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Seepest

Seepest

Titel: Seepest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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Zentralverriegelung, nahm zwei Reisetaschen aus
dem Kofferraum und folgte seiner Chefin zum Hauseingang. Dort führte er eine
Codekarte durch einen Schlitz, die Tür sprang auf, schon waren die beiden im
Gebäudeinneren verschwunden.
    »Jetzt aber nichts wie raus; und lass mich reden, wenn wir den beiden gegenüberstehen … vergiss
nicht: Du bist als meine Zeugin dabei«, stieß Karin hervor und sprang, dicht
gefolgt von Manu, aus dem Wagen. Gerade noch rechtzeitig erreichten Sie die
Tür, bevor sie zuschnappte. Sekunden später standen sie Ulla Gauß-Rottmann und
Andy Warholl gegenüber, die in der marmorgefliesten Halle auf den Aufzug
warteten.
    Karin hätte nicht sagen können, wer überraschter war:
Ulla Gauß-Rottmann, die jede Gefühlsregung geschickt verbarg und mit kalten
Schlangenaugen auf die beiden Eindringlinge starrte … oder Warholl, der sich
nun vermutlich der Person gegenübersah, die er tags zuvor durch sein
Zielfernrohr anvisiert hatte. Das Erkennen in seinen Augen war jedenfalls nicht
zu übersehen. Karin hätte weiß Gott was darum gegeben, einen Blick hinter die
Stirn dieses Menschen werfen zu können. Obwohl … vielleicht wäre sie danach ihres
Lebens nicht mehr froh geworden. Glomm da nicht auch etwas gänzlich
Unbestimmbares in seinen Augen auf: Verblüffung? Erschrecken? Rachedurst? Sie
nahm sich jedenfalls vor, auf der Hut zu sein und ihm keinen Moment lang den
Rücken zuzukehren.
    »Wie seid ihr hier reingekommen?«, fauchte Warholl
drohend und machte einen Schritt auf die beiden Frauen zu. Karin konnte gar
nicht so schnell schauen, wie er eine Waffe aus seinem Gürtel zog.
»Verschwindet, aber ein bisschen dalli!«, fügte er hinzu und winkte mit dem
Schießeisen in Richtung Ausgang.
    Anders als ihr Begleiter blieb Ulla Gauß-Rottmann
bemerkenswert cool. »Aber Doc … warum denn mit Kanonen auf Spatzen schießen?
Die Damen verlassen uns auch ohne Waffengewalt, stimmt’s?« Mit diesen Worten
nahm sie dem Verdutzten die Pistole ab und steckte sie in ihre Handtasche. Dann
wandte sie sich Karin zu. »Was wollen Sie?«, fragte sie kalt.
    »Mit Ihnen reden.«
    »Es gibt nichts zu reden, und mit der Presse schon gar
nicht. Wenn Sie Fragen haben, dann wenden Sie sich an unsere Presseabteilung.
Und jetzt muss ich Sie bitten, das Haus zu verlassen!«
    Karin kam nicht umhin, ihre Selbstsicherheit zu
bewundern.
    In diesem Augenblick ertönte ein Klingelzeichen, und
der Lift ging auf; ein älteres Paar trat heraus und bewegte sich auf die
Briefkästen neben der Eingangstür zu.
    Karin, nicht unfroh über diese Entwicklung, nahm einen
neuen Anlauf. »Ich war dabei, als die spanische Polizei im ›Finisterre‹ Ihren
Sohn verhaftet hat – kurz nach dem Überfall, wenn Sie wissen, was ich meine.«
Ulla Gauß-Rottmann sah aus, als wüsste sie nicht, ob sie Karins Aussage glauben
sollte. Aber sie würde es ihr abnehmen – wie anders sollte Karin davon erfahren
haben? In Wahrheit verfolgte Karin im Moment ohnehin nur einem Zweck: die
Aufmerksamkeit des Paares am Briefkasten auf sich zu lenken und auf diese Weise
Ulla Gauß-Rottmann zu zwingen, sie mit in ihre Wohnung zu nehmen.
    Noch ehe die Biotecc-Chefin reagieren konnte, betrat
ein weiteres Paar die Halle und steuerte auf den Aufzug zu. Ihr kommt mir
gerade recht, dachte Karin. Betont laut und akzentuiert setzte sie ihre
Fragerei fort: »Wenn es sich bei Herrn Warholl um Ihren Wachhund handelt: Hat er dann in Ihrem Auftrag auf
uns geschossen? Und warum? Sollte er auf diese Weise lästige Zeugen
beseitigen?«
    Nun zeigte der Panzer der Gelassenheit erste Sprünge –
was nicht weiter verwunderte, schließlich waren Enthüllungen dieser Art dem
Nimbus einer erfolgreichen Managerin nicht allzu förderlich.
    »Dann kommen Sie schon«, zischte Ulla Gauß-Rottmann
und schob Karin und Manu in die Liftkabine – nur weg von den neugierig die
Ohren spitzenden Nachbarn.
    Sie
hatten die elegant eingerichtete Penthousewohnung kaum betreten, als die
Biotecc-Chefin ihren Bodyguard umgehend auf die Terrasse verwies – der
bevorstehende Wortwechsel war wohl nicht für seine Ohren bestimmt.
    »Kann ich wenigstens …?«, setzte er mürrisch zu einer
Frage an und wies auf die neben dem Foyer liegende Küche.
    »Bedien dich … und dann raus mit dir!«
    Gleich darauf kehrte er aus der Küche zurück, eine
halb volle Whiskyflasche und ein Glas in den Händen. Wortlos verzog er sich auf
die Gartenterrasse, die nach Karins Auffassung eher einem Dschungel denn

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