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Sehnsucht nach Wombat Hill: Australien-Roman (German Edition)

Sehnsucht nach Wombat Hill: Australien-Roman (German Edition)

Titel: Sehnsucht nach Wombat Hill: Australien-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona Capp
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schwarzen Soutane mit dem massigen Silberkreuz um den Hals. Ihm folgt ein ausgezehrt aussehender Gotardo Voletta mit seinem Vetter Pliny Serafini, die beide einen winzigen Kiefernsarg geschultert haben. Hinter ihnen kommen ganze Trauben weinender Schweizer Bauern in Schwarz. Mag der winzige Sarg auch mitleiderregend sein, die Klagelaute und die Tränen stoßen Marcus ab. Beerdigungen müssen schnell hinter sich gebracht werden. Er erinnert sich an seinen Vater, der vor der Beerdigung einen endlosen langen Tag im Sarg aufgebahrt in ihrem Salon lag und dessen steifes Gesicht im Tod noch genauso wütend aussah wie im Leben. Nach einem letzten Blick auf ihn blieben Marcus als einzige Gefühle nur noch Spott und Ungeduld. Er hatte es kaum erwarten können, bis der alte Mann unter der Erde war.
    Gotardo verweigert Sergeant O’Brien den Gruß, als sie an ihm vorbeikommen. Ihn schmerzt der Gedanke, dass er Jemma versprochen hat, sie habe nichts von ihm zu befürchten. Gotardo hatte geglaubt, es mit diesem Mann aufnehmen zu können. Hätte er O’Brien daran gehindert, ihr nachzuspionieren, hätte er sich ihm in den Weg gestellt, wäre ihre Flucht nicht nötig gewesen. Seine eigene Schwäche hatte sie aus dem Haus getrieben. Es war leichter, sich die Schuld zu geben, als zu glauben, dass sie lieber mit Nathaniel Byrne zusammen sein wollte. Byrne, der ihr kleines Mädchen nicht kannte. Der nicht Nacht für Nacht da war, wenn Lucy wach wurde und ihre Milch einforderte, an der Brust ihrer Mutter trank. Der nicht da war, als Lucy Fieber bekam und einen Tag und eine Nacht lang schrie, bis die Gefahr vorüber war. Der nicht da war, um Lucys erstes Lächeln oder ihre ersten Schritte zu sehen. Der nicht da war, wenn sie morgens in die Milchkammer gelaufen kam, um die Kälbchen zu tätscheln und über die dicken Euter und schlagenden Schwänze der Kühe zu lachen.
    Nur die Wut macht diese Gedanken für Gotardo erträglich. Den Blick nach vorn gerichtet sieht er nichts, mit den Knöcheln klammert er sich an die Sarggriffe. Seine Knie wackeln wie Scharniere, die gleich zusammenklappen. Sie kommen an grauen Engeln aus Stein, hoch aufragenden Säulenplatten, flachen tafelförmigen Grabsteinen, Erdhaufen mit Holzkreuzen und Gräbern vorbei, die von rostendem Schmiedeeisen umzäunt sind, das ihn an eine Kinderwiege erinnert. Nur das Auf und Ab von Vater Rossettis Gesang hält Gotardo davon ab, einen Schrei auszustoßen, als sein Auge auf die frisch ausgehobene Grube fällt, in die man den Sarg herabsenken wird.
    Die Nacht ist angebrochen. Gotardos Blick schweift über die offenen Weiden zum Stony-Creek-Becken, wo irgendetwas zu fehlen scheint, wie er verschwommen wahrnimmt. Doch er redet sich ein, dass es ihn nicht überraschen sollte, wenn alles verändert aussähe. Aber dann dämmert es ihm. Es ist das Feuer der Grand Mystery Co. Im Verlauf des ganzen letzten Jahres hatte er, wenn sein Blick am Abend nach Süden wanderte, diese blauen Flammen gesehen, die über den brennbaren, versteinerten Boden züngelten und den Horizont erhellten, als wäre dort ein Stern auf die Erde gefallen. Offenbar hat das Feuer sich selbst verzehrt. Nun ist das Licht verschwunden.
    Nachdem O’Brien sämtliche verschleierten Frauen inspiziert hat, um sicherzugehen, dass Jemma nicht unter den Trauernden ist, galoppiert er zurück in die Stadt. Seine ursprüngliche Theorie, sie müsse noch in der Nähe sein, hat er verworfen. Doch selbst jetzt hat er weiterhin das Gefühl, ihr Spielball zu sein, indem sie ihn absichtlich dazu verführt, das eine zu glauben, obwohl sie das andere tut. Byrne und sie werden bemüht sein, so viel Abstand wie möglich zwischen sich und die Stadt zu bringen. Es war dumm von ihm gewesen, etwas anderes anzunehmen. Aber welche Richtung haben sie eingeschlagen? Es macht ihn wütend, dass er so viel Zeit verliert.
    Wieder einmal wird er auf den richtigen Zeitpunkt warten müssen. Am Ende der Woche werden von hier bis nach Melbourne Suchplakate mit ihrem Konterfei an Telegrafenmasten und in Postämtern hängen. Wenn er Geduld hat, wird er Informationen bekommen. Sie können sich schließlich nicht in Luft aufgelöst haben.
    Am nächsten Tag kommt ein Bauer auf die Polizeiwache, um den Diebstahl von zwei Pferden am nämlichen Vormittag zu melden. Er berichtet, er habe die Missetäter mit den Pferden davongaloppieren sehen – die nach einer Frau in Männerkleidung und einem Mann mit flammend rotem Haar aussahen. Der Bauer ist der festen

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