlich, als hätte das gemeinsame Frühstück gerade erst begonnen. Dabei war es längst schon wieder zu Ende.
Maren stützte den Kopf auf die Hände. Vielleicht war dies die passende Gelegenheit, um mit Peters Mutter ungestört ins Gespräch zu kommen. Bisher hatte sich das irgendwie nie ergeben.
»Das Verhältnis zwischen dir und deiner Mutter scheint sehr belastet zu sein«, begann sie ganz behutsam. »Ist sie eine schwierige Frau?«
Hannelore starrte auf ihren Teller, hatte die Augenbrauen ein wenig nach oben gezogen und den Mund zusammengekniffen. Wahrscheinlich würde Peters Mutter den Gesprächsversuch mit einer knappen Antwort im Keim ersticken. Die Familie sprach eben nicht gern über die alten Zeiten.
Als Hannelore sich dann aber zurücklehnte und sagte: »Meine Mutter hat es letztendlich nie verkraftet, dass sie von meinem Vater einfach sitzen gelassen wurde«, war Maren fast zu perplex, um irgendeine Reaktion zu zeigen.
»Ahh …«, antwortete sie unbeholfen.
»Zumal das Warum nie klar wurde«, fuhr Hannelore fort. »Die beiden hatten sich weiß Gott auch mal gestritten, aber alles in allem führten sie eine zufriedene und harmonische Ehe. Bis zu dem Tage, als Vater plötzlich das Weite suchte.«
»Ihr hattet keinen Verdacht, dass so etwas passieren könnte?«
»Überhaupt nicht. Die Beweggründe meines Vaters liegen völlig im Dunkeln. Es gab jedenfalls keine andere Frau. Das hat uns auch Karl Gustav bestätigt.«
»Lackner?«, fragte Maren, und Hannelore nickte. »Was ist mit Lackner? Ist er ein Freund deiner Eltern gewesen?«
»Er war ein Freund meines Vaters. Sie haben im Krieg zusammen gekämpft.« Hannelore beugte sich vor und presste die Finger aneinander. »Karl hatte uns damals in der schweren Zeit beigestanden. Das vergesse ich ihm nie. Ich war nämlich gerade mit Peter schwanger geworden, als Vater meine Mutter verließ.«
»Also hattest du bereits deine eigene Familie.«
»So war das früher nicht. Schon gar nicht in einer Bauernfamilie. Wir lebten alle gemeinsam in diesem Haus hier. Mutter und Vater, ich und seit einiger Zeit auch Wolfgang, den ich aber noch nicht geheiratet hatte. Daher hatte mich Vaters Weggang auch direkt betroffen. Mutter hatte nur mich zum Reden.«
Maren verzog den Mund. Da war die allzeit korrekte Hannelore schwanger geworden, ohne geheiratet zu haben. So eine Nichteinhaltung der Reihenfolge war in traditionellen Bauernfamilien sicherlich nicht gerade etwas, dass man mit Stolz verkündete.
»Karl Gustav hatte uns daraufhin fast jeden Abend besucht. Vielleicht hatte er in dem ganzen Durcheinander auch mal eine kurze Beziehung mit meiner Mutter. Gut möglich. Ich weiß es aber nicht genau. Jedenfalls war Karl als väterlicher Freund auch später stets für mich da. Er hatte sich um mich gekümmert, als das Baby schließlich zur Welt kam. Zu diesem Zeitpunkt hatte meine Mutter schon schwer mit dem Verlust ihres Mannes zu kämpfen. Und Wolfgang war monatelang auf Montage in Dubai.«
Maren zog die Stirn kraus.
Hannelore schmunzelte und erklärte: »Wolfgang war früher Landmaschinentechniker für eine große amerikanische Treckerfabrik und musste oft geschäftlich in den Mittleren Osten. Im Wüstensand gaben die empfindlichen Motoren fast im Sekundentakt den Geist auf und mussten immer wieder auseinandergebaut und zusammengeflickt werden.«
Maren lächelte. Davon hatte ihr Peter nie erzählt. Sie griff nach dem Brötchen und zwang sich förmlich, einen Bissen zu nehmen. Sie wollte jetzt nicht den Eindruck erwecken, mit Frühstücken fertig zu sein. Ihr Arm streckte sich nach der Kaffeekanne aus. Sofort sprang Hannelore auf und schenkte ihr ein. Zufrieden registrierte Maren, dass Hannelore sich anschließend ebenfalls ihren Becher auffüllte.
»Und was ist dann vorgefallen? Ich meine, das Verhältnis zwischen dir und deiner Mutter
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