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Segnet die Tiere

Segnet die Tiere

Titel: Segnet die Tiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Haber
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Sie eigentlich für eine Person? Was sind Sie für ein Vater?«
    Ein oder zwei Sekunden lang zeigte sich Trotz in den Augen des Obersten Rats. Dann zerbrach etwas in ihm. Langsam sank er in den Sessel zurück und zog den Kopf zwischen die Schultern. Als er den Blick wieder hob, kam darin nur noch Hoffnungslosigkeit zum Ausdruck.
    »Es ist ein Fluch«, sagte er leise. »Ich meine die Krankheit, über die wir so ungern sprechen. Der Name – die graue Pest –
    hat bei meinem Volk fast den Status eines Tabus.« Seine Stimme klang belegt. »Sie wird genetisch von einer Generation zur nächsten weitergegeben, als Erbkrankheit. Ich kann Ihnen nicht garantieren, daß sie keine Gefahr für Sie darstellt, aber ich halte das für sehr unwahrscheinlich. Wie sollte eine Infektion möglich sein?
    Dem Ausbruch der Krankheit geht eine Inkubationszeit
    voraus, die bis zu vierzig Spannen und mehr lang sein kann.
    Doch in einigen Fällen – und meine schöne Marima gehört leider dazu – beginnen die Schmerzen schon früh, in der ersten Phase des Erwachsenenalters. Sie treiben manche von uns in den Wahnsinn. Andere begehen Selbstmord, um nicht mehr leiden zu müssen. Die graue Pest wird erst in unserem letzten Lebensabschnitt fatal, und dann schert sich kaum mehr jemand darum.«
    Kolias legte eine kurze Pause ein.
    »Nein, ich wünsche nicht, daß jemand anders ein solches Schicksal teilt, erst recht nicht Ihre Crew. Aber, Captain… An Bord Ihres Schiffes gibt es die erstaunlichsten Maschinen, eine Technik, die uns wie Magie erscheint. Ich bitte Sie: Helfen Sie uns! Ich habe Ihre Krankenstation gesehen. Sie kommt einem Wunder gleich! Inzwischen kennen Sie unsere Not. Sie können ihr bestimmt nicht gleichgültig gegenüberstehen!«
    Er richtete einen beschwörenden Blick auf Janeway.
    »Ich flehe Sie an, Captain: Helfen Sie uns.«
    Die Kommandantin wandte sich ab. Sie hatte die ganze Zeit über gefürchtet, daß genau dieser Punkt zur Sprache kam. Alle ihre Instinkte als Mensch und Wissenschaftlerin forderten sie auf, den Sardalianern zu helfen. Aber sie war vor allem Captain der Voyager, ein Starfleet-Offizier – noch dazu der ranghöchste Offizier im ganzen Quadranten. Dieser Umstand beschrieb ganz klar ihre Pflichten, ob ihr das paßte oder nicht.
    Die Erste Direktive verbot Einmischungen in die
    Entwicklung junger Zivilisationen. Auch dann, wenn dadurch Leben gerettet werden konnte. Janeway wußte, daß dieses Nichteinmischungsprinzip so manchem Captain und Admiral schlaflose Nächte beschert, ihren Einfallsreichtum ebenso herausgefordert hatte wie ihre Menschlichkeit.
    Janeway wand sich innerlich, doch in ihrem Gesicht zeigte sich auch weiterhin Entschlossenheit. »Es tut mir leid«, sagte sie, und die Worte fühlten sich wie Asche im Mund an. Sie schenkte der Betroffenheit Chakotays keine Beachtung. Er kennt die Regeln ebenfalls. »Es tut mir schrecklich leid. Bitte glauben Sie mir, daß wir Ihrer Situation mit großer
    Anteilnahme begegnen. Aber wir können Ihnen nicht helfen.«
    Kolias konnte es offenbar kaum fassen. »Warum denn nicht?
    Sie würden Leben retten, sich unsere ewige Dankbarkeit verdienen. Wir wären bereit, Ihnen alles zu geben, was wir erübrigen können. Wir würden vor Ihnen knien…« Er machte unbeholfen Anstalten, auf die Knie zu sinken. Janeway trat rasch einen Schritt vor, zwang ihn dadurch, sich wieder aufzurichten und erneut im Sessel Platz zu nehmen.
    »Bitte – «, sagte sie ernst. »Versuchen Sie, uns zu verstehen.
    Selbst wenn unsere medizinische Technik das Problem lösen könnte, und dafür gibt es keine Garantie: Wir haben den Befehl, auf keinen Fall das Machtgleichgewicht auf einer anderen Welt zu stören.«
    »Niemand verlangt von Ihnen, Einfluß auf unsere Politik zu nehmen«, entgegnete Kolias eindringlich. »Wir bitten Sie nur darum, Leid zu lindern, uns von schrecklichen Qualen zu befreien.«
    Janeway rang mit sich selbst. Die Sardalianer schienen ein kultiviertes, freundliches Volk mit einer vielversprechenden Zivilisation zu sein. Doch die Natur hatte ihnen einen bösen Streich gespielt, und nun lastete ein biologischer Fluch auf ihnen. Die Wissenschaftlerin namens Janeway hätte ihnen gern geholfen, das Problem zu lösen, aber als Captain blieb sie an Vorschriften gebunden, die man siebzigtausend Lichtjahre entfernt erlassen hatte. »Es tut mir schrecklich leid«, wiederholte sie.
    Kolias wirkte wie ein Ballon, aus dem die Luft entwich. Er wandte den Blick ab, zupfte einige

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