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SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)

SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)

Titel: SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
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beklommen, dann nahm er Liran kurz in den Arm und fuhr mit seinem Ärmel über die Nase.
    »Verdammter Heuschnupfen«, murmelte er.
    Den Mann in Schwarz ließ Liran links liegen. Der Krieger war froh, dass Nilahs Vater daran gedacht hatte ihm Kleidung mitzubringen und er nun aus diesem Gärtnerkram heraus war. Er drehte sich noch einmal um, dann ging er nach draußen.
     
    Alle verabschiedeten sich voneinander und Nilah war schon auf dem Weg hinaus, als Pater Skelling sie am Arm berührte und lachend auf die Szene deutete.
    »Da haben wir aber heute Abend eine anständige Geschichtslektion erlebt, wie? Ich hoffe, Atticus hat Recht mit seiner These und findet diesen verwunschenen Ort. Es würde Irland um eine fulminante Attraktion reicher machen. Wäre gut für das Land und sein Erbe.«
    Nilah starrte ihn an. Sie hatte genau gehört, wie abfällig er verwunschenen Ort betont hatte. Er hätte besser gleich Räuberpistole sagen sollen, so wie er es auch gemeint hatte.
    »Es gab einige Menschen, die mit ihren Thesen die Welt verändert haben«, gab sie ruhig zurück, auch wenn es Kraft kostete. Dieser ignorante Trottel machte sich über all das lustig, was sie erlebt hatte und das war keine Geschichtslektion gewesen, sondern eine tödliche Gratwanderung, bei der sie und andere geliebte Menschen ihr Leben hätten lassen können. Sie ließ ihn wortlos stehen, als sie das erschrockene und gleichzeitig angewiderte Gesicht des Paters genug genossen hatte.
    »Ich hoffe, Ihr hübscher Anhänger bringt Ihnen Glück, Nilah van Arten«, rief er ihr nach. Doch Nilah hörte gar nicht mehr hin.
     
     
     
    Seit über zehn Minuten saßen alle schweigend da und ein jeder hatte den Kopf selbstvergessen in die Nacht gedreht, die an den Fenstern vorbeizog. Allein das gleichmäßige Summen des Motors und das Licht der beiden Scheinwerfer, die ihre grellen Strahlen durch das bergige Auf und Ab der Halbinsel Dingle warfen und wie gleißende langgliedrige Finger über Asphalt, Hänge, Natur und Mauern huschten.
    Der Mond hatte die Farbe einer blassen Orange, als hätte sich seine Oberfläche noch mit dem letzten Licht des Sonnenuntergangs vollgesogen, das er jetzt auf seinem eigenen Weg über die Welt langsam abschüttelte. Er tauchte das Land unter sich in eine gewaltige archaische Kulisse.
    Nilah kurbelte das Fenster herunter und ein warmer Wind fuhr durch ihre Haare. Wie ungewöhnlich warm es war. Sie hielt eine Hand hinaus, so wie sie es früher immer gemacht hatte, und der Fahrtwind strich wie weiche Watte über ihre Haut. Sie schnupperte in die Dunkelheit und roch das Meer, satte, fruchtbare Erde und sogar etwas Sommerduft. Eine Stimme in ihr sagte, dass sie diesen Duft nie wieder vergessen dürfe. Sie versuchte Angst in ihren Adern zu finden. Schicksalsergebene zwar, aber dennoch Angst, doch sie fand keine und war mehr erstaunt als froh darüber.
    Weiter und weiter flog die Landschaft an ihr vorbei. Nur Augenblicke, die im nächsten Moment durch andere ersetzt und überschrieben wurden. Noch immer spürte sie den Kuss auf ihren Lippen. Ebenfalls ein Echo, welches wohl ihr restliches Leben wiederhallen würde. Die erste Liebe, der erste wirkliche Kuss .
    Liran saß neben ihr, den Kopf gesenkt, die Augen geschlossen, als führe er eine stumme Unterhaltung mit seinem Inneren. Das Messer lag in seinem Schoß, seine schlanke Hand ruhte auf dem Griff, der mit dunklem Leder umwickelt war und auf der Klinge, die fürchterlich scharf aussah, erkannte sie die eingravierten Zeichen. Sie zogen sich vom Heft bis zur Spitze und waren genau so geformt, wie Atticus die Ogham-Schrift beschrieben hatte. Ein langer durchgehender Strich, von dem gerade oder in Winkeln abzweigende viele kleine Striche zu beiden Seiten abgingen. Sie fragte sich, was wohl darauf stand und ob es Magie war, so wie der Mann neben ihr, der so dicht bei ihr saß, dass sie seinen Körper an ihrem spüren konnte.
    Seltsam war, dass sie sich so ruhig dabei fühlte. Plötzlich fiel ihr etwas auf. Immer wenn sie in seiner unmittelbaren Nähe war, schien ihr Körper ruhiger zu atmen, schien die Welt, so grausam und zerrissen sie auch war, einen Schnittpunkt zu haben, an dem sie sich ausruhen konnte, innehielt. So ähnlich war es ihr ja schon mit dem Drachen in ihrer Seele gegangen.
    Vorsichtig und ganz behutsam nahm sie ihre rechte Hand und legte sie um sein linkes Handgelenk, das auf dem Bein lag. Sie brauchte einige Atemzüge, bis sie seinen Puls gefunden hatte und dann spürte sie

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