Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seeteufel

Seeteufel

Titel: Seeteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
Vom Netzwerk:
seinen bis dahin gefüllten Korb abzuholen.
    Kurz nach halb sieben saß Wolf bereits hinter seinem Schreibtisch. Schon beim Betreten des Büros war ihm der Umschlag ins Auge gefallen, den ihm der Kollege von der Nachtschicht auf den Tisch gelegt hatte. Er wusste, was er enthielt: den vorläufigen Obduktionsbericht der Pathologin. Würde sich sein Verdacht bestätigen?
    Gestern Abend hatte er in immer kürzer werdenden Abständen in der Pathologie des Kreiskrankenhauses angerufen, in der bedarfsweise auch die Rechtsmediziner der Uni Tübingen arbeiteten. Dr.   Reichmanns Untersuchungen an der exhumierten Leiche hatten weit mehr Zeit in Anspruch genommen, als ihnen beiden lieb war. Entnervt hatte sich die Pathologin zuletzt seine Anrufe verbeten. Sie hatte allerdings versprochen, ihm bis zu seinem Dienstbeginn am folgenden Morgen wenigstens einen vorläufigen Bericht zukommen zu lassen.
    Gespannt öffnete Wolf nun den Umschlag und zog ein einzelnes Blatt heraus, das den Titel »Pathologischer Befund entspr. der vorläufigen chemisch-analytischen Untersuchung« trug. Es handelte sich um einen Computerausdruck, mit zahlreichen handschriftlichen Anmerkungen versehen. Flüchtig überflog er die Einleitung, ehe sein Blick nach unten glitt und schließlich an einem dick unterstrichenen, zusätzlich mit gelbem Marker hervorgehobenen Textblock hängenblieb: »Der Tod oben benannter Person ist nach derzeitigem Kenntnisstand auf die Verabreichung einer tödlichen Dosis Arsentrioxid zurückzuführen.«
    Darunter hatte Dr.   Reichmann noch etwas gekritzelt, das Wolf nur mit Mühe entziffern konnte: »Lieber Leo, ausführlicher Bericht wird morgen nachgereicht. Gruß, Franzi.«
    Also doch! So paradox es auch sein mochte: Für einen Moment atmete Wolf erleichtert auf. Ab sofort würden sie nicht mehr ins Blaue hinein ermitteln. Jetzt würden sie einer konkreten Spur folgen!
    Wolf schloss die Augen und versuchte, sich die nächsten Schritte durch den Kopf gehen zu lassen, als ihn ein Klopfen aufschreckte. Er musste das Kommen der Kollegen glatt überhört haben.
    Mit einem für Wolfs Ohren übertrieben munteren »Morgen, Chef« traten Jo und Vögelein ein und stellten sich vor seinen Schreibtisch.
    Â»Haben Sie schon unsere Phantombilder im ›Seekurier‹gesehen?«, fragte Vögelein. Aus irgendeinem Grund schien er heute von keinem Leiden geplagt. Sollte die positive Entwicklung ihres Falls, vielleicht sogar die Soko, in die er ab heute federführend eingebunden sein würde, für die wundersame Genesung verantwortlich sein?
    Wolf, in Gedanken noch immer bei dem Befund der Pathologin, beantwortete seine Frage mit einem Kopfschütteln. Daraufhin breitete Vögelein eine mitgebrachte Zeitung vor ihm aus und wies auf einen bebilderten Artikel.
    Â»Bestens aufgemacht«, erläuterte er. »Auch der Text ist gut. Müsste uns eigentlich weiterbringen.«
    Wolf brummte etwas Unverständliches, ehe er einen Blick auf die Veröffentlichung warf.
    Â»Gibt es schon Ergebnisse von der Obduktion?«, wollte Jo wissen. Wortlos wies Wolf auf den Befund. Während sie las, schaute ihr Vögelein über die Schulter.
    Â»Warum überrascht mich das Ergebnis nicht?«, fragte Jo, als sie das Blatt an Vögelein weiterreichte.
    Wolf hob den Kopf und sah sie an. »Wenigstens haben wir es jetzt schwarz auf weiß.«
    Zwischen Jos Augenbrauen bildete sich eine steile Falte. »Tja, Chef, dann veranlassen Sie schon mal einen Beschluss zur Exhumierung der restlichen Leichen auf unserer Liste. Ich bin sicher, wir finden unter den verstorbenen alten Damen noch weitere Arsenopfer.«
    Â»Was würde das ändern? Wir haben nachgewiesenermaßen jetzt schon vier Giftmorde. Reicht dir das noch nicht? Nein, weitere Exhumierungen wären im Augenblick reine Zeitverschwendung, deshalb werden wir uns diesen Zwischenschritt sparen.«
    Â»Zwischenschritt?«, fragte Vögelein verständnislos, und auch Jo schien verblüfft.
    Â»Ãœberlegt doch mal: Ob vier Morde oder vierzehn – wo ist der Unterschied? Das Wichtigste ist zunächst, die Täter zu finden, je schneller, desto besser. Also sollten wir uns auf das konzentrieren, was uns auf ihre Spur führt. Und was ist das?« Gespannt sah Wolf auf seine Mitarbeiter.
    Â»Das Arsen!«, antwortete Jo wie aus der Pistole geschossen.
    Â»Genau. Irgendwo

Weitere Kostenlose Bücher