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SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)

SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)

Titel: SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
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schoben. Der Schlaf war eine große, weiche Decke, unter der sich die Anspannung wie eine Katze zusammenrollte und endlich losließ. Traumlos und heilend.
     
    Queequeg saß im Schneidersitz da. Die Ellenbogen aufgestützt und den Kopf in den Händen, als wäre er wieder ein kleiner Junge, der stundenlang so dasitzen konnte um zuzusehen, wie der Wind den Sand zu Skulpturen verwehte. Sie hatten schwere Tage hinter sich, ja, aber nicht ein Mal hatte der Zweifel an seinem Herzen genagt. Er sah voller Bewunderung auf die schlafende Prinzessin. Vorsichtig, um sie ja nicht zu wecken, hatte er aus Neugier die dunklen Schuppen berührt, die sie bedeckten und aus denen nur ihr schönes Antlitz lugte. Warm fühlten sich die Schuppen an und waren doch von einer solchen Härte, dass er sich sicher war, selbst seine Axt würde daran zerschellen.
    Nachdem sich Ahab und Nilah den Weg zu den Kerkern gebahnt hatten, war Queequeg in der Bibliothek zurückgeblieben und hatte auf das Zeichen gewartet. Wie ein stummer, schwarzer Fels hatte er zwischen den leeren Regalen gesessen. Irgendwann hatte er es gehört. Den Schall des ersten Schlages, mit dem sich Nilah befreien würde.
     Zwei falsche Fährten legte er für die Häscher, indem er seine Axt dazu benutzte noch mehr Krach zu machen, als Nilah es jemals könnte. Ahab hatte gehofft, dass sie dadurch Zeit gewinnen würden und er hatte recht behalten.
    Er kehrte zum Leuchtturm zurück. Kurze Zeit später traf auch der Kapitän ein, zerschunden und müde.
    Dann folgte banges Warten. Sinuhe war wie ein Kreisel umhergegeistert, unfähig die Füße still zu halten, mit knetenden Händen und auf der Unterlippe kauend, machte er sie so lange nervös, bis Ahab ihn mit der Harpune bedroht und dazu gebracht hatte, sich endlich auf seinen knöchrigen Hintern zu setzen. Aber es half kaum, denn auch so wippte er herum, klatschte sich mit den Händen bei jedem Geräusch des weit entfernten Rammbocks theatralisch auf die Glatze und betete ununterbrochen zu seinen vielzähligen heimischen Göttern, sie mögen schützend die Hand über seine kleine Prinzessin halten. Er wolle es ihnen auch tausendfach vergelten.
    Schließlich hatten Queequeg und Ahab es nicht mehr ausgehalten und das ägyptische Nervenwrack in seine Kammer gesperrt und sich mit etwas Proviant auf das Dach des Leuchtturms verzogen.
    Dann geschah das, worauf sie gewartet und gehofft hatten.   Jubelschreie brachen aus ihnen heraus und Queequeg sah feixend durch Ahabs Fernrohr und schilderte dem blinden Kapitän, wie die Häscher jammernd und wehklagend durch die Stadt rannten, als sei ihnen etwas auf den Fersen, das ihnen ganz fürchterliche Angst machte. Winselnd verschwanden sie durch das Stadttor und waren bald nicht mehr zu sehen.
    »Ich hab es doch gewusst«, rief Sinuhe. «Hab ich nicht gesagt, sie schafft das!?«, als sie ihn aus seiner Kammer befreiten. Aber man sah dem alten Klapperstorch an, dass er gelitten hatte wie noch nie. Nach dem ersten Becher Wein, den sie zur Feier des Ereignisses tranken, kippte er um und so musste Queequeg den ohnmächtigen Kräuterkundler ins Bett tragen. Die letzten sieben Jahre, Wochen und Tage waren einfach zu viel Aufregung für seine zarte Seele gewesen.
    Kurz vor dem Morgengrauen war der Drache vor dem Leuchtturm gelandet. Schon so manches Wunder hatten Queequegs Augen erblickt, von den Frauen der Karibik, den endlosen Weiten der erhabenen Meere. Doch der Palast der Prinzessin hatte dem in nichts nachgestanden, sondern sie alle nur noch an Schönheit übertroffen. Aber als der Drache mit nur einem Flügelschlag landete und dabei nicht einmal den Staub unter seinen mächtigen Pranken aufwirbelte, da musste selbst der unerschrockene Königssohn schwer schlucken.
    »Wo ist unsere kleine Prinzessin?«, grummelte Ahab etwas zu barsch, als er keine Begrüßung von Nilah hörte und Queequeg grinste den Drachen entschuldigend an.
    Als Antwort hob der Drache mit seiner Schnauze ein ganz in blaue Schuppen gewickeltes Bündel von seinem Rücken herunter und legte es behutsam in die ausgebreiteten Arme des tätowierten Kriegers.
    »Bringt sie wieder hinaus auf das Meer. Es ist Zeit, dass sie zurückkehrt« , sagte das Wesen und sah mit einem Blick voller Wehmut zum ersten glühenden Sonnenlicht am Horizont.
    »Was wird jetzt geschehen, mächtiger Drache?«, fragte Ahab traurig, weil er wusste, dass sie schon wieder Abschied würden nehmen mussten. Der Drache sah unendlich müde aus und blickte hinunter

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