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Seeteufel

Seeteufel

Titel: Seeteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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ändern. Vorausgesetzt, wir gehen weiterhin vorsichtig zu Werke.«
    Â»Wir werden sehen … spätestens morgen früh, wenn wir den ›Seekurier‹ aufschlagen.« Besorgt legte der Igelmann den Kopf in den Nacken und starrte zur Hallendecke hinauf.
    Der Rothaarige blieb unbeeindruckt. Er kannte das, es war schon immer so. Nicht nur, dass er selbst sich stets als der psychisch und physisch Stärkere erwiesen hatte, als der rationale Analyst und kreative Planer, der seine Vorhaben, einmal beschlossen, auch konsequent in die Tat umsetzte. Wie sonst hätte er binnen Kurzem zum Kopf der Gruppe aufsteigen können? Im Gegensatz zu seinem fülligen Partner, der häufig zu Kleinmut neigte und Risiken nach Möglichkeit aus dem Weg ging, war er selbst, Gott sei’s getrommelt und gepfiffen, aus härterem Holz geschnitzt. Schwierigkeiten waren dazu da, um aus dem Weg geräumt zu werden – das war sein Credo!
    Â»Viel mehr Sorgen als die Phantombilder macht mir der Text, der dabeistehen wird«, sagte er. »Die Winter wird zunehmend gefährlicher für uns. Sie hat unsere Warnung in den Wind geschlagen und recherchiert weiter in der Sache.«
    Hellhörig geworden, hob der Igelmann den Kopf. »Und … was willst du dagegen unternehmen? Bisher hat sie uns ja nicht groß geschadet. Außerdem: Wenn du sie ausschaltest, rückt ein anderer nach. Was sollte sich also dadurch ändern?«
    Da war er wieder, dieser Kleinmut. Am besten, er behielt seine Pläne für sich. Warum sollte er die Katze jetzt schon aus dem Sack lassen? Wenn es so weit war, würde dieses Weichei sowieso tun, was er von ihm verlangte. »Wir reden darüber, wenn’s so weit ist«, beruhigte er seinen Kompagnon. »Jetzt komm, lass uns an der Bar einen Schampus trinken, das regt an.«

7
    Es war eigenartig und doch irgendwie tröstlich: Auch wenn Wolfs Körper längst nicht mehr wie gewohnt funktionierte, auf seine innere Uhr konnte er sich noch immer verlassen. Er hatte sich vorgenommen, um fünf Uhr aus den Federn zu steigen – und tatsächlich war er um kurz vor fünf aufgewacht und wenig später aufgestanden.
    Wie immer hatte sein erster Blick dem Wetter gegolten. Er war nicht wirklich überrascht, als er aus dem Fenster sah: dichter Nebel. Wieder einmal! Für seine allmorgendliche Fahrt mit dem Fahrrad nach Überlingen gab es wahrhaft angenehmere Bedingungen.
    Als er am Vorabend in seine Wohnung zurückgekehrt war, hatte er die schmerzliche Erfahrung machen müssen, dass der sich selbst auffüllende Kühlschrank erst noch erfunden werden musste. Wieder einmal hatte ihn gähnende Leere erwartet, worauf er den festen Vorsatz fasste, bis heute Abend Nachschub zu beschaffen, koste es, was es wolle.
    Sofort hatte er eine umfangreiche Liste erstellt und diese samt dem nötigen Bargeld in seinen Einkaufskorb gelegt. Zuoberst auf der Liste stand eine Flasche Pastis. Den Korb würde er auf der Fahrt zur Polizeidirektion im Edeka-Markt abgeben. Er kannte die Betreiberin des Ladens recht gut, sie würde ihm bis Dienstschluss alles zusammenstellen. Tagsüber fände er garantiert keine Zeit zum Einkaufen – vorausgesetzt, es verlief alles nach Plan. Schließlich war heute »der Tag des Herrn«, um mit den Worten seines Kollegen Marsberg zu sprechen. Heute würden sich, so Gott wollte, einige entscheidende Sachverhalte klären, die sie der Lösung ihres Falls einen großen Schritt näherbringen könnten.
    Entsprechend aufgeräumt erledigte er seine allmorgendlichen Verrichtungen, wobei er vor allem Fiona nicht vergaß, für die er glücklicherweise im Katzenschränkchen noch eine Packung Trockenfutter gefunden hatte – die letzte. Er selbst musste sich wohl oder übel mit einer Tasse Kaffee begnügen, die er, da ihm auch Milch und Zucker ausgegangen waren, widerwillig hinunterstürzte, ehe er sich aufs Rad setzte.
    Irgendwie schaffte er es, den Weg zum See zu finden. Ohne nennenswerte Kollisionen legte er die vier Kilometer zwischen Nussdorf und Überlingen zurück, nicht gerade ein Vergnügen bei diesem Nebel, der wie ein weißes Laken über der Landschaft lag und die Sicht nicht selten auf wenige Meter beschränkte. In Überlingen machte er bei Edeka halt. Nach einem kurzen Plausch – über den Nebel, was sonst? – versprach er, rechtzeitig vor Ladenschluss

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