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Seepest

Seepest

Titel: Seepest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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gezündet wurde und ein Loch von
etwa vier Quadratmetern in die Außenhaut riss. Dummerweise hatten die Täter ein
in Sichtweite liegendes Fischerboot zu spät bemerkt. Um sich den unliebsamen
Augenzeugen vom Hals zu schaffen, töteten sie den Fischer. Bei der
anschließenden Durchsuchung des Bootes unterlief ihnen ein zweiter Fehler: Sie
übersahen die Anwesenheit eines weiteren Zeugen. In höchster Not hatte sich
José, der achtzehnjährige Sohn des Fischers, in der stinkenden Bilge versteckt.
Er war es denn auch, der im Zusammenwirken mit einer Gruppe international
engagierter Naturschützer der spanischen Polizei die entscheidenden Hinweise
auf die Täter gegeben hatte.
    Anerkennend hieb Wolf seinem Sohn die Rechte auf die
Schulter. »Du hast uns sehr geholfen, Henning«, lobte er. »Wenn alles läuft wie
geplant, fassen wir heute noch die Hintermänner. Drück uns die Daumen.«
    »Und dann?«, wollte Henning wissen.
    »Ich weiß, worauf du anspielst«, gab Wolf ernst
zurück. »Gib mir noch etwas Zeit. Ich für meinen Teil bin jedenfalls ganz
zuversichtlich. Wäre doch gelacht, wenn wir die Kuh nicht vom Eis brächten,
was?« Er lächelte unsicher.
    In Wahrheit hatte Hennings Besuch das Eis längst zum
Schmelzen gebracht, auch wenn er noch immer Mühe hatte, es zuzugeben. Zum Glück
schienen seine Nachkommen aus anderem Holz geschnitzt – vor allem Terry, der
ganz offensichtlich das Totschweigen nicht länger hinnehmen wollte und den
ersten Schritt zur Aussöhnung tat. Wolf schämte sich, nicht selbst darauf
gekommen zu sein. All die vergeudeten Jahre. Und warum? Nur weil Hennings
Verhalten nicht in sein Weltbild passte! Noch während er seine Rechthaberei verfluchte,
registrierte er erleichtert, dass Henning nickte.
    Er verabschiedete sich von seinem Sohn und machte sich
auf die Suche nach Terry, den er unter einem Vorwand ins Archiv geschickt
hatte. Nach allem stand ihm jetzt der Kopf, nur nicht nach einem überraschenden
Zusammentreffen von drei Generationen Wolf. Diese Sache musste behutsam
angegangen werden.
    ***
    Das
Tor, durch das der schwarze Mercedes der S-Klasse mit dem Kennzeichen FN-BT – das BT stand für Biotecc – das
Flughafengelände verlassen würde, war schnell ermittelt. Karin hatte da so ihre
Quellen.
    In einer Haltebucht, nur wenige Meter vom Tor der
Flughafenausfahrt entfernt, stellte Manu um elf Uhr zwanzig den Wagen ab. In
zehn Minuten sollte die Maschine auf der Landebahn aufsetzen. Demnach konnte
der Mercedes frühestens um die Mittagsstunde die Haltebucht passieren. Karin
und Manu würden ihm in gebührendem Abstand folgen und voraussichtlich eine
Dreiviertelstunde später Nußdorf erreichen – falls alles wie geplant verlief
und Ulla Gauß-Rottmann auf direktem Weg zu ihrem Firmensitz fuhr.
    Endlich, kurz nach zwölf, öffnete sich das Tor, der
schwere Mercedes geriet in ihr Blickfeld. In gebührendem Abstand folgten sie
ihm.
    Alles lief wie am Schnürchen – bis der vorausfahrende
Wagen die Ausfahrten Nußdorf und Überlingen ignorierte und erst bei Goldbach
die alte B   31 verließ. Karin
reagierte überrascht; den Firmensitz als Ziel konnte sie damit vergessen.
Fieberhaft überlegte sie Alternativen. Vielleicht das Villenviertel am
westlichen Stadtrand? Dazu würde der gewählte Streckenverlauf passen, immerhin
ersparte er einem die Durchquerung der engen Altstadt.
    Und sie sollte recht behalten: Kaum hatte der Wagen
die B   31 verlassen, bog er in
Richtung Überlingen ab, überquerte kurz vor Erreichen des Bahnhofs die Gleise
und fuhr die ansteigende Goldbacher Straße hinauf, bis er schließlich, unweit
der Buchinger-Klinik, vor einem extravaganten Mehrfamilienhaus zum Stehen kam.
In Karins Kopf blitzte eine Erinnerung auf: Hier musste die Gauß-Rottmann ihren
Wohnsitz haben, ein Penthouse, wenn sie sich recht erinnerte.
    Der Fahrer stieg aus, umrundete den Wagen und riss
beflissen die rechte Hecktür auf. Plötzlich schlug Karin das Herz bis zum Hals.
Diesen Mann kannte sie – es war einer der beiden Schützen, von denen sie mit
Schrotkörnern beharkt worden waren. Na toll! Wie war doch gleich sein Name?
Richtig, Andy Warholl. Wenn sie seine Anwesenheit hier richtig interpretierte,
dann arbeitete er, anders als von ihr angenommen, nicht für Alex, sondern für
Ulla Gauß-Rottmann. Beim Gedanken daran wurde ihr unbehaglich zumute. Trotzdem,
da musste sie jetzt durch.
    Dann ging plötzlich alles sehr schnell: Warholl schlug
die Wagentür zu, betätigte die

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