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Sehet die Sünder: Historischer Roman (German Edition)

Sehet die Sünder: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Sehet die Sünder: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liv Winterberg
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einst glänzende Haar, das sie der Frau des Schmieds oft geneidet hatte, stumpf und verfilzt bis in die Spitzen war.
    Langsam ging Marie in die Hocke und umfasste die vor ihr kniende Eve, deren Körper wie von Krämpfen geschüttelt wurde. »Ich weiß, die Angst macht einen kirre. Es ist nicht meine Aufgabe, über dich zu richten. Zudem fehlt mir jede Kraft, das glaube mir bitte, dir zu zürnen.«
    Beide Frauen umklammerten sich, und in ihre Klagen fiel die Alte mit ein, die strampelnden Zwillinge an sich gepresst.
    Catheline setzte sich auf einen Schemel und wartete. Wartete darauf, dass irgendwer kommen und ihnen allen helfen würde.

Schloss Troyenne
    E r saß am Tisch. Die Ellbogen aufgestützt, hielt der Baron den Kopf gesenkt, die Augen geschlossen und rieb sich die Lider.
    Mathis hatte seine Hände ineinandergefaltet und kam sich nicht weniger fehl am Platze vor als bei seinem letzten Besuch. Er spürte, dass Hauptmann Bouchets finsterer Blick wieder einmal auf ihm ruhte. Langsam schob Mathis seine Hand an den Hals und tastete nach dem Lederband, das ihm Blanche umgebunden hatte.
    »Es ist der Jähzorn, der den Hauptmann vergiftet«, hatte sie gesagt und ein kleines Beutelchen, gefüllt mit ihm unbekannten Kräutern, an das Band geknüpft.
    »Woher weißt du, dass ich dorthin will?«, hatte Mathis entgegnet.
    »Wenn du genau hinsiehst, wirst du bemerken«, fuhr sie fort, als hätte er nichts gefragt, »dass irgendetwas an ihm merkwürdig ist. Vielleicht sind die Brauen des Hauptmannes zusammengewachsen, vielleicht hat er zwei unterschiedlich farbige Augen oder eine hervorspringende Ader auf der Stirn. Man kann sie meist erkennen, die Menschen mit dem bösen Blick. Manche von ihnen wissen, dass sie den bösen Blick besitzen, andere wissen es nicht und fügen deshalb unwissentlich Schaden zu. Damit er dir nichts anhaben kann und dir keine Krankheiten anhängt, trage dieses Beutelchen bei dir, wenn duden Baron aufsuchst.« Sie schüttelte den Kopf. »Zu gern würde ich dir noch eines für den Baron mitgeben, der den Hauptmann unentwegt um sich hat, aber das kann ich wohl kaum machen.« Zum Schluss hatte sie seine Wange getätschelt, wie es nur alte Frauen konnten. Energisch hatte sie ihn dann, als wäre er ein kleiner Junge, des Weges weitergeschoben. Bevor er die Tür zu ihrer Hütte geschlossen hatte, hatte sie ihm noch hinterhergerufen: »Pass trotzdem gut auf dich auf! Vor all den anderen Gefahren, die auf dem Schloss auf dich lauern, kann ich dich nicht schützen.«
    Und so stand er nun hier und fühlte sich wie ein kleiner Junge, dem eine Aufgabe zugeteilt worden war, der er nicht gewachsen war. Er bewegte den Hals und spürte den Stoff des kleinen Beutels auf seiner Brust. Das einzig beruhigende Gefühl in dieser Umgebung.
    Der Baron schob die Finger von den Lidern hin zu den Schläfen, presste sie in die Haut. Dann riss er den gesenkten Kopf in die Höhe und schlug mit der Faust auf den Tisch. »Verdammt, das kann ich nicht fassen«, brüllte er den Hauptmann an. »Wie kann es sein, dass hier irgendjemand derart sein Unwesen treibt? Wenn Söldner in der Gegend unterwegs sind, warum findet ihr sie nicht? Wie oft habe ich gesagt, dass die Wachen verstärkt werden müssen? Warum wurde der Junge des Schmieds nicht von euch entdeckt? Dieser Bauer hat ihn stattdessen gefunden.«
    Nur einmal hatte Mathis den Baron außer sich erlebt, sein Brüllen vernommen. Er riss die Hände in die Höhe, schob sie, den Treibstecken fest gepackt, vor sein Gesicht und hielt die Luft an, als könne er sich damit in sich selbst verbarrikadieren. Doch das Brüllen des Barons sickerte in ihn ein, setzte sich in seinem Kopf fest und brachte Bilder hervor, die er nicht sehen wollte. Er presste die Augen zu.
    Der Baron zu seinen Füßen. Starr, mit geweiteten Augen, sein Körper halb unter dem verendenden Hengst begraben. Der jüngste Bruder des Barons, Bruno, der Amédé zu Hilfe eilen will. Ein Sirren in der Luft, ein Schwertstreich, direkt an Mathis’ Oberarm vorbei, der Bruno trifft. Fast den gesamten Kopf vom Hals trennt. Blut, überall Blut. Mathis schwankt, sieht, dass der Baron brüllt. Hört, dass er nach seinem Bruder brüllt, der zusammensinkt und samt dem abgetrennten Kopf neben ihm auf dem Boden aufschlägt. Der Söldner, vielleicht Engländer, vielleicht auch nicht, tritt näher, hebt erneut sein Schwert, um nun auf den Baron einzuschlagen. Dieser faltet die Hände. Dankt Gott, mit seinem Bruder Bruno sterben zu

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