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Sehnsucht nach Wombat Hill: Australien-Roman (German Edition)

Sehnsucht nach Wombat Hill: Australien-Roman (German Edition)

Titel: Sehnsucht nach Wombat Hill: Australien-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona Capp
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schließt hinter sich die Falltür und saugt die Luft zwischen seinen Zähnen ein. Als er sich aufrichtet, lässt ihn ein leichtes Stechen in seinem Rücken zusammenzucken.
    »Meine Frau ist nicht hier, Sergeant. Und wenn Sie hier wäre, würde sie Sie nicht sehen wollen.«
    »Ich bin eigentlich nicht hergekommen, um Ihre Frau zu treffen, Mr. Voletta«, sagt O’Brien mit schleppender Stimme. »Darf ich eintreten?«
    Gotardo hätte ihm am liebsten verboten, die Schwelle zu übertreten, und ihm gern die Tür vor der Nase zugeschlagen. Aber in seine Befürchtung, was O’Brien wohl im Schilde führen mag, mischt sich auch Neugier. Er neigt seinen Kopf und bittet O’Brien mit zögernder Geste herein, indem er einen der Küchenstühle aus Hartholz herauszieht. Verdammt soll er sein, wenn er diesen Mann in sein Wohnzimmer einladen würde. Er kann nur hoffen, dass Jemma in ihrem Atelier bleibt und nicht auf der Suche nach etwas Trink- oder Essbarem plötzlich auftaucht.
    Sie nehmen einander gegenüber Platz und legen ihre Hände auf den Küchentisch.
    »Ich nehme an, Ihre Frau ist nicht hier«, legt O’Brien los.
    Mit schmalen Augen lässt Gotardo O’Briens langes Gesicht und die kurz geschorenen roten Haare auf sich wirken. Ungeachtet dessen, was Jemma ihm erzählt hat, hat Gotardo von diesem Mann in der Öffentlichkeit genug gesehen, um ihn nicht leiden zu können. Männern, die große Töne spucken, kann man nicht trauen.
    Mit einstudiertem Ernst sagt O’Brien: »Darf ich fragen, ob Sie wissen, wo sie ist?«
    »Ich wüsste nicht, was Sie das angeht.«
    O’Brien starrt Gotardo eindringlich an. »Es gibt Zeiten, da muss ein Polizist schwierige Fragen stellen.«
    Gotardo wendet sich ab und sagt nichts. Er muss sich sehr beherrschen, diesen Mann nicht am Kragen zu packen und aus der Tür zu werfen. Aber er weiß, wie flink O’Brien seine Fäuste einzusetzen weiß und dass er ihn womöglich niederschlagen würde. Schwer lastet das Schweigen zwischen ihnen. Laddie bellt irgendetwas an und rennt am Zaun auf und ab, wie der Hund das auch getan hat, als er sich noch darauf freute, die Herde hereinzutreiben. Gotardo bildet sich ein, das sanfte Geläut der Kuhglocken der auf der oberen Weide umherstreifenden Tiere zu hören. Es ist ein Klang, der ihn noch immer heimsucht und vermutlich auch immer heimsuchen wird.
    Als er sich nicht länger beherrschen kann, platzt es aus O’Brien heraus: »Ist Ihnen denn gar nicht bewusst, dass sie ihre Zeit mit einem anderen Mann verbringt? Dass sie draußen im Busch ihre Stelldicheins haben?« O’Brien bebt vor Wut. Er wischt sich mit seinem Taschentuch den Mund ab, lehnt sich in seinem Stuhl zurück und wartet auf Gotardos Antwort.
    Gotardo muss lächeln. »Natürlich weiß ich das. Sie malt Mr. Byrnes Porträt. Es ist eine Auftragsarbeit. Ich freue mich schon darauf, es zu sehen. Wissen Sie, Sergeant O’Brien, sie mag es nicht, wenn man ihr beim Arbeiten zusieht.«
    Langsam findet Gotardo Gefallen an der Situation. Jemma hat ihm von ihrem Verdacht erzählt, dass O’Brien ihr nachspioniert. Dass sie sich manchmal, wenn sie draußen ist, beobachtet fühlt und ihn einmal gesehen hat, wie er durch den Busch davongaloppiert ist. Gotardo war immer beunruhigt gewesen, wenn sie allein in den Busch ging, und war erleichtert zu wissen, dass Mr. Bryne sie während der Arbeit am Porträt begleitete. Es gab Gerede darüber, wie unschicklich dies sei, aber er vermutet, dass es auf die eine oder andere Weise immer Gerede über Jemma geben wird: darüber, wie sie sich kleidet, dass sie den Kinderwagen während ihrer Exkursionen nach geeigneten Stellen zum Malen mit sich schleift, dass sie sich weigert, ihn zur Messe zu begleiten. Jemma kann tun, was sie will, die Leute werden immer reden. Er wusste von Anfang an, dass er ihre Absonderlichkeiten akzeptieren musste. Und obwohl die Situation für sie in letzter Zeit so schwierig war, zweifelt er doch nicht daran, dass er ihr vertrauen kann, selbst wenn er nicht begreift, was in ihrem Kopf vor sich geht.
    Er muss an den gestrigen Abend denken, als er nach der Arbeit zum Eingangstor kam und drinnen im Haus ein Feuer lodern sah, in dessen Lichtschein das Wohnzimmer tanzte. Im Sessel vor dem Herd ein Bild mütterlicher Hingabe, das nämliche Bild, vor dem er sich seit frühester Kindheit immer bekreuzigt hat – Jemma mit Lucy: die Jungfrau Maria mit dem Jesuskind. Zutiefst gerührt war er auf der Veranda vor dem Fenster stehen geblieben und hatte die

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