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SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)

SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)

Titel: SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
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gewesen. Sie kannte das nicht anders. Mehr noch. Wenn der Tag schwand und sich später in Dunkelheit hüllte, hatte sie das Gefühl besser hören und sehen zu können. Als wären ihre Sinne wie auf einer Skala leicht nach oben gedreht worden. Mit offenen Augen starrte sie an die Decke und dachte nach, als sich etwas in ihr rührte und sie zur Tür spähen ließ.
    Als sie die schleppenden Schritte hörte, wusste Nilah, dass sie aufgestanden war. Dass sie wieder umherirrte. Nilah zog sich die Bettdecke über den Kopf, als könnte sie damit verschwinden. Doch als ihre Tür knarrte, wusste Nilah, dass auch sie wusste, dass sie wach war.
    Dann stand ihre Mutter da und starrte glasig und mit verschwitzt verlegenen Haaren in den Raum, der für Nilah die Nautilus darstellte. Ihre Mutter schaute mit offenen, fast grellen Augen. 
    »Wie ein verfluchtes heißes Feuer!«, stammelte sie, kam näher und nahm das Buch vom Nachttisch. Angewidert bemerkte sie auch die anderen daneben. Moby Dick, Sinuhe der Ägypter …
    »Das hat Gott nicht gewollt. Nicht gewollt hat er das, als er den Menschen erschuf. DICH hat er NICHT GEWOLLT!«
    Nilah rann die Angst bis in die Seele. Eine Träne quoll über ihre Wange.
    Fahrig betastete ihre Mutter das Buch, warf das Lesezeichen zu Boden und blätterte dann ziellos darin herum, als würde sie jede einzelne Seite nach etwas durchsuchen.
    »Ich mag das nicht und Gott auch nicht!«, sagte sie und starrte, wie abwesend, erst auf ihre Hand, dann auf den Ärmel ihres geblümten Nachthemdes, wieder zurück auf die aufgeschlagenen Seiten und klappte das Buch mit einem so lauten Knall zu, dass Nilah dabei zusammenzuckte.
    »Gott ist Gnade«, sagte sie leise.
    Der Schlag kam wie aus dem Nichts.
    Der Ring am Finger ihrer Mutter riss eine tiefe Wunde unter ihr linkes Auge. Nilahs Kopf schlug heftig gegen den Bettpfosten und ihr kleiner Bär stürzte zu Boden.
    Kendra van Arten atmete heftig, stöhnte, als müsse sie ganz allein das Gewölbe des Himmels tragen.
    »Gott hat dich nicht gewollt«, flüsterte sie in einem fort, während sie zitternd an ihrem Nachthemd zupfte. «Die betenden Hände, sie werden dich strafen. Sie werden dich finden und strafen … weiche, D-Ä-M-O-N! WEICHE von MIR!«
    Nilahs Geist floh, er lief so schnell er konnte. Blut in seinem Gesicht, Angst bis in die tiefsten Tiefen, rannte er, rannte, rannte. Nilah sah das Auge, jenes im Keller, dort wo etwas verrutscht war, das sie sorgsam zugedeckt hatte, es starrte, voller Wahnsinn und Glaube … und dann war da plötzlich ein Sturm. Der Wind brüllte sie an, fauchte in ihr Haar, drosch mit Regen auf ihre Haut wie mit nassen Peitschen. Das Schiff schwankte, verlor die Balance, kippte zur Seite. Eine riesige Welle begrub es, drückte es unter die Wellen.
    Anfang und Ende.
     

 
    Drachenzorn
     
    Die anhaltende Stille explodierte in Bewegung und Krach. Nilah  sah, dass der Speer, der ihrem Rücken gegolten hatte, sausend seine Mission wieder aufnahm. Er hatte fünf lange gekrümmte Spitzen.
    Der Drache ließ seinen Schwanz vorschnellen und der Speer bohrte sich zwischen die Hörner, die dort an seinem Ende saßen. Nilah stieß einen überraschten Schrei aus. Hinter dem Mann mit dem Speer lief jener mit der Doppelaxt und krakeelte aus voller Kehle etwas das sich wie:» Guuul « anhörte. Der vordere machte einen Buckel und der Axtmann sprang darauf, riss die Waffe mit beiden Händen nach hinten, um auszuholen, stieß sich auf dem Rücken des Kumpanen ab und segelte auf den Kopf des Drachens zu.
    Für einen Moment glaubte Nilah, der ganze Körper des Drachens würde flimmern, so wie die Luft über einer Heizung oder einer heißen Straße, sie spürte sogar die Hitze.
    »Niemals wieder ...« , brüllte der Drache dröhnend und der Axtmann wurde mitten im Flug zu Asche, inklusive seiner Axt.
    Der Speermann kam aus der Hocke wieder hoch, sah auf und murmelte: »Ohoh!« in die entstandene Stille, als der Schwanz wieder zurückschnellte, sich der Speer löste und ihm wie eine Rakete entgegen schoss. Die Spitzen durchbohrten den Häscher, trugen ihn mit sich, durchquerten den halben Tunnel und nagelten den Mann an die Wand in der ersten Biegung. Er hatte nicht einmal mehr › Aua ‹ sagen können, bevor er zu öligem Rauch wurde.
    Der Drache drehte sich zu ihr um. Nilah hatte selten jemanden so wütend gesehen.
    »Niemand, dessen Gedanken nur aus Wahnsinn bestehen, wird jemals wieder ungestraft in meine Nähe kommen. Und jetzt entschuldige

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