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Segel aus Stein

Segel aus Stein

Titel: Segel aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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auch nur ausgestiegen«, sagte Halders. »Vielleicht ist sie nicht anders rausgekommen.«
    »Du meinst, Anette könnte zu Hause gefangen gewesen sein?«
    »Na ja, vielleicht ist sie in diesem Zimmer durchgedreht. Wer würde das nicht?«
    »Jedenfalls ist sie nicht da«, sagte Aneta Djanali. »Wo also könnte sie sein?«
    Halders zuckte mit den Schultern. Was ist mit ihm los?, dachte sie. Hat er keine Lust mehr? Kommt er sich albern vor? Aber über solche Gefühle ist er doch längst hinweg, hat sich dran gewöhnt durch unzählige Fehlschläge.
    Aneta Djanali ging zurück ins Wohnzimmer. Alles schien an seinem Platz zu sein. Hier war fast nichts weiß. Sie bückte sich zu der eingeschlagenen Scheibe und studierte den Fußboden, der hier nicht von der Lampe beleuchtet wurde. Sie wollte sie nicht anfassen, sie nicht von der Stelle bewegen. Der Parkettfußboden hatte eine gelbliche Nuance. Hinter sich hörte sie Fredrik.
    »Hast du eine Taschenlampe?«
    »Im Auto«, antwortete er.
    »Kannst du die mal holen?«
    Halders ging, ohne weiter zu fragen. Sie hörte ihn auf der anderen Seite der Wand, hörte, wie unten auf der Straße die Autotür geöffnet und geschlossen wurde und er wieder zurückkam und zwischen dem Gestrüpp und den Bäumen fluchte. Er stapfte über die Veranda und reichte ihr die Stableuchte.
    »Was sind das für Flecken?«, fragte sie.
    »Willst du auf der Stelle eine Antwort?«
    »Es könnte Blut sein«, sagte sie.
    »Es könnte alles Mögliche sein.«
    Sie leuchtete oberhalb des eingeschlagenen Fensters entlang, konnte aber nichts sehen.
    »Gib mir mal die Lampe«, sagte Halders.
    Er leuchtete von außen, ein wenig höher hinauf. Dort war etwas.
    »Da hat sich jemand geschnitten«, sagte Aneta Djanali.
    Es kommt wohl doch zu einer Untersuchung des Tatortes, dachte sie. Aber nicht dort, wo ich dachte.
    Halders streckte den Rücken.
    »Wir haben eine Nachricht.« Er nickte zu etwas hinter ihr.
    Ein Telefon in einem der Bücherregale, das ihnen vorher nicht aufgefAllen war, hatte angefangen zu blinken. Sie hatten kein Klingeln gehört.

23
    Als sie das erste Mal durch Aberdeen gingen, massierte er sein Gesicht, strich sich über die Augen. Er hatte das Gefühl, farbenblind zu sein. Hier war es anders als auf dem Meer. Die Farben des Meeres kannte er. Aber hier begegnete er einer Stadt, die aus einem einzigen Granitblock erbaut zu sein schien.
    The Granite City.
    Sie wohnten auf dem Schiff.
    Frans versuchte eine Nacht in Brentwood zu bleiben, aber das ging nicht. Sie saßen im »Schooner«, das schon morgens um sieben öffnete. Er erinnerte sich an den Slogan, der über der Tür gehangen hatte: »Where life begins at 7 o'clock.«
    Life.
    Es begann und es endete.
    Sie hatten die Männer kennen gelernt. Arne hatte sie kennen gelernt, und das hatte etwas mit ihm gemacht. Er veränderte sich rasch. Wir halten uns jetzt mal fern, hatte er gesagt.
    Niemand war damit einverstanden gewesen. Frans hatte ... hatte... Jesus. Jesus.
    Er erhob sich und ging zum Auto, das er schneller fahren gelernt hatte als gedacht. Sein Körper war immer noch beweglich. Er hatte es bemerkt, als er sich vorgebeugt und den Zündschlüssel umgedreht hatte. Er fuhr zurück in Richtung Osten. Die Straßen waren besser geworden. Als er zum ersten Mal dorthin gekommen war, wurden die Waren noch von Pferden transportiert. Soldaten marschierten. Alle spähten zum Himmel. Und übers Meer.
    Das war damals gewesen.
    Er hielt vor einem Wirtshaus an, schloss das Auto ab, ging hinein und fragte, ob er die Toilette benutzen dürfe.
    Er wusch das Ärgste ab und betrachtete sich im Spiegel und erkannte sein Gesicht immer noch wieder. Er wandte den Blick ab und trocknete sich mit einem derben Papierhandtuch ab, ging hinaus und fuhr weiter.
    Nach einer halbstündigen Autofahrt sah er das Meer tief dort unten.
    Er dachte an die erste Zeit.
    Er war am Albert Quay entlanggewandert, war gewandert und hatte gewartet. War die Clyde Street entlanggegangen, vor den Caley Fisheries stehen geblieben, war an Seaward Marine Engeneering Co, Hudson, Fish, North Star Shipping, Grampian Fuels vorbeigegangen, Tag für Tag, und er konnte sich jederzeit an alle Namen erinnern und alles, was sich damals dort bewegt hatte.
    Sie hatten neben der »Cave Sand« gelegen, die hier überwinterte, aber aus Grimsby kam. Sie lud Schlacke und hatte Arbeit südlich vom Hafen bekommen. Die Männer waren rund um die Uhr schwarz wie Neger, das war ihr Leben. Wie Neger!
    Er sah viele

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