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Seepest

Seepest

Titel: Seepest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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schaden, indem er die kriminellen
Aktivitäten seiner eigenen Sippschaft an die große Glocke hängte?
    Launig schloss Rottmann: »Im Grunde sind Sie also
einer Ente zum Opfer gefallen, meine Damen und Herren, nicht mehr und nicht
weniger. Ich kann nur hoffen, dass Sie diese Ente nicht selbst in die Welt
gesetzt haben oder an ihrer Verbreitung beteiligt waren.«
    Einige brachen in Lachen aus.
    »Und nun zu der angekündigten Erklärung, die sich, wie
bereits betont, auf den künftigen Status unseres Unternehmens bezieht. Erstens:
Soweit in der jüngsten Vergangenheit Fusions- oder Verkaufsgespräche zwischen
Mitgliedern unserer Geschäftsleitung auf der einen und Mitbewerbern auf der
anderen Seite geführt worden sein sollten, sind diese ab sofort gegenstandslos.
Lassen Sie es mich ganz klar sagen: Die Biotecc  AG ist und bleibt ein selbstständig agierendes Unternehmen. Zweitens: Sollten
Firmenangehörige, gleich welchen Standes, in der Vergangenheit nicht streng
nach den hohen ethischen Grundsätzen unseres Hauses gehandelt haben, so wird
die Geschäftsleitung alles tun, um eventuellen Schaden von den Beteiligten abzuwenden
und die Verursacher zur Rechenschaft zu ziehen. Drittens: Die Biotecc  AG wird mit Wirkung zum 1. Juli des kommenden
Jahres in eine Stiftung, genauer in eine Unternehmensträgerstiftung mit Sitz in
Überlingen am Bodensee umgewandelt. Selbstverständlich wird die Öffentlichkeit
eingehend informiert, sobald eine rechtsfähige Satzung vorliegt.«
    Er hob die Hände zu einer allumfassenden Geste. »Das
war’s, was ich Ihnen mitteilen wollte, meine sehr verehrten Damen und Herren –
kurz und schmerzlos, wie es so meine Art ist. Wie Sie wissen, bin ich am Wasser
groß geworden. Erlauben Sie mir deshalb einen seemännischen Vergleich, auch
wenn es sich bei dem erwähnten Gewässer nur um den Bodensee handelt: Das Schiff
namens Biotecc wird ab sofort wieder den gewohnt klaren Kurs steuern, dafür
stehen der Kapitän und seine Crew mit ihrem Namen. Ich danke Ihnen.«
    Wer geglaubt hatte, nun würde Stille einkehren, sah
sich getäuscht. Im Gegenteil: Alle redeten durcheinander, Handys wurden gezückt
und Meldungen durchgegeben, Fernsehmoderatoren agierten vor den Kameras und
kommentierten das soeben Gehörte. Kurz, das Durcheinander hätte größer nicht
sein können.
    Als die größte Unruhe abgeklungen war und die Herren
auf dem Podium bereits ihre Unterlagen zusammenpackten, erhob sich im
Auditorium ein schlanker dunkelhaariger Mann. Mit erhobenem Arm die Einladung
zur Pressekonferenz schwenkend, versuchte er, auf sich aufmerksam zu machen.
Niemand beachtete ihn, bis Dr. Rauboldt mehr durch Zufall auf sein
hartnäckiges Winken aufmerksam wurde. Er wechselte ein paar Worte mit Erich
Rottmann, bevor er dem Dunkelhaarigen Sprecherlaubnis erteilte.
    Wolf bezweifelte, dass sich gegen das Stimmengewirr
überhaupt jemand durchsetzen könnte. Dem Dunkelhaarigen jedoch gelang das
mühelos. Kaum hatte er mit Stentorstimme die ersten Worte geäußert, erstarb das
Durcheinander und es wurde still.
    »Heiner Brand von der Wirtschaftswoche«, stellte er
sich vor. »Vielleicht gestatten Sie mir eine abschließende Frage bezüglich
Herrn Rottmanns Entführung? Ich denke, es müsste auch in seinem Interesse
liegen, in diesem Punkt die Öffentlichkeit zu mobilisieren.«
    Der sichtlich unschlüssige Anwalt beriet sich kurz mit
Erich Rottmann. Schließlich wandte sich Rottmann selbst dem Fragesteller zu.
»Gut, diese eine Ausnahme also. Was möchten Sie wissen?«
    »Mich interessiert der derzeitige Stand der
Ermittlungen, also: Wer waren die Täter, wo wurden Sie gefangen gehalten, wie
darf man sich Ihre Befreiung vorstellen? Wenn Sie uns dazu kurz etwas sagen
könnten, bitte.«
    Wolf war gespannt darauf, wie sich der Alte aus der
Affäre ziehen würde.
    »Tja …«
    Noch während sich Erich Rottmann eine Antwort
zurechtlegte, beugte sich Jacques Studer zu ihm hinüber und flüsterte ihm etwas
zu. Dabei wies er kurz mit dem Zeigefinger in Wolfs Richtung. Rottmann nickte,
sein Gesicht hellte sich auf.
    »Ah, ich höre gerade, dass wir den leitenden Ermittler
dieses Falles, Hauptkommissar Leo Wolf von der Kripo Überlingen, unter uns
haben. Wie ist es, Herr Hauptkommissar, möchten Sie nicht ein paar Worte dazu
sagen? Ich meine, wer wäre kompetenter als Sie? Ihre Antwort würde auch mich
als Hauptbetroffenen brennend interessieren.«
    Im ersten Moment fühlte sich Wolf wie vom Schlag
gerührt. Als dann noch, wie

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