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Sehnsucht FC Bayern

Sehnsucht FC Bayern

Titel: Sehnsucht FC Bayern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Armin Radtke
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gegen Fortuna Düsseldorf doch noch Anlass zum Jubel. Rein sportlich zwar zunächst weniger, weil die Rheinländer zur Pause mit 0:2 führten, aber Jürgen Klinsmann sorgte mit seinen beiden Toren noch für den 2:2-Endstand.
    Beinahe jedoch wäre auch dieses Spiel nicht gewertet worden, denn Klaus Augenthaler, der als Verantwortlicher am letzten Spieltag den Platz von Franz Beckenbauer eingenommen hatte, wechselte mit Beginn der zweiten Halbzeit vier Spieler auf einmal ein. Das war definitiv einer zu viel. Aber keinem fiel es zunächst auf. Nur gut, dass es für die Fortuna sportlich um nichts mehr ging und sie auf einen Einspruch verzichtete. Drei irreguläre Spielbesuche in zwei Jahren – das hätte ich wirklich nicht brauchen können.
    Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2012

1996/97
    F INALE FURIOSO
    Warum kann man im Leben mit dem Erreichten nur für eine Weile zufrieden sein? Warum möchte man meist noch mehr und sucht sich neue Herausforderungen und die nächsten, größeren Ziele?
    Fußballfans empfinden da nicht anders. Bei mir trat das Phänomen im Sommer 1996 auf. Kein Weg zu einem Bayern-Spiel schien plötzlich zu weit, keine Reisestrapaze zu mühsam. Gab es überhaupt noch Grenzen? Wie die nächsten Jahren zeigen sollten, verschoben sie sich immer weiter ins Extreme. Antje, mit der ich inzwischen in eine gemeinsame Wohnung gezogen war, und ich planten für den Herbst eine Reise nach New York. Als ich meine Großmutter davon unterrichtete, fragte sie spontan: »Du willst nach Amerika? Spielen da etwa die Bayern«? Sie meinte das ernst. Ich hielt das für ungewollte Komik und schrieb es ihrem Alter zu. Aber da wusste ich ja noch nicht, welch ungeheuren Weitblick sie damit bewies.
    Im Sommer 1996 musste es als neue Herausforderung bereits ein weit entferntes Spiel im Fuji-Cup sein, einem der Vorläufer des heutigen Ligapokals. Mal eben so an einem Montagnachmittag mit dem Auto ins Donaustadion nach Ulm. Wegen eines Spiels mit Kirmes-Charakter! Das war nun definitiv die nächste Stufe zum abgedrehten Fan. So etwas kann auf eine gewisse Weise zur Sucht werden. Das eigentliche Spiel mitsamt Ergebnis relativiert sich. So abgedroschen es auch klingt: Der Weg ist das Ziel. Einem Bergsteiger geht es da nicht anders. Der erklimmt auch nicht die höchsten Gipfel, nur weil er von dort die schöne Aussicht genießen möchte.
    Zu solchen Extremtouren gehören auch unvermeidliche Begleiterscheinungen wie nächtliche Stopps an Autobahnraststätten. Ich kenne eine Menge Leute, für die beim Betreten eines Bahnhofs oder Flughafens der Urlaub beginnt. Bei mir sind es Autobahnraststätten, die ein solches Flair verbreiten. Wer sich dort aufhält, tut dies nicht freiwillig. Dazu sind die Rasthöfe meist nicht einladend genug. Anders als bei einem Bahnhof, der mitten in der Stadt liegt, kommt man bei Rasthöfen nicht einfach zufällig vorbei, sondern man ist unterwegs. Meist sogar sehr lange. Ich mag insbesondere nachts diese Mischung der Gäste in einer Umgebung aus Benzingeruch und dem Lärm der vorbeiführenden Autobahn. Dann, wenn sich in kalten Wintermonaten auf engstem Raum osteuropäische LKW-Fahrer neben Berufspendlern, Kurierfahrern, Touristen und nicht näher definierbaren Gestalten einfinden. Erstaunlich oft trifft man auch auf Fußballfans, was in der Zeit der Vorbereitungsspiele stets die immer gleiche Frage auslöst: Wo kommt ihr denn gerade her? Wenn man völlig ermattet ist und noch einige Wegstrecken vor sich hat, dann kann solch ein Aufeinandertreffen etwas sehr Verbindendes haben.
    In dieser Winterpause ergaben sich gleich drei Möglichkeiten für derartige Begegnungen. Mitte Januar ging es bei Eis und Schnee zum Freundschaftsspiel nach Erfurt. Nach Dresden war es mein zweites Bayern-Spiel in den neuen Bundesländern. Auch wenn sich die Lebensverhältnisse von Jahr zu Jahr weiter angleichen, finde ich gerade solche Spiele dort aufgrund der Sporthistorie, der jüngeren deutschen Geschichte sowie einer letztlich immer noch unübersehbaren Unterschiedlichkeit bis heute besonders lohnenswert. Dass Opel seinerzeit den FC Bayern als Zugpferd zur Erschließung neuer Märkte benutzte, konnte ich vor diesem Hintergrund nur begrüßen.
    Mit den beiden nachfolgenden Testspielen in Lingen und Fulda betrat ich auch in den alten Ländern regionales Neuland. Nie zuvor hatte es mich jemals ins Emsland oder ins östliche Hessen verschlagen. Auch deshalb liebe ich Reisen zu

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