Segeln im Sonnenwind
Ich kann mich kaum an ihn erinnern. Er heiratete Tante Carole Pelletier aus New Orleans.);
3. Walter Raleigh Johnson, 1838-1862 (Bei Shiloh gefallen.);
4. Alice Irene Johnson, 1840-? (Ich weiß nicht, was aus ihr geworden ist. Sie heiratete jemanden aus dem Osten.);
5. Edward McFee Johnson, 1844-1884 (Kam bei einem Zugunglück ums Leben.);
6. Aurora Johnson, 1850-? (Zuletzt hörte ich um 1930 aus Kalifornien von ihr. Sie war mehrmals verheiratet.);
7. Ira Johnson, geboren 2. August 1852, verschollen in der Schlacht um England 1941.
Als Fort Sumter im April 1861 fiel, bat Mr. Lincoln um Freiwillige aus den Milizen der verschiedenen Staaten (genau wie es Mr. McKinley in einem künftigen April tun würde). Auf der Farm der Johnsons in Freeborn County, Minnesota, folgten diesem Ruf Ewing (achtundzwanzig), Walter (dreiundzwanzig), Edward (siebzehn) sowie Opa Acey, damals achtundvierzig Jahre alt, woraus sich eine Situation ergab, die für Ira Johnson, neun Jahre alt und seiner eigenen Meinung nach ganz erwachsen, durch und durch demütigend war. Er sollte zu Hause bleiben und niedere Arbeiten verrichten, während alle anderen Männer in den Krieg zogen. Seine Schwester Samantha (deren Ehemann sich ebenfalls freiwillig gemeldet hatte) und seine Mutter würden die Farm derweil leiten.
Es war nur wenig tröstlich für ihn, daß sein Vater fast gleich wieder zurückkehrte, da er aus irgendeinem Grund, den ich nicht kenne, für untauglich befunden wurde.
Vater erduldete diese Demütigung drei lange Jahre… und lief dann mit zwölf von zu Hause weg, um sich als Trommlerjunge zu melden.
Mit einem Kahn fand er seinen Weg den Mississippi flußabwärts und machte das Camp des Zweiten Minnesota ausfindig, kurz bevor sich die Einheit Shermans langem Marsch zum Meer anschloß. Vaters Vetter Jules verbürgte sich für ihn, und er wurde vorläufig aufgenommen (zunächst, um ausgebildet zu werden, da er weder von Trommeln noch von Hörnern etwas verstand). Unterkunft und Verpflegung erhielt er zusammen mit der Stabskompanie.
Dann tauchte sein Vater auf und holte ihn wieder nach Hause.
Demzufolge dauerte Vaters Kriegsdienst etwa drei Wochen, und ein Gefecht erlebte er nicht. Nicht einmal diese drei Wochen wurden ihm später gutgeschrieben, wie er zu seiner Bestürzung erfuhr, als er um Aufnahme in die Veteranenorganisation der Union nachsuchte, die Grand Army of the Republic.
Es existierten keine Unterlagen mehr von seiner Dienstzeit, denn der Regimentsadjutant hatte ihn »entlassen« und Opa Acey erlaubt, ihn mitzunehmen, indem er einfach die Papiere vernichtete.
Ich denke, man muß davon ausgehen, daß Vater damit für sein Leben gezeichnet war.
Während der neun Tage, die Vater und Tom warten mußten, bis sie in die Armee aufgenommen werden konnten, sah ich keinen Hinweis darauf, daß Mutter nicht damit einverstanden gewesen wäre (von ihrem anfänglichen Ausdruck der Überraschung abgesehen). Allerdings lächelte sie nie. Man konnte die Spannung zwischen unseren Eltern richtig spüren, aber sie zeigten sie nicht.
Vater sagte etwas zu mir, das, so glaube ich wenigstens, einen gewissen Bezug zu dieser Spannung hatte. Wir waren in seinem Sprechzimmer, wo ich ihm half, die Patientenunterlagen zu entrümpeln und zu aktualisieren, um sie für die Dauer des Krieges an Dr. Chadwick weiterzugeben. Er sagte zu mir: »Wieso lächelst du nicht, mein Sonnenschein? Besorgt um deinen jungen Mann?«
»Nein«, log ich. »Er mußte gehen. Das weiß ich. Ich wünschte mir allerdings, du würdest nicht gehen. Aus eigensüchtigen Motiven, schätze ich. Du wirst mir fehlen, cher papa.«
»Du wirst mir auch fehlen. Ihr alle werdet mir fehlen.« Für einige Minuten sagte er nichts. Dann fuhr er fort: »Maureen, eines Tages könntest auch du damit konfrontiert werden – wirst du damit konfrontiert werden, denke ich –, nämlich daß dein Mann in den Krieg zieht. Manche Leute meinen, verheiratete Männer sollten das wegen ihrer Familien nicht tun.
Diese Meinung ist jedoch in sich widersprüchlich, und das auf verhängnisvolle Art und Weise. Der Familienvater kann es nicht riskieren, sich vornehm zurückzuhalten und den Junggesellen für sich kämpfen zu lassen. Es wäre eindeutig unfair, wenn ich erwarten würde, daß irgendein Junggeselle für meine Familie möglicherweise den Tod findet, während ich selbst nicht dazu bereit wäre, für sie zu sterben. Wenn viele verheiratete Männer eine solche Haltung an den Tag legen würden,
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