Sehnsucht nach Wombat Hill: Australien-Roman (German Edition)
vergräbt er sein Gesicht in ihren Lenden. Sie erschaudert und wölbt sich ihm entgegen, als seine brennenden Lippen sie berühren, und stößt einen langen, kehligen Heulton aus, ehe sie zurück aufs Bett fällt. Er wischt ihr die Tränen aus dem Gesicht und dringt dann sanft in sie ein, was ihr wieder einen Schrei entlockt. Und so quälen sie sich durch die Nacht, bis Jemma das Vergessen findet, wonach sie sucht.
Nathaniel liegt auf der Seite und umarmt sie von hinten. Sie schläft friedlich, doch er hat nicht das Bedürfnis, sich wegzudrehen. Dies war ihre Hochzeitsnacht, die ihre Körper aneinandergeschmiedet hat, sodass keiner sie mehr voneinander loseisen konnte. In der Vergangenheit sprang er aus dem Bett und zog sich an, sobald der Akt vorüber war. Da hatte er nicht gewusst, dass diese Art des Zusammenliegens möglich war, diese nackte Hingabe, diese tief gehende Erregung sowohl des Fleisches als auch des Herzens. Und so müde er auch ist, würde er doch vor Dankbarkeit überfließen, wenn sie aufwachte und die Hände nach ihm ausstreckte.
Bei Tagesanbruch setzt er sich ans Fenster und blickt hinaus auf die Stadt. Welche Wohltat, die Hauptstraße so leer zu sehen, ohne die teuren Kutschen und die auffällig gekleideten Feriengäste, die tagsüber durch die Straßen strömen. Wenn er die Ohren spitzt, kann er das schwache Dröhnen der Brandung hören, die der Südwind heranträgt. Ihm entgeht nichts. Nicht die Katze, die über die Dächer schleicht, nicht das Ruderplatschen der Fischer. Im Osten schiebt sich lavarot der Kranz der Sonne aus der Bucht.
Er muss an das Binnenmeer und seinen Traum denken, sich auf die Suche danach zu begeben. Jahrelang hat er diese vorbereitet und geplant, aber immer hat ihn etwas zurückgehalten. Doch jetzt hat unter den merkwürdigsten Umständen endlich seine Reise begonnen und wäre ohne Jemma nicht möglich gewesen. Er hatte fest daran geglaubt, dass es seine Bestimmung im Leben war, diese rätselhafte Wasseransammlung zu finden. Und sollte es ihm durch irgendwelche Zufälle nicht gelingen, ist er sich sicher, dass die Geschichte ihm eines Tages recht geben wird. Was im Moment, da die Sonne über der Bucht hervorbricht, jedoch bedeutsamer ist, sind weder die Geschichte noch der Ruhm, sondern das Wohlbefinden dieser schlafenden Frau. Die Expedition kann warten.
Sein Blick wandert zu ihr. Bleich und ernst liegt sie mit wie zum Fächer ausgebreiteten Haaren auf dem Kissen im Bett. Könnte er doch nur dafür sorgen, dass sie so bleibt, und ihren Schmerz bannen, der ihre Augen weitet, sobald sie diese öffnet. Vielleicht ist seine Lebensaufgabe eine ganz andere, als die von ihm gedachte. Vielleicht ist sie viel größer. Mehr als nach allem anderen verlangt es ihn danach, dass ihr Lächeln wieder ein echtes Lächeln wird, wie das, das ihm von Breakneck Gully in Erinnerung geblieben ist, ein freimütiges Lächeln ohne Vorbehalt. Und wenn sie sich an dieses Lächeln gewöhnt hat, wird er sie sanft dazu bringen, dass es breiter wird und zu beben beginnt und schließlich in einem Lachen aus ihrem Bauch herausexplodiert, ein wahrhaftiges Lachen ungezügelter Wonne. Es mag Monate oder sogar Jahre dauern, er wird geduldig sein. Seine Lebensaufgabe, seine Mission wird es sein, sie glücklich zu machen, ihr die Lebensfreude zu schenken, die sie ihm gegeben hat.
32
Sergeant Marcus O’Brien sitzt auf seinem grauen Hengst und starrt auf den Horizont. Mit kleinen Bewegungen seiner Absätze und Hände lässt er das Pferd langsam eine Kreisbewegung vollführen und untersucht auf diese Weise jede mögliche Richtung, die die Flüchtenden genommen haben könnten. Die Landschaft ist weit, mit endlosen Möglichkeiten.
Auf einem Telegrafenmast in seiner Nähe stößt eine Krähe einen bronchialen Seufzer aus. Von weiter weg scheint eine andere Krähe zu antworten. Mit finsterer Miene blickt O’Brien zur Krähe hoch. Er hasst diese Vögel mehr als irgendwelche anderen Geschöpfe. Mehr noch als Spinnen und Schlangen. Und das liegt nicht an ihrer Schwärze oder dem Geruch des Todes, der ihnen anhaftet, nicht einmal daran, dass er einmal eine dabei ertappt hat, wie sie hungrig sein Kanarienweibchen beäugte, als dessen Käfig draußen auf der Veranda stand. Es ist der Ausdruck ihrer Augen, den er hasst. Ihr wissender Blick und ihre Kommunikation in barbarischem Gekrächze, ihre Unfähigkeit zu singen. Sie sind verschlagen, und auch das ist ihm zuwider. Er hat beobachtet, wie sie als Meute im
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