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SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)

SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)

Titel: SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
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angefasst. Sie sollte geben, was sie war – ihren Leib. Doch beim Anblick des Kindes, das kaum auf ihrem Arm unter den Tüchern zu erkennen war, traten die Männer zurück, als hätten sie Angst.
    Dann sah Nilah sie mit jemandem sprechen. Voller Verzweiflung waren ihre Gesten, ihr flehender Blick. Nilah fühlte auch die Emotionen des anderen und sie wusste, was geschehen würde. Er war ein grausamer Feldherr, berüchtigt für vieles, nicht aber für Gnade. Eine Narbe zierte sein kantiges Kinn. Mitten aus dem Nichts schlug der Mann die Frau nieder. Ihre Lippe platzte auf, sie fiel zu Boden, das Kind an sich gedrückt. Im Staub liegend redete sie weiter. Sie wickelte das Neugeborene aus den Tüchern, zeigte es ihm. Flackernder Feuerschein lag auf seinem Gesicht. Angeekelt trat der Mann zurück. Furcht in den Augen. Dann rief er Befehle.
    Zwei Männer kamen, beugten sich wortlos über die Frau. Der eine schlug sie hart gegen den Kopf, der andere riss ihr das Kind aus den Armen. Dann brach sich wilde Verzweiflung Bahn. Die Frau wehrte sich, schrie, betete, flehte, wurde zornig, bettelte wieder. Doch der Mann lachte nur. Die Frau kam schwankend auf die Füße. Aller Stolz war zu wütendem Hass geschmolzen. Wie eine Furie ging sie auf die Männer los, schrie nach ihrem Kind, ihrem Leben. Plötzlich erstarrte ihr Blick in Verwunderung. Ein roter, nasser Fleck breitete sich in ihrer Seite aus. Der Mann trat zurück und hielt einen langen Dolch in der Hand. Einer der anderen Männer stieß sie mit dem Fuß zu Boden. Sein Grinsen war grausam. Die Frau schien fassungslos, gebrochen. Als hätten ihr die Götter allesamt in einer Sekunde den Rücken zugewandt.
    Dann geschah etwas Unheimliches. Die Augen der Frau wurden zu purem Zorn. Sie erhob ihre zischende Stimme. Es klang nicht mehr wie ein Bitten oder ein Drohen, sondern wie eine Beschwörungsformel. Und sie sah auch keinen ihrer Peiniger an, sondern das Kind, das wie leblos am Arm des einen Soldaten hing. Die Männer wichen von ihr, der Feldherr brüllte etwas und ein anderer Soldat trat schnell zu ihr, schlug ihr seinen Speer über den Kopf. Noch im Fallen hörte Nilah die letzten geflüsterten Worte der Mutter.
    Der Feldherr stand auf einer Klippe. Ohne Zögern band er ein Seil um einen großen Stein, an das andere Ende das Kind. Er hob beides auf und warf es ins Meer, das unter ihm still dalag. Er sah nicht einmal richtig hin, sondern stieß mit einem Tritt den leblosen Körper der Mutter hinterher. Danach rieb er sich die Hände mit Sand sauber. Es war immer noch Nacht.
    Jahre mochten vergangen sein. Nilah sah den Mann wieder. Er hatte sich verändert. Ein Kriegsheld war er nun. Die Griechen hatten bei Salamis den König der Perser vernichtend geschlagen. Reichtum und Anerkennung standen ihm zu.
    Eine Sklavin rief ihn und er betrat ein großes Zimmer. Eine Frau lag erschöpft, aber glücklich auf vielen Laken, neben ihr ein Kind. Der Mann freute sich unbändig – ein Sohn. Alles schien wie aus einem Bilderbuch, doch Nilah erkannte das Kind an seinen Augen. Es waren die gleichen, die der Mann viele Jahre zuvor wie Abfall ins Meer geworfen hatte. Der Wiederkehrer war geboren.
    Die Bilder, die Nilah nun erblickte, wurden schneller. Sie sah eine Klinge und die schreckensweiten Augen des Mannes. Der Sohn tötete den Vater. Eine Verurteilung. Tod. Wiedergeburt. Dann einen Jüngling, der wanderte. Durch alle Welten und deren Lande. Schön war er und herzlos. Er war wissbegierig und voller Hass. Sie sah ihn heilige Männer aufsuchen, er lernte sie zu verstehen, nahm ihr Wissen und tötete wieder. Weite, ruhelose Reisen, Ägypten erkannte sie und vieles, das sie nicht verstand.  Doch das Ziel war immer ein und dasselbe. Wissen aufsaugen und den Wissenden töten.
    Sterben. Auferstehen.
    Dann erkannte Nilah die grünen Hügel von Irland. Druiden, die einen ihrer Zunft willkommen hießen. Sie sah ihn suchen, sie spürte, wie er spürte, dass etwas Großes und Mächtiges diesem Land innewohnte. Der Mann fand es. Eine junge Frau, die mehr zu sein schien, als alles, was er je gesehen hatte. Der Mann konnte seine Gier nicht mehr zügeln. Er tötete zuerst einen  der Druiden.
    Alles verwandelte sich in Chaos. Volk erhob sich gegen Volk.
    Eine Schlacht. Kurz glaubte sie jemanden in all dem Gewirr zu erkennen, doch es wurde zu schnell von neuen Bildern verdrängt. Verbannung. Rückkehr. Eine weitere Schlacht. Sie sah Liran auf einem Hügel, stumm, drei blaue Streifen wie ein Gitter

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