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Sehnsucht der Unschuldigen

Sehnsucht der Unschuldigen

Titel: Sehnsucht der Unschuldigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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hinteren Ende führte eine Tür in ein winziges Klo, von dem man in einen kaum größeren Vorratsraum gelangte.
    Tucker hatte nie so recht verstanden, wie Burke, immerhin Sohn eines ehemals wohlhabenden Farmers, sich damit zufriedengeben konnte, Bußzettel zu verteilen, bei Schlägereien zu schlichten und gelegentlich auf Betrunkene aufzupassen.
    Aber Burke war ganz zufrieden mit sich und seinem Leben.
    So wie er auch seit siebzehn Jahren eine glückliche Ehe mit der Frau führte, die er seinerzeit als Schuljunge geschwängert und sofort geheiratet hatte. Seinen Stern trug er mit einigem Stolz zur Schau, und er erfreute sich in einer Stadt, deren Einwohner sich ungern von anderen etwas vorschreiben ließen, großer Beliebtheit.
    Bei Tuckers Eintreten saß Burke stirnrunzelnd über einen Haufen Akten gebeugt am Schreibtisch. Über ihm wirbelte ein Ventilator ein wenig den abgestandenen Rauch und die heiße Luft durcheinander.
    »Burke.«
    »Hi, Tuck. Was führt dich…« Er verstummte beim Anblick von Tuckers geschwollenem Gesicht. »Mensch, wo bist denn du reingelaufen?«
    Tucker schnitt eine Grimasse, was ihm gehörige Schmerzen verursachte. »Austins Fäuste.«
    Burke grinste zurück. »Und wie sieht er aus?«
    »Noch schlimmer, sagt Delia. Ich konnte nicht drauf achten, weil ich meine Knochen zusammenhalten mußte.«
    »Wahrscheinlich wollte sie deine Gefühle nicht verletzen.«
    Tucker ließ sich auf dem ausgefransten Drehstuhl nieder. »Da könntest du recht haben. Aber das ganze Blut auf meinem Hemd stammt sicher nicht bloß von mir.«
    »Edda Lou?«
    »Yeah. So wie er es sieht, habe ich eine blütenreine Jungfrau verführt, die im ganzen Leben noch keinen Schwanz gesehen hat.«
    »So ein Blödsinn.«
    »Das sage ich auch. Aber er kapiert nicht, daß sie fünfundzwanzig ist und mit mir geschlafen hat und nicht mit meinem alten Herrn.«
    »Na, hoffentlich.«
    Tucker verzog die geschwollenen Lippen zu einem schmerzhaften Grinsen. »Edda Lous Mama wird wohl jedesmal ein Stoßgebet in den Himmel schicken, wenn er sie anfaßt.« Er wurde sofort wieder ernst. Er wollte nicht daran denken, wie Austin auf seine arme zartgliedrige Frau einprügelte. »Die Sache ist die, Burke: Ich will fair sein, verstehst du?« Ihm fiel wieder ein, daß er seinen Freund aus mehr als einem Grund aufgesucht hatte. Bislang tastete er sich noch an sein erstes Anliegen heran.
    »Mit dir und Susie läuft es ja ganz gut…«
    »Wie am ersten Tag, und das obwohl uns damals alle gewarnt haben. Marvella kam ja noch vor der Abschlußprüfung auf die Welt, und dann mußten wir zwei Jahre bei meiner Familie leben, bis wir uns was Eigenes leisten konnten. Da war Tommy schon unterwegs. Dann Parker. Dann Sam. Vier Babys in fünf Jahren.«
    »Warum hast du dir die Hose nicht zunä hen lassen?«
    »Und du?«
    »Die Sache ist ganz einfach: Ich liebe Edda Lou einfach nicht.
    Ob mit oder ohne Bauch. Okay, die Verantwortung habe ich trotzdem. Aber heiraten kann ich sie nicht. Ich kann einfach nicht, Burke.«
    Burke räusperte sich. »Alles andere wäre auch eine Riesendummheit. Susie hat mir erzählt, daß Edda Lou schon seit Wochen damit angibt, wie sie nach der Hochzeit auf Sweetwater leben will. Susie hat ja selber nie darauf geachtet, aber die anderen dafür um so mehr. Klingt ganz so, als hätte es das Mädchen auf deine Farm abgesehen.«
    Das verletzte Tucker einerseits in seiner Eitelkeit und verschaffte ihm zugleich Erleichterung. Edda Lou war also auf seinen Namen und sein Geld aus gewesen. Er schüttelte den Kopf. Sie hätte sich doch denken müssen, daß er früher oder später davon Wind bekommen würde.
    »Eigentlich bin ich ja nur gekommen, um dir zu sagen, daß ich seit der Szene im Restaurant nichts mehr von ihr gehört habe. Austin hat sich eingebildet, sie würde sich bei mir verstecken. Er weiß also auch nicht, wo sie ist. Hast du vielleicht eine Ahnung?«
    »Genausowenig wie du.«
    »Na ja, vielleicht ist sie bei einer Freundin untergeschlüpft.
    Trotzdem, seit der Sache mit Francie…«
    »Mhmm.« Burke bekam beim bloßen Gedanken daran ein flaues Gefühl in der Magengrube.
    »Bist du da oder bei Arnette schon weitergekommen?«
    »Keinen Zentimeter. Der Sheriff vom County hat den Fall übernommen. Ich habe dem Gerichtsmediziner geholfen, und den Kollegen habe ich meine Unterlagen gezeigt, aber die tappen allesamt im dunkeln. In Nashville haben sie vor einem Monat auch eine Frau aufgeschlitzt. Wenn es Parallelen gibt, schaltet sich das

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