Sehnsucht unter suedlicher Sonne
weißt du gar nichts!“
„Und trotzdem glaube ich, dich zu kennen … das ist ja gerade so verwirrend. Irgendwie bist du mir vertraut. Kannst du dir das erklären?“
Brettons Nähe verwirrte Genevieve und machte ihr das Atmen schwer. „Vielleicht sind wir uns schon in einem früheren Leben begegnet“, antwortete sie und erkannte ihre Stimme kaum wieder. Sie schien wirklich aus einer anderen Welt zu kommen – der Welt, in die der Blick seiner dunklen Augen sie entführte. „Oder wir sind einfach seelenverwandt.“
„Wer weiß?“ Er sah sie so durchdringend an, als könnte er die Antwort in ihren Augen lesen.
Sie wandte den Kopf zur Seite. „Willst du mich hypnotisieren?“
„Um die Wahrheit herauszufinden? Ein verlockender, aber gefährlicher Gedanke. Du wohnst in meinem Haus und stehst deshalb unter meinem Schutz. Sind die Kopfschmerzen weg?“
„Ja.“
„Nun, das ging ja schnell.“
Sein spöttischer Ton reizte sie. „Ich hatte wirklich welche!“
„Die wie durch Zauberhand verflogen sind.“
Sein Lächeln ärgerte sie und steigerte zugleich ihr Verlangen. „Es macht dir wohl Spaß, mich zu quälen.“
„Vielleicht, Genevieve, aber mit dem Herzen bin ich nicht dabei.“
„Du hast ein Herz?“
„Notgedrungen, und es klopft so laut wie deins.“ Er legte ihr kurz eine Hand auf die Brust. „War es nicht dein Wunsch, hier draußen etwas zu erleben?“ Sein warmer Atem streifte ihre Wange. „Etwas richtig Aufregendes, damit du die Vergangenheit vergisst?“
„Du bist ein raffinierter Kerl … was Frauen betrifft.“
„Unsinn.“ Er griff in ihr volles, seidiges Haar. „Aber du bist eine Zauberin, wie ich heute Abend schon einmal festgestellt habe.“
Genevieve bebte am ganzen Körper. Seit er ihre Brust berührt hatte, wollte sie mehr. Sie war nicht freiwillig in diese Situation geraten – es war einfach passiert. War es etwa Liebe auf den ersten Blick? Wen es traf, der war verloren. Der Bann konnte nie wieder gebrochen werden.
Sie standen sich weiter quälend nah gegenüber. Endlich ertrug Bretton es nicht mehr. Er küsste Genevieves Schläfe, ihre glühende Wange und schließlich ihren weichen, halb geöffneten Mund. Genevieve genoss es, als er die Zunge zwischen ihre Lippen schob. Ihr ganzer Körper spannte sich. Tief in ihr regte sich ein drängendes, fast schmerzhaftes Verlangen.
„Genevieve“, flüsterte Bretton. „Genevieve.“
Träumte sie? Gaukelte die Fantasie ihr etwas vor? Sie fühlte sich so schwach, dass sie nur noch in Brettons Armen liegen wollte. Süße Lust überwältigte sie. Sie versank darin wie in einem tosenden Strudel, aber vielleicht waren es auch die Tränen, die hinter ihren Lidern brannten. Ein Strom von Tränen, in dem sie unterzugehen drohte.
Bretton begehrte diese Frau. Er hätte nicht aus Fleisch und Blut sein müssen, um diesem heftigen Verlangen zu widerstehen. Nur sein ausgeprägtes Verantwortungsbewusstsein hielt ihn noch zurück. Wenn er Genevieve jetzt an sich zog, wenn er zuließ, dass sie sich willig an ihn schmiegte, waren sie beide verloren.
Es kam darauf an, das Richtige zu tun. Er hatte ihr gegenüber eine Verpflichtung. Seine Begierde, die sie so mühelos in ihm wachrief, musste gezügelt werden. Das war er ihr und sich selbst schuldig.
Er verharrte noch einen Augenblick in derselben Stellung, dann legte er ihr die Hände auf die Schultern und fragte rau: „Was meinst du? War das genug Aufregung für einen Abend?“
Genevieve wollte antworten, aber ihr versagte die Stimme.
„Du bist eine sehr sinnliche Frau“, fuhr er fort und dachte dabei, wie wenig ihr das gerecht wurde.
„Willst du damit sagen, dass ich angefangen habe?“ Sie hob langsam den Kopf. Hätte er sie nicht gehalten, wäre sie wahrscheinlich zu Boden gesunken.
„Von dir kann ein Mann nur träumen, Genevieve. Dein Exverlobter muss ein Vollidiot gewesen sein.“
„Ich erinnere mich nicht.“ Wie konnte sie an Mark denken, wenn Bretton sie in den Armen hielt?
„Hat er sich wenigstens entschuldigt und dich angefleht, alles zu vergessen?“
Genevieve richtete sich gerade auf. „Ich hätte ihm nicht verziehen, und wenn er vor mir auf dem Boden gekrochen wäre!“
Bretton lachte, aber nur kurz. „Ich nehme an, er hat dich betrogen?“
„Man muss einander völlig vertrauen können“, sagte Genevieve, aber es klang kein Groll mehr aus ihren Worten. „Das ist das Wichtigste zwischen einem Mann und einer Frau.“
„Glaubst du das wirklich?“
Sie
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