Sehnsucht erwacht auf Mallorca
entwickelt hatte. Und sie würde es schaffen!
„Was hast du dir für heute vorgenommen?“, fragte Alejandro sie höflich, als sie sich am nächsten Morgen zu ihm an den Frühstückstisch gesellte. Er hatte Maria gebeten, für seinen Gast nicht am anderen Ende der langen Tafel zu decken, sondern das zweite Gedeck neben ihm aufzulegen. Sein Verhalten hingegen war so distanziert, als säße er auf einem anderen Kontinent.
Er hatte das Bedürfnis, ihre Beziehung wieder auf eine förmliche Ebene zu bringen, nachdem sie gestern eine Grenze überschritten hatten.
Brynne trug heute Morgen eine weiße Bluse und eine Leinenhose, die ihre langen Beine umspielte. Das rote Haar hatte sie locker hochgesteckt. Sie wirkte sehr unnahbar und kühl.
„Du brauchst wirklich nicht so zu tun, als würdest du dich dafür interessieren, was ich tue. Wir wissen beide, dass ich hier nur geduldet bin.“
Irritiert über den schnippischen Tonfall, runzelte er die Stirn. Dabei hatte er sich doch selbst vorgenommen, Distanz zwischen sich und Brynne zu bringen. „Da du Miguels Tante bist, schulde ich dir natürlich Dank dafür, dass du …“
„Michaels angeheiratete Tante“, berichtigte sie, während sie vorsichtig die Kaffeetasse auf der Untertasse absetzte. „Und da ich alles, was ich für Michael getan habe, aus Liebe zu ihm getan habe, kann mir deine Dankbarkeit gestohlen bleiben!“
Alejandro hatte ihr am letzten Abend sehr deutlich gezeigt, dass es ihm leidtat, beinahe mit ihr geschlafen zu haben – ein Fehler, den Brynne vermutlich stärker bereut hätte als er selbst. Er brauchte sie jetzt nicht wie eine Fremde zu behandeln, um diesen Punkt eigens zu betonen.
„Ich wollte nur …“
„Es interessiert mich nicht, Alejandro“, unterbrach sie ihn gereizt und schob ihren Stuhl nach hinten, um aufzustehen. Doch er hielt sie zurück, indem er ihre Hand umfasste. Sie erbebte leicht. „Was machst du da?“ Die abrupten Stimmungsumschwünge dieses Mannes machten sie wütend.
Er hatte keine Ahnung, was in ihn gefahren war. Er wusste nur, dass er sie daran hindern musste zu gehen, solange die Stimmung zwischen ihnen so angespannt war.
Rasch zog er die Hand wieder zurück, stützte die Ellenbogen auf dem Tisch und verschränkte die Finger ineinander. „Du wolltest mir gestern Abend etwas erzählen“, erinnerte er sie mit rauer Stimme.
Sie warf ihm einen vernichtenden Blick zu. „Ich bin mir sicher, dass Antonia nur darauf brannte, dir von unserer kleinen Unterhaltung gestern zu erzählen.“
Antonia …? Was hatte sie damit zu tun, dass Brynne gestern Abend sofort angefangen hatte, mit ihm zu streiten, sobald er nach Hause kam?
Was hatte Brynne noch gesagt, als sie ihn beschimpft hatte? Irgendetwas über eine Frau. Er war zu müde und erschöpft gewesen, um richtig zuzuhören, und hatte ihren Ärger für ein weiteres Missverständnis zwischen ihnen gehalten. Aber jetzt, wo sie Antonias Namen erwähnte, bekam alles gleich einen anderen Beiklang. Brynne hatte also von ihr gesprochen?
Sein Blick wurde wachsam, als er sie anschaute. Offensichtlich war sie schon wieder wütend. Ihre Wangen waren gerötet, und die Augen blitzten vor Erregung. „Vielleicht möchte ich es lieber von dir hören?“, sagte er langsam.
„Also, jetzt reicht’s!“ Sie stand auf und sah auf ihn hinunter. „Ich habe nicht vor, deine Neugier zu befriedigen. Überflüssig zu sagen, dass ich nicht abreisen werde, ehe der Monat um ist, und nichts, was du sagst oder tust – oder was deine Freundin sagt oder tut – wird mich dazu bringen, meinen Entschluss zu ändern. Ist das klar?“
„Völlig klar“, bestätigte er geistesabwesend.
Antonia war gestern hier gewesen, als sie sich sicher sein konnte, dass er in Palma mit ihrem Vater verhandelte.
Was genau hatte sie zu Brynne gesagt?
Was immer es war, er nahm es Antonia ausgesprochen übel, dass sie sich das Recht herausnahm, in seiner Abwesenheit hierherzukommen, um Brynne irgendwelche Vorschriften zu machen.
Gewiss, gestern Abend hatte er Antonias unerwartetes Auftauchen dazu benutzt, um den völlig unpassenden Flirt mit Brynne zu beenden. Vielleicht hatte Antonia dadurch einen falschen Eindruck von ihrer eigenen Beziehung zu ihm bekommen, aber ihre Unterhaltung mit Brynne hatte ja bereits vorher stattgefunden.
„Vielleicht hast du Antonia falsch verstanden? Ich weiß nicht, wie gut ihr Englisch …“
„Das hättest du wohl gerne!“, rief sie, während sie energisch den Kopf schüttelte.
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