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Seherin von Kell

Seherin von Kell

Titel: Seherin von Kell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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lange werde ich nicht mehr imstande sein, ihm Antworten zu entringen.«
    »Was waren diese anderen Dinge, die Eure Herrin davon abhielten, die Lösung des letzten Rätsels selbst zu finden, wie ihr befohlen worden war?«
    »Ein Grolim-Hierarch aus Cthol Murgos, Agachak mit Namen, war auf der Suche nach dem Ort, der nicht mehr ist, nach Mallorea gekommen, in der Hoffnung, meine Herrin auszustechen. Er war der Letzte unserer Rasse mit genug Macht, sie herauszufordern. Sie stellte ihn nahe der Öde von Finda und tötete ihn.« Die hohle Stimme brach ab, und ein verzweifeltes Wimmern erklang. »Zandramas!« rief der Geist. »Du hast gesagt, ich würde nicht sterben! Du hast es versprochen, Zandramas!« Das letzte Wort schien in einem unvorstellbaren Abyssus zu versinken.
    Der schwarzverhüllte Kopf der Nekromantin fiel nach vorn, und sie erschauderte heftig. »Sein Geist ist entschwunden, heilige Seherin«, erklärte sie müde. »Die Mitternachtsstunde ist vorüber, und nichts vermag ihn mehr zu erreichen.«
    »Ich danke Euch«, sagte Cyradis.
    »Ich würde mich freuen, heilige Seherin, falls ich Euch, wenn auch nur unbedeutend, bei Eurer so schweren Aufgabe behilflich sein konnte. Darf ich mich jetzt zurückziehen? Die Berührung mit diesem kranken Geist hat mich über alle Maßen erschüttert.«
    Cyradis nickte, und die Nekromantin verließ die Kapelle.
    Mit aschgrauem, aber entschlossenem Gesicht schritt der König von Perivor zur Bahre. Er riß das goldene Tuch herunter und warf es auf den Boden. »Irgendwelche alten Lumpen!« knirschte er. »Wir wollen die Fratze dieses verruchten Grolims nicht mehr sehen!«
    »Ich kümmere mich darum, Majestät«, sagte Durnik mitfühlend.
    Er trat auf den Korridor hinaus.
    Die anderen blieben stumm stehen, während der König mit dem Rücken zur Bahre stand, die Fäuste öffnete und schloß und blicklos auf die hintere Wand der Kapelle starrte.
    Durnik kam rasch mit einem zerrissenen Rupfen zurück, der Rost-und Stockflecken aufwies. »Am Ende des Korridors fand ich eine Vorratskammer, Eure Majestät. Mit diesem Fetzen hatte jemand ein Rattenloch verstopft. Entspricht das vielleicht Eurer Vorstellung?«
    »Tadellos, Freund. Wenn Ihr die Güte hättet, den Lumpen über das Gesicht dieses Stück Aases zu werfen. Wir erklären hiermit, daß es keine Bestattung für diesen Schurken geben wird. Eine Grube und ein paar Schaufeln Erde genügen für ihn.«
    »Mehr als ein paar Schaufeln vielleicht, Eure Majestät«, riet Durnik vorsichtshalber. »Er hat das Königreich bereits genug verschmutzt.
    Wir wollen ihm doch keine Gelegenheit geben, es noch weiter zu tun, nicht wahr?«
    »Ihr gefallt Uns, Freund«, sagte der König. »Und wenn Ihr so freundlich wärt, den Grolim mit dem Gesicht nach unten zu ver-scharren?«
    »Wir sorgen dafür, Majestät«, versprach Durnik. Er nickte Toth zu, und gemeinsam hoben sie den Leichnam an den Schultern von der Bahre und zerrten ihn durch die Kapelle, daß die Füße in den Sandalen über den Boden schleiften.
    Silk trat dicht neben Zakath. »Jetzt wissen wir also, daß Agachak tot ist«, sagte er leise zu dem Malloreaner. »Urgit wird sich freuen, es zu hören. Du läßt dich wohl nicht überreden, ihm einen Boten mit dieser willkommenen Kunde zu senden?«
    »Die Spannungen zwischen deinem Bruder und mir sind noch
    nicht so weit überwunden, Kheldar.«
    »Wer seid ihr alle?« fragte der König heftig. »War diese angebliche Aufgabe nur ein Vorwand?«
    »Die Zeit ist gekommen, uns Euch zu offenbaren«, entgegnete Cyradis ernst. »Die Notwendigkeit, unerkannt zu bleiben, ist nun vor-
    über, denn jene anderen Spione, die Zandramas ohne Naradas' Wissen hier untergebracht hat, können ihr ohne seine Hilfe nichts mitteilen.«
    »Typisch Zandramas«, sagte Silk. »Sie traut nicht einmal sich selbst.«
    Erleichtert hoben Garion und Zakath ihre Visiere. »Ich weiß, daß Euer Königreich abgeschieden liegt, Majestät«, sagte Garion in normaler Redeweise. »Wieviel wißt Ihr von der Außenwelt?«
    »Dann und wann laufen Schiffe unseren Hafen an«, erwiderte der König. »Sie liefern uns mit den Waren auch Neuigkeiten.«
    »Und was wißt Ihr von den Ereignissen, die vor langer Zeit die Welt formten?«
    »Unsere Vorväter brachten viele Bücher mit, Herr Ritter, denn die Stunden auf See sind lange und öde. Unter diesen Bänden befanden sich geschichtliche Werke, die ich alle gelesen habe.«
    »Gut«, sagte Garion. »Das dürfte mir die Erklärungen

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