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Seelentausch - Ein dunkles Familiengeheimnis (German Edition)

Seelentausch - Ein dunkles Familiengeheimnis (German Edition)

Titel: Seelentausch - Ein dunkles Familiengeheimnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Stefan Burkhardt
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dass es sein Gewicht überhaupt hielt.
    Das Bild einer schwarzen Katze tauchte für Sekunden in seinen Gedanken auf und ließ ihn schmunzeln. Wie kam sein Unterbewusstsein ausgerechnet in dieser Situation auf eine Katze? Seit Ewigkeiten hatte er keine Katze mehr gesehen.
    Kurze Zeit später standen sie in einer Reihe hintereinander. Jemand rief, dass es weitergehe, und die Einheit begann, einen kleinen Abhang herunterzumarschieren.
    Peter hielt Ausschau nach dem Hauptmann, aber der Kerl war nirgends zu entdecken.
    Seine Kameraden sahen ausgemergelt und krank aus. Dieter lächelte ihm erschöpft zu. Seine Haut war grau geworden, die Falten auf seinen Wangen noch tiefer. Seine Augen lagen in ihren Höhlen und rollten unablässig wachsam und unruhig umher.
    »Der Angriff von voriger Woche steckt mir noch immer in den Knochen«, sagte er heiser.
    Peter spürte das dumpfe Pochen in seinen Beinen und nickte.
    »Mir auch. Das kannst du glauben.«
    Am Ende einer Senke mussten die Männer sich erneut nebeneinander aufstellen. Von Weitem drangen Motorengeräusche zu ihnen herüber. Einige Minuten später tauchte ein einzelner Lkw auf, der sich auf einem schmalen Feldweg zwischen den Bäumen entlangarbeitete.
    »Unser Nachschub kommt endlich«, kommentierte Dieter.
    Dennoch klang es alles andere als zuversichtlich.
    Der Lastwagen blieb im Schutze der letzten Tannen stehen. Die seitliche Ladeklappe öffnete sich, und unter der Plane sprangen Soldaten heraus. Ihre Uniformen sahen aus, als hätten sie die Kleiderfabrik gerade erst verlassen. Die Männer stellten sich in einer Reihe neben dem Lkw auf und schauten neugierig in ihre Richtung.
    Dieter grummelte böse.
    »Für zwanzig gefallene Kameraden schicken sie uns gerade mal sieben neue.«
    »Warum?«, fragte Peter flüsternd.
    »Als ob dir das nicht klar wäre. Der Rest wird an wichtigeren Fronten gebraucht.«
    Peter nickte und versuchte, die Zehen in den zu engen Stiefeln zu bewegen. Er hatte Angst, dass seine Füße gleich einfrieren würden. Sein Blick ruhte unablässig auf den frischen Kameraden, die noch immer wie Hühner auf der Stange am Lkw warteten. Der zweite von rechts kam ihm bekannt vor, und er fixierte den Mann mit den blonden Haaren und den kleinen Äuglein hinter seinen schweren Brillengläsern.
    Dennoch wollte ihm nicht einfallen, woher ihm die Visage etwas sagte.
    Der Soldat schaute nun ebenfalls in seine Richtung und lächelte unsicher wie ein Schuljunge, der unmittelbar vor der ersten Verabredung seines Lebens stand. Peter verkniff sich jegliche Reaktion und blickte schnell auf das Kabinenhäuschen des Lastwagens. Gerade eben wurde die Beifahrertür geöffnet. Zuerst sah er die schweren, tadellos glänzenden Stiefel auf den Trittbrettern. Ihm war sofort klar, zu wem die Treter gehörten.
    Der Hauptmann sprang mit einer eleganten Bewegung in den Schnee. Seine schulterlangen Haare flogen auf wie bei einer Werbung für Frauenshampoo. Hätte diese Gestalt nicht so etwas Abschreckendes an sich gehabt, hätte Peter die Situation lustig finden können. So aber störte es ihn wenig, dass sich der Hauptmann zunächst überhaupt nicht um die angetretenen Männer kümmerte. Er stolzierte hinüber zu den Neuankömmlingen, sprach leise auf die Männer ein und wandte sich erst danach um.
    »Mit neuer Stärke können wir endlich den nächsten Vorstoß wagen«, rief er ihnen zu. Sein Blick wanderte über die Soldaten und blieb schließlich bei Peter hängen. Einige Sekunden lang wirkten seine Augen wie unergründliche schwarze Löcher, dann begannen sie plötzlich zu glühen.
    Mit einem leisen Aufschrei wandte Peter sich ab.
    Später am Tage gab es das, was Dieter ein Kennenlernkränzchen nannte. Neue und alte Soldaten saßen zusammen am Lagerfeuer und tauschten sich aus.
    Peter saß abseits des Geschehens und blickte in den Sternenhimmel. Kurz überkam ihn ein Gefühl wie Heimweh. Doch sosehr er auch nachdachte, es wollten ihm keine Gesichter einfallen, die in der Heimat auf ihn warteten. Es war fast so, als hätte er vergessen, wer seine Lieben zu Hause waren.
    Ein absolut befremdliches Gefühl.
    »Störe ich?«, fragte plötzlich eine helle Stimme neben ihm.
    Der blonde Typ mit der Lupenbrille stand vor ihm.
    »Nö.«
    »Ich gucke auch lieber in die Sterne, als am rauchigen Feuer zu sitzen.« Er streckte seine Hand aus und nickte einmal kurz. »Gestatten, Karl Gustav.«
    »Wilhelm«, sagte Peter und schüttelte die Hand. Erst dann wurde ihm bewusst, was er da eben gesagt

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