SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)
Seine Schulter stieß gegen die Felswand und ließ sie zerbersten, doch er hielt den feurigen Blick weiter auf Huslak.
»Du bist ein verdammter Waschlappen«, rief dieser. »Ich habe Deinesgleichen so lange gejagt und jedes Mal fallt ihr auf die selbe Finte herein.« Der Drache knurrte, dass die Schlucht wackelte.
»Willst du mir jetzt etwa Angst machen? Komm doch her du dicker schwerfälliger Kerkerinsasse. Zeig es mir!«
Jetzt fauchte der Drache, Hitzewellen stoben aus seinem Rachen. Doch die Flammen erreichten Huslak nicht. Es wurde nur ein wenig kuschelig.
»Weisst du, was ich jetzt tun werde? Ich werde deinen Namen ... deinen menschlichen Namen an meinen Meister weitergeben. Und dann fällt alles. Du! Dieses Mädchen und jeder, der sich uns in den Weg stellt!«
Kaum hatte er das ausgesprochen, da stieß sich die vordere Drachentatze in den Boden und das Vieh rannte los.
Huslak war erstaunt, aber nur für einen Moment.
Er sah, wie sich die Pranken in die Schlucht gruben, wie die eines Tieres, das gewinnen will. Dann zählte er ab: 21 ...22 ...23 ...24 ... und als er die aufgewirbelten Splitter, welche die Krallen schlugen, schon auf seinem Rücken spüren konnte, da durchtrennte er die Angelsehne, die über den Boden gespannt war und ließ sich zu Boden fallen.
Nilah konnte nicht mehr. Sie wollte nicht mehr. Sie löste sich innerlich auf, das fühlte sie. Die Säule des Magiers schwebte auf sie zu, bis sie nur noch zwei Meter entfernt war. Nilah konnte nicht einmal mehr das grausame Gesicht schocken.
»Das ist es, was du schützen und sogar erneuern sollst?«, fragte der Sunabru mitleidig.
Nilah senkte den Kopf, sie konnte ihm nicht in die Augen sehen, die mit all ihrer Kraft auf sie einwirkten. Sie spürte, was er meinte.
»Hast du gesehen, was sie tun? Sie schlachten die Erde! Niemals habe ich solche Zerstörung gesehen – ich bin geradezu erschüttert!«
Sie versuchte die Worte abzuwehren. Aber sie schlängelten sich in ihre Ohren und es schien, als würden sie dort nochmals alles wiederholen, nur noch lauter, eindringlicher. Sie fing an ihre Finger gegeneinander zu zählen. Alles, was sie von dieser Stimme fort brachte, war ihr recht.
Aber sie ging nicht fort.
»Selbst ich, in einer Zeit des Schwertes und des Blutes geboren, bin entsetzt über das, was ich hier in dieser Welt, in dieser Zeit antraf.« Der Magier schlug dramatisch seinen Umhang herum und deutete mit seinen dreizehn Fingern anklagend in die Tiefe.
»Glaubst du etwa, dies hier sei mein Werk? Weit gefehlt«, schmatzten seine Lippen. Er hob die Arme so, als wollte er sich ergeben. Dann schnaufte er tief.
»Nilah«, flüsterte er sanft. »Seit sie aufrecht stehen können, tun sie nichts anderes als ihre Götter zu lästern. Sie finden immer wieder neue Ausreden dafür, Dinge zu tun, die ihre Schriften ihnen eigentlich verbieten.« Er hielt kurz inne, schien etwas zu überdenken.
»Mag sein, dass sie um die Bedeutung der Dinge wissen, ja sogar ihre Nützlichkeit erkennen, aber sie wischen diese Gedanken fort, wie lästiges Fliegengeschwirr. Die vielen Kammern, welche in ihren Rippen schlagen, ahnen sehr wohl, dass sie unrecht tun, nicht auf ewig so weitermachen können. Dennoch tun sie es. Denn nichts ist ihnen heiliger als die Gegenwart und etwas, dass du und deine Welt - Macht nennt. Sie werden nicht aufhören, Nilah, sie werden weiter das tun, was sie immer getan haben, weil sie es nicht anders wollen! Jene, die aufbegehren, werden an den Rand gedrängt von der Macht. So war es immer und wird es immer sein!«
Nilah wollte sich die Ohren zuhalten, nein, sie wollte die Ohren offen halten. Hatte er nicht Recht? War es nicht genau so?
Zweifel rann in ihr Herz, wie klebriger dunkler Harz.
»Wenn ich aufgebe, wenn ich das tue, dann bin ich nur«, sie schluckte, «dann bin ich nur ein weiteres totes Auge, das dir dient und niemals mehr seinen Weg zurückfindet. Ich würde niemals mehr das Licht betrachten, wenn sich eine Kerze auf der Haut eines anderen spiegelt. Ich würde niemals erfahren, wie es ist, jemandes Körper im Rücken zu spüren und seinen ruhigen Atem zu hören, wenn man genau das braucht, um endlich einmal die Augen zu schließen, um zu träumen und nur Geborgenheit zu spüren. Von Wellen und Bergen, von Wind und Mondlicht. Ich würde es nicht mehr erleben, wenn warme Lippen sich auf meine senken und es sich fantastisch anfühlt. Wenn aus Verliebtsein Liebe würde. Ich würde auf DEINER Welt wandeln, die
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