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Seelenzorn

Seelenzorn

Titel: Seelenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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jedenfalls war Mr Fletcher zu Besuch, und da bleiben sie manchmal noch lange wach, aber nicht in dieser Nacht. Ich kam ins Büro und ... irgendwas stimmte da drin nicht, verstehen Sie? Es hat komisch gerochen.« Er wurde etwas blasser. »Ich habe den Lichtschalter betätigt, aber er hat nicht funktioniert. Ich habe gedacht, dass die Deckenlampe wohl durchgebrannt sein muss und dass ich die Stehlampe probieren sollte. Aber ich wollte nicht. Es hat so merkwürdig gerochen, und es war wirklich kalt da drin, und es wirkte so ...«
    Er strich sich über die Arme. Chess kannte diese Geste. Die Härchen hatten sich aufgerichtet. Die Leute schienen es nie bewusst mitzubekommen, aber sie versuchten sich jedes Mal zu beruhigen, wenn es passierte. Entweder Taylor sagte die Wahrheit oder er war ein verdammt guter Schauspieler.
    »Es wirkte auf mich so unheimlich. So war es sonst nie, und dann war auch noch das Licht ausgefallen. Ich hab mir also gesagt, ich spinne, also, sich so anzustellen bloß wegen einem Schei..., einem komischen Geruch, wo es doch wahrscheinlich nur irgendeine Macke an der Heizung war. Also bin ich ein paar Schritte weiter rein, und da hab ich sie gesehen.«
    »Sie? Es war mehr als ein Geist?«
    Er nickte, aber es sah aus wie ein Reflex. Er sah sie nicht an und schien fast vergessen zu haben, dass sie überhaupt da war.
    »Ein Mann. Er trug eine Art ... weites Hemd, weiß oder zumindest hell, und dazu Hosen. Aber ich konnte nicht die ganzen Hosen sehen, wissen Sie, er hat sich irgendwie ... unterhalb der Knie in Nebel verwandelt, und durch die Fenster um ihn herum kam Licht. Aber er hatte eine Axt dabei.«
    »Eine Axt?« Ihr lief ein Schauer über den Rücken, der die wohlige Wärme von den Pillen durchbrach.
    »Eine Axt. Eine verdammt große. Und er ... in der anderen Hand hatte er ...« Taylor schauderte. »Einen Kopf. Den Kopf von einer Frau. Er hielt ihn bei den Haaren, die waren ganz struppig und verfilzt... und ich glaube, sie stand hinter ihm, nur der Körper, ohne Kopf. Es sah aus, als würde eine Frau ohne Kopf hinter ihm stehen. Sie hat die Hand nach ihm ausgestreckt. Und dann bin ich abgehauen. Hab mich umgedreht und bin gerannt, quer durchs Wohnzimmer, in den Flur und immer weiter, bis ich hier angekommen bin, und dann hab ich die Tür hinter mir zugeschmissen und habe ... darauf gewartet, dass der Mann mit der Axt kommt und mich holt.«
    Er starrte sie aus weit aufgerissenen Augen an. »Und deshalb weiß ich, dass es diese Geister wirklich gibt, verstehen Sie? Ich weiß, dass Mr Pyle die Wahrheit sagt. Dieser Geist hat mich gesehen. Und er war mir auf den Fersen. Da bin ich mir ganz sicher.«

15
    Ein guter Ermittler ist allzeit bereit, nie überrascht
    und lässt sich niemals überrumpeln.
    Karriere machen in der Kirche. Ein Leitfaden für junge Leute
    von Praxis Turpin
    Die Tür des Sicherheitszentrums öffnete sich. Taylor sprang aus dem Stuhl auf. Sein breites Gesicht rötete sich. Einen Augenblick lang sah er wie wahnsinnig aus, so als würde er jeden Moment selbst zur Axt greifen. Dann wurde seine Gesichtsfarbe wieder normal, und er setzte ein breites Lächeln auf.
    »Mr Fletcher! Wie schön, Sie zu sehen, Sir.«
    Das also war Oliver Fletcher. Groß, schlank, das auffällige grau melierte Haar aus der hohen, glatten Stirn zurückgekämmt. Eine Aura von Erfolg und Macht umgab ihn wie ein teures Aftershave, und er war sich dessen auch bewusst. Das Lächeln, das er ihr zuwarf, hatte etwas kühl Abschätzendes, wie so oft, wenn Männer herausfinden wollten, wie sehr sie sie beeindruckt hatten.
    Am liebsten hätte sie beim ersten Blickkontakt die Zähne gefletscht. Stattdessen rang sie sich ein strahlendes Lächeln ab. Es wäre unklug, ihn sich schon jetzt zum Feind zu machen.
    »Ebenso, Taylor«, sagte er, ließ sie aber nicht aus den Augen. »Und wer ist Ihr reizender Gast?«
    Taylor stellte sie vor, während Chess schon die Wangen vom vielen Lächeln schmerzten.
    Fletchers Miene verdüsterte sich. »Ach. Rogers Geister. Wirklich eine Schande. Da baut er sich sein Traumhaus, und dann so etwas.«
    »Haben Sie die Erscheinungen gesehen, Mr Fletcher?«
    »Ich? Nein. Nein, auf keinen Fall. Aber ich kann Ihnen versichern, wenn Roger sagt, dass es sie gibt, dann gibt es sie auch. Roger ist so ein grundanständiger Mensch. Er würde Ihnen sein letztes Hemd überlassen, wenn er glaubte, dass Ihnen das hilft.«
    Täuschte sie sich, oder war da ein leicht herablassender Unterton in Fletchers

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