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Seelenzorn

Seelenzorn

Titel: Seelenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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umfasst, sie hochgehoben und gegen die Wand gedrückt hatte, während ihre Lippen miteinander verschmolzen.
    Klar, in dieser Nacht war sie zugedröhnt gewesen, dank einer illegalen - und hoch wirksamen - Pille, die sie gefunden hatte. Aber nicht so zugedröhnt. Nicht so, dass sie nicht mehr gewusst hätte, was sie tat. Vielmehr hatte sie die ganze Nacht lang die Szene immer wieder im Kopf abgespult und durchlebt.
    Was stimmte denn eigentlich nicht mit ihr? Warum machte sie so etwas immer wieder?
    Es fiel einem Mann natürlich leicht, sie zu begehren, wenn er noch nie ihre schlechten Seiten kennengelernt hatte. Und davon hatte sie wahrhaftig jede Menge. Es gab so viel, was sie zu verbergen hatte. Eigentlich war es ein Wunder, dass überhaupt jemand, der sie länger als ein paar Tage kannte, etwas von ihr wissen wollte.
    Terrible wusste mehr über sie als jeder andere. Und er stieß sie von sich. Und sie verdiente es auch nicht besser.
    »Es tut mir leid«, sagte sie noch einmal.
    Sie umklammerte ihr Bier, drehte sich um und ging in den Schnee hinaus. Noch vor wenigen Augenblicken war ihr Downside schön vorgekommen, sogar romantisch, weil der Schnee den ganzen Dreck zudeckte. Jetzt sah sie wieder klar, was sich alles darunter verbarg, den Schmutz, die abgebrochenen Nadeln und die benutzten Kondome, die Ratten und den Müll. Sie sah die feindseligen Augen der Stadt auf sich ruhen, als wüsste jeder, wer sie war und was sie tat. Sie stellte sich vor, wie sich die Mörder schemenhaft zwischen den kalten Häusern bewegten und sie beobachteten, während sie neue Pläne gegen sie schmiedeten.
    Tränen strömten ihr über die Wangen. Sie wischte sie fort und tat, als würde sie sich nur das Haar aus dem Gesicht streichen.
    »Ach, Mist.« Die laue Luft und die Entfernung, die sie zwischen sie gelegt hatte, dämpften seine Stimme und auch das leise Gluckern, als er einen Schluck aus seiner Flasche nahm. »Jetzt glaubst du bestimmt, ich will dich nich, hm?«
    Was war das denn jetzt? Wie sollte sie das verstehen? Hatte er ihr nicht gerade erst signalisiert, dass er sie nicht wollte? Sie öffnete den Mund zu einer Frage und klappte ihn wieder zu. Hatte ja eh keinen Sinn.
    Die Stille zwischen ihnen ließ die Luft kälter erscheinen.
    »Verdammt, ich will dich, Chess. Kannste dich drauf verlassen. Ich will dich echt. So sehr, dass ich manchmal an nix anderes denken kann, als wie ich dich ins Bett krieg. Ist mir egal, was du für Pillen schluckst, damit du über die Runden kommst, oder was passiert, wenn du sie nicht kriegen kannst, ja? Ich will dich trotzdem.«
    Sie rührte sich nicht. Wartete ab. War sich nicht sicher, wie sie reagieren sollte. Wusste nicht, was sie davon halten sollte, ob sie ihm überhaupt glauben konnte. Er hatte sie doch gerade gehabt. Sie hatte ihm doch an den Knöpfen rumgefummelt wie eine Halbverhungerte, die sich auf ein Festmahl stürzt, oder nicht? Nur ein paar Sekunden noch, dann hätte sie ihm in die Hose gefasst, mit der anderen Hand die eigene runtergezogen und ihn angefleht, sie gleich dort in der Kälte an der Wand zu nehmen.
    Und das wusste er auch. Da war sie sich ganz sicher. Nur jemand, der keine Ahnung von Frauen hatte, hätte übersehen können, wie sie die Finger in seine Haut gegraben hatte und wie ihr Atem geflogen war. Und mit Frauen kannte er sich definitiv aus. Wenn er sie wollte ... dann hatte er eine verdammt merkwürdige Art, es ihr zu zeigen.
    »Aber ich glaub ... ich glaub, ich halt das nich noch mal aus, wenn ich am Morgen neben dir aufwache und du so tust, als wär nix passiert. Oder wenn du mir dann sagst, dass das alles ein Riesenfehler war. Oder einfach sagst, hey, danke, können wir ja irgendwann noch mal machen. Ich weiß doch, wie du's machst, keine großen Gefühle und nichts Festes, und das kapier ich ja auch, weißte? Hast ja deine Gründe. Und darum dachte ich halt ...«
    Sein Feuerzeug klickte und schnappte dann zu. Stille. Sie konnte sich genau vorstellen, wie er da gegen die Wand gelehnt stand und auf seine Füße starrte, die Hand in den Nacken gelegt, wie er es immer tat, wenn er überlegte oder sauer war, oder wenn er im Begriff war, etwas zu sagen, von dem er glaubte, dass es ihn verwundbar machte.
    »Da hab ich gedacht, wenn du mich wirklich willst, wirst du’s schon sagen. Meinetwegen jetzt gleich, wenn du magst. Ich trag dich verdammt noch mal auf der Stelle runter in deine Wohnung und leg dich flach, bevor du noch ’n Wort sagen kannst. Aber du musst dir da

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