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Seerache

Seerache

Titel: Seerache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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Guardia Civil  auf Trab bringen – dann wird es ernst.«
    ***
    Gerade eben war er noch mit Bullock verbunden gewesen, hatte ihn gewissermaßen an der Angel gehabt. Und nun? In einem Anflug von Ärger schlug Wolf sich gegen die Stirn, grimmig starrte er auf sein Handy. »Ich Riesenarschloch«, schimpfte er laut, »jetzt hab ich mir selbst ein Bein gestellt.«
    Scharf, der Wolfs Treiben verwundert gefolgt war, meldete sich endlich zu Wort. »Kann mir mal einer erklären, was hier eigentlich läuft? Ich glaub, ich bin im falschen Film.«
    Wortlos reichte Wolf ihm den Zettel, den er von Vespermann erhalten hatte.
    Verzweifelt versuchte Scharf zu verstehen, was er las. »Und was heißt das jetzt?«, fragte er.
    »Das ist eine Standortangabe.«
    »Das seh ich auch. Und?«
    »An dieser Stelle hat sich zur angegebenen Uhrzeit, also vor sechs Minuten, Graberts Handy befunden.«
    Scharf ließ den Zettel sinken. »Soll … soll das heißen, dass ihr recht hattet? Die beiden Gangster sind uns entkommen? Aber wie ist das möglich? Der zweite Ausgang wird doch bewacht.«
    »Ganz einfach, als ihr hier eingetroffen seid, waren die beiden schon über alle Berge. Die haben euch die ganze Zeit über zum Narren gehalten, so sieht’s aus.«
    Scharf musste sich setzen. »Oh, ich Idiot …«, murmelte er.
    »Nein, der Idiot bin ich, ich ganz allein«, erwiderte Wolf. »Wir hatten die beiden schon an der Angel. Nun haben wir sie durch meine Überheblichkeit verloren.«
    »Verstehe.« Scharf nickte betreten. »Die haben das Handy ausgeschaltet, jetzt können sie nicht mehr geortet werden.«
    Wolf gab sich einen Ruck. »So ist es. – Gerd, lass es uns zu Ende bringen. Brich die Tür auf.«
    Vespermann nickte. Mit ein paar schnellen Schritten ging er zur Tür von Graberts Büro und setzte das Brecheisen an, das er mitgebracht hatte.
    ***
    Als Henning, eine gewaltige Staubwolke im Schlepp, die Finca erreichte, fand er seine schlimmsten Befürchtungen noch übertroffen. Die Gebäude waren in einem erbarmungswürdigen Zustand, die Freiflächen – ausgenommen die Zufahrt – von Unkraut und niederem Strauchwerk überwuchert. Kein Zweifel, dieses Anwesen war schon vor Jahren aufgelassen worden.
    Er folgte der deutlich sichtbaren Wagenspur bis zum größeren der vier Gebäude. Dabei schien es sich um das ehemalige Wohnhaus zu handeln.
    Offensichtlich hatte Alvarez häufiger hier zu tun, zumindest deuteten die Spuren darauf hin. Was tat der Mann nur an diesem gottverlassenen Ort? Henning hoffte, es in Kürze herauszubekommen.
    Vor dem Eingang des Wohnhauses stellte er den Seat ab. Eine Weile blieb er ruhig sitzen und musterte aufmerksam die Umgebung, dann stieg er aus. Zunächst umrundete er die drei kleineren Gebäude. Die hölzernen Türen, grob zusammengezimmert, standen sperrangelweit offen, verrostete Gerätschaften lagen herum, aus den Mauern spross Unkraut aus allen Ritzen. Auf dem Boden türmten sich Berge von Schutt – kein Wunder, die Dächer waren teilweise zusammengefallen. Nichts deutete auf die Anwesenheit von Menschen hin.
    Bevor er sich das Haupthaus vornahm, warf er kurz einen Blick zur Straße hinüber. Der Verbindungsweg zur Finca war auf ganzer Länge frei, keine Staubfahne, die das Nähern eines Fahrzeuges angekündigt hätte.
    Die Eingangstür war eingeklinkt, aber nicht abgeschlossen. Sie führte zu einem kleinen, nur spärlich erleuchteten Vorraum, von dem aus drei weitere Türen abgingen. Hennings Schritte knirschten, als er über den Terrazzoboden ging; überall lagen Splitter und Scherben herum. Von den Wänden blätterte der Putz, Spinnweben hingen von der Decke herab.
    Er beschloss, sich zunächst die beiden seitlich abgehenden Räume vorzunehmen. Anders als die Außentür schienen die Innentüren nicht verschließbar zu sein, zumindest wiesen sie kein Schlüsselloch auf. Und tatsächlich waren sie problemlos zu öffnen. Dahinter lagen zwei kleinere Räume, von denen der rechte als Küche gedient haben mochte, jedenfalls ließ ein rostiger Herd mit mehreren Kochstellen darauf schließen. Im Raum gegenüber bemerkte er eine hölzerne Treppe, die hinauf zu einer Luke in der Decke führte. Offenbar hatten die Schlafstellen der Bewohner unter dem Dach gelegen. Weitere Einzelheiten waren nicht zu erkennen, dafür ließen die vom Staub blinden Scheiben nicht genug Licht herein.
    Blieb die mittlere Tür. Hinter der musste sich der Wohnraum befinden. Schon führte er die Hand zum Griff, um sie aufzustoßen, als er

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