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Seerache

Seerache

Titel: Seerache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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keine Aussage über den Vorbesitzer beziehungsweise die Hintergründe des Erwerbs machen wollte, mussten wir ihn bitten, mit uns zu kommen.«
    »Sehen Sie, sehen Sie … nun kommen wir der Sache schon näher, meine Herren«, entgegnete Pohl scharf. »Sie haben Herrn Peschke also mitgenommen, sagen Sie. Wie genau sah dieses Mitnehmen denn aus? Haben Sie ihn zu einer Anhörung gebeten? Oder zu einer Vernehmung? Haben Sie Herrn Peschke seine Verhaftung mitgeteilt und ihn belehrt, wie das Gesetz es vorschreibt? Falls ja, dann möchte ich den Haftbefehl sehen. Falls nein … nun, dann hoffe ich für Sie, dass Herr Peschke nach angemessener Frist dem Haftrichter vorgeführt wurde. Alles andere wäre nämlich Freiheitsberaubung, sozusagen. Und ich muss Ihnen wohl nicht erklären, was das für Ihre Vernehmung bedeuten würde … Überlegen Sie sich gut, was Sie darauf antworten, Herr Wolf.«
    ***
    Wo war der Fehler? Irgendetwas stimmte nicht. Verzweifelt hieb Jo auf die Tasten ihres Computers ein. Immer wieder hob sie den Kopf und starrte auf den Monitor, doch der weigerte sich beharrlich, die erlösende Meldung zu bringen.
    Enttäuscht verschränkte sie die Arme vor der Brust, dann schloss sie die Augen. Langsam lehnte sie sich zurück. Zum x-ten Male rief sie sich die Szene in dem Lastenaufzug von Goldmann & Co. in Erinnerung.
    Sie sah sich auf dem Dach der stählernen Kabine stehen, über ihr der nachtschwarze Aufzugsschacht, vor ihr, direkt zu ihren Füßen, die aufgeklappte Wartungsluke, durch die sie wenige Minuten zuvor die Kabine verlassen hatte. Stimmen klangen auf, die Aufzugstür wurde aufgerissen, jemand fragte, was los sei, und ein anderer antwortete, die Kabine sei leer. Dann redeten mehrere Leute durcheinander … und dann kamen die beiden Sätze mit dem alles entscheidenden Hinweis: »Ich wusste, dass das Auftreten von diesem Luka Ärger bedeutet. Der Chef hätte die Skulptur gar nicht annehmen sollen.« Luka. Es hatte Luka geheißen. Da war sie ganz sicher. Also blieb nur noch eins: Sie hatte keinen Hör-, sondern einen Denkfehler begangen. Womöglich hatte sie das Wort falsch assoziiert?
    Mit einem Mal wusste sie, wo der Fehler gelegen hatte. Nicht zu fassen, dass sie da nicht schon früher draufgekommen war!
    Jo tippte den Namen ein und stieß einen Jubelruf aus. Das war’s. Sie musste sofort zu Wolf damit.
    Sie raffte ihre Unterlagen zusammen und machte sich auf den Weg zum Vernehmungsraum.
    ***
    Wolf rang sich ein Lächeln ab, bevor er in gemütlichem Plauderton auf die Frage des Anwalts antwortete. »Es ehrt Sie, Herr Pohl, dass Sie sich so für Ihren Mandanten ins Zeug legen – aber wir sollten auch mal die andere Seite sehen. Wir haben einen Mord aufzuklären, nicht mehr und nicht weniger. Und dabei sind Sie, Herr Peschke«, bewusst sprach er zum ersten Mal seit Beginn der Vernehmung Peschke direkt an, »in das Fadenkreuz unserer Ermittlungen geraten. Wie Sie’s auch drehen und wenden: Die Tatsache, dass wir ausgerechnet bei Ihnen die bei dem Mord an Hauschild gestohlene Jade-Skulptur gefunden haben, lässt sich auch durch Spitzfindigkeiten nicht aus der Welt schaffen.«
    »Spitzfindigkeiten nennen Sie das?«, fiel ihm Pohl ins Wort, worauf Wolf ihm mit einer scharfen Handbewegung kurzerhand das Wort abschnitt.
    »Lassen Sie mich ausreden, Herr Pohl.«
    » Dr.  Pohl, bitte, Herr Wolf. So viel Zeit müssen Sie sich nehmen.«
    »Bitte sehr, wenn Ihnen die zwei Buchstaben so viel bedeuten, Herr  Dr.  Pohl.« Wolfs Lächeln wurde womöglich noch eine Spur breiter. »Meinen ›Titel‹ dürfen Sie getrost weglassen,  ich  brauche ihn nicht. Und jetzt lassen Sie mich endlich zur Sache kommen. Ihr Mandant ist uns nicht nur eine Erklärung darüber schuldig geblieben, wie und wo er die Hehlerware erworben hat – um eine solche handelt es sich nämlich. Nein, er macht sich zudem der Mittäterschaft an einem Mordkomplott verdächtig – es sei denn, er hätte für den vergangenen Samstag, und zwar für die Zeit von sieben Uhr dreißig bis acht Uhr dreißig, ein Alibi. Haben Sie das, Herr Peschke?«
    Peschke, der bei Wolfs letzten Worten zunehmend die Farbe gewechselt hatte, sprang auf. »Ja, spinnen Sie jetzt vollends, Mann?«, schrie er wütend.
    Als hätte er Peschkes Reaktion geahnt, war Pohl fast gleichzeitig mit ihm aufgesprungen. Er packte seinen Mandanten an den Oberarmen und versuchte, ihn durch Schütteln zur Besinnung zu bringen. »Herr Peschke, merken Sie nicht, welches Spiel hier

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