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SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)

SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)

Titel: SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
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anderen gleiche.
    Aus ihrem einzigen Kuss entstieg der Wanderer
    Unter seinem Blick entstand die Welt.
     
    Nilah verstand die Worte. Es war der Anfang des Universums. Das vollkommene dunkle Schweigen vor dem Urknall. Bis unvorstellbare Energie in einem Ruf frei wurde. Licht und Materie, Pfad und Staub breiteten sich aus. Dann ballte sich die Materie zusammen. Wasserstoff bildete Wolken, wie Winternebel, die immer größer und mächtiger wurden, bis sie in sich zusammenstürzten. Sterne entstanden, Galaxien.
    Die Drachen, die Feuerschiffe fielen herab und streiften durch die endlosen Weiten. Suchten blutglühende Meere. So wie die noch junge Erde, die nur ein rotleuchtender Feuerball war. Und dann donnerte vor «,5 Milliarden Jahren ein kleiner Planet namens Theia in die Erde. Eine Drachin aus Wasser und Stein hatte endlich ihr Herz gefunden, welches wie sie war. Aus den emporgeschleuderten Trümmern, diesem einzigen Kuss, wurde der Wanderer geboren. Der Mond. Er stabilisierte den Planeten in seiner Umlaufbahn. Und dann nach langer langer Zeit entstand unter seinem Blick die Welt. Das Leben.
     
    Nilah hatte den Sohn der Schöpferdrachin in sich und das seit ihrer Geburt. Der Herrscher über das Wasser, der Bildner der Gezeiten. Alles fügte sich zusammen. Ihre Liebe zum Mond, ihre Liebe zum Meer. Ihre Liebe zu allem, das je entstanden war. Pflanzen und Tiere. Erde und Mensch. Entstanden im Wasser, bestehend aus Wasser. Eis und Materie.
    Deshalb hatte sie ihn Sternenwasser genannt. Aber es ging nicht um Namen und auch nicht um die Macht, die sie anderen verleihen konnten, wenn sie diese erfuhren. Nein, es war nur ein Wort. Denn Drachensprache funktionierte anders. Sie hatten Sunabru getäuscht. Nilah hatte ein ganz anderes Bild für ihren Seelendrachen gefunden. Sternenwasser war nur der Name gewesen, den der Magier auch hatte finden sollen.
    Alles war beisammen.
    Doch es war nichts mehr wie es sein sollte.
    Sie drehte sich wieder A´kir Sunabru zu, der wirkte, als sei ihm der Himmel auf die Schultern gesunken. Sie ging auf ihn zu. Ihre nackten Zehen am Meeresgrund. Mühsam hob er den Kopf. Dieses Gesicht, zusammengesetzt aus so vielen anderen, schief und entstellt. Der eine Arm, der aus dem Ende einer Baumwurzel bestand. Das blutige Haar, das jetzt schlaff an ihm herunter hing. Die aufgedunsene Haut, durchsetzt von Salzwasser, zweitausend Jahre lang in einem Steinsarg zersetzt.
    Sie berührte seine verkrustete Wange. Ja, es war nicht geplant gewesen. Nilah fühlte es. Er hatte früher wieder herauskommen wollen, viel früher.
    Sie spürte die Geschichte des Mannes, der einst A´kir Sunabru gewesen war. Nilahs Haar schwebte um sie herum. Das Wasser in ihren Lungen pulsierte warm, floss durch sie hindurch. Jetzt blickte der Magier sie an, als würde er sie erkennen. Ein  Lächeln erschien auf den zerschnittenen Lippen.
     
    Da war es. Weit zurück hatte es seinen Anfang genommen.
    Es war 480 v. Chr. Griechenland zog gegen die Perser in eine nie dagewesene Seeschlacht. Nilah sah ein Feldlager. Tausende saßen in der Nacht, über ihnen waren die Sterne, zwischen ihnen Hunderte Lagerfeuer. Es wurde geredet, gelacht, hier und da verängstigt geflüstert, doch sie verstand die Sprache nicht.  Helme, Schilde, Schwerter, Speere in hoffnungloser Unterzahl. Sie spürte die Anspannung. Ihr Blick heftete sich auf ein dichtes Gebüsch, weit ab der lagernden Soldaten. Ein hechelndes Stöhnen stieg in den Himmel. Neues Leben wollte heraus. Sie sah eine Frau, schweißüberströmt, die Sehnen am Hals gespannt wie Taue, die Hände in den trockenen Boden gegraben. Ein letzter erstickter Schrei, dann war es vollbracht und nur Sekunden später wimmerte ein Kind.
    Eingewickelt in ein dreckiges Tuch stolperte die Frau durch einige flache Hügel zurück zu den Lichtern des Soldatenlagers. Sie war schön, ein stolzes und ängstliches Gesicht. Das Gesicht einer Heerhure, die wusste, dass dies ihr Ende sein konnte. Doch Nilah fühlte den unbedingten Willen zu leben und auch die Hoffnung auf andere, bessere Zeiten.
    Nilah entdeckte die Frau wieder. Es mochten Wochen vergangen sein. Ausgezehrt war sie nun. Sie kämpfte mit sich selbst, mit ihrer eigenen Entscheidung und der Angst alles zu verlieren. Wieder war es Nacht. Die Frau bahnte sich einen Weg durch die Zelte, provisorische Unterstände. Sie suchte jemanden, das verrieten ihr gehetzter Blick und ihre zittrigen Beine. Oft wurde sie angerufen, lachend ans Feuer gebeten, aber auch grob

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