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Seelentod

Seelentod

Titel: Seelentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Cleeves
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mit langen Haftstrafen.
    Wenn man Mattie jetzt sah, konnte man kaum glauben, dass sie gefährlich sein sollte. Er sprach in einem kleinen Büro mit ihr, das die Gefängnisangestellten ihm widerwillig im Krankenflügel zur Verfügung gestellt hatten. Als er in Begleitung eines Wärters, der ihn von der Pforte zu dem Büro führte, dort ankam, war sie schon da. Sie trug einen Trainingsanzug, der zur Gefängniskleidung gehörte, aber an den Füßen hatte sie Hausschuhe, und sie sah sehr jung aus, erinnerte Joe an seine kleine Tochter, wenn die fertig zum Ins-Bett-Gehen war. Bei seinen Besuchen im Gefängnis brachte er immer eine Kleinigkeit mit, um die Zungen zu lösen – in der Regel Zigaretten, vor allem, wenn er einen männlichen Gefangenen besuchte, Zigaretten, die während des Gesprächs eine nach der anderen geraucht wurden, da es den Gefangenen verboten war, etwas von der Befragung mitzunehmen. Die meisten Männer rauchten. Doch bei einem Besuch im Krankenflügel waren ihm Zigaretten unpassend vorgekommen, deshalb überreichte er Mattie eine kleine Schachtel Pralinen, unsicher, ob das den Vorschriften entsprach.
    Mattie wirkte über die Maßen dankbar und hielt die in Geschenkpapier verpackte Schachtel auf ihrem Schoß fest.
    «Hat diese fette Kommissarin Sie geschickt?»
    Sie konnte nur Vera meinen. «Aye, sie hat gedacht, Sie könnten etwas Gesellschaft gebrauchen.»
    «Sie ist furchtbar nett.»
    Nicht, wenn Sie sie richtig kennenlernen.
    Mattie sah ihn an. Große, blaue Augen in einem runden, weichen Gesicht. «Aber was wollen Sie wirklich?»
    «Mit Ihnen reden», sagte er. «Über Jenny Lister.»
    Sie nickte. «Aber ich habe der Dame alles gesagt, was ich weiß.»
    Vera würde es gefallen, dass man sie eine Dame nennt!
    «Sie waren krank», sagte Joe. «Sie hatten Fieber. Wir haben uns gedacht, dass Sie sich jetzt vielleicht an mehr erinnern.»
    «Es zwickt immer noch», sagte sie und hob ganz unbefangen das Oberteil ihres Trainingsanzugs hoch, um ihm den Verband an ihrem Bauch zu zeigen. Wieder musste er an seine Tochter denken, wenn die ihm eine Schramme auf dem Knie zeigte.
    «Das muss sehr wehtun», sagte er freundlich. Er konnte verstehen, wieso Mattie es Jenny so angetan hatte, warum sie jede Woche zu Besuch gekommen war, auch wenn sie offiziell überhaupt nicht mehr für Mattie zuständig gewesen war. «Erzählen Sie mir von Jennys Besuchen», fuhr er fort. «War es jede Woche dasselbe?»
    «Ja. Jede Woche. Nicht in dem großen Besuchszimmer – Sie wissen schon, wo man seine Familie sehen kann und es Spielsachen für die Kinder gibt. Sie hat gesagt, da wäre es zu laut und wir könnten uns nicht richtig unterhalten. Obwohl sie einem Tee bringen, wenn man da drin ist, und es gibt Kekse – mit Schokolade, wenn man früh dran ist.» Sie schaute auf die Pralinen, die er ihr mitgebracht hatte.
    «Warum machen Sie sie nicht auf?» Joe lächelte. «Ich selbst bin nicht so versessen auf Süßigkeiten, aber Sie können doch ein paar essen.»
    Sie riss das Papier von der Schachtel und nahm eine Praline heraus.
    «Wo haben Sie denn dann mit Jenny gesprochen?»
    «In einer von diesen kleinen Kabinen, wo man mit seinem Anwalt spricht oder mit der Polizei.» Sie hatte den Mund schon voller Erdbeercreme.
    Heißt das, Jenny hat nicht gewollt, dass jemand mithören kann? «Und worüber haben Sie gesprochen?»
    «Wir haben über mich gesprochen, wie ich der Dame schon gesagt habe. Jenny wollte ein Buch schreiben.»
    «Hat sie sich Notizen gemacht?»
    «Ja, meistens. Manchmal haben wir auch nur geredet.»
    «Wo hat sie sich die Notizen aufgeschrieben?»
    «In einem großen, schwarzen Buch.» Mattie langweilte sich bereits. Vielleicht verpasste sie gerade etwas, was sie im Fernsehen im Krankenflügel sehen wollte.
    «Hat sie mit Ihnen über Michael gesprochen?»
    «Sie hat gesagt, dass ich ihn vergessen muss.» Mattie streckte die Hand aus und nahm sich noch eine Praline, wickelte sie vorsichtig aus dem Silberpapier und steckte sie sich in den Mund. «Sie hat gewollt, dass ich ihr von der Zeit erzähle, wo ich noch klein war, dass ich ihr sage, an was ich mich aus meiner Kindheit erinnern kann.»
    «Wo sind Sie denn aufgewachsen?», fragte er.
    «Auf dem Land», sagte sie. «Das ist jedenfalls das, woran ich mich erinnere. Ich war noch ganz klein, bevor ich in Pflege gekommen bin. Wenigstens glaube ich, dass das war, bevor ich in Pflege gekommen bin. Oder vielleicht bin ich auch nur mal zu Besuch da gewesen. Da war

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