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Sehnsuchtsland

Sehnsuchtsland

Titel: Sehnsuchtsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inga Lindström
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Teller und Gläser zu verteilen und warf einen begehrlichen Blick auf die Schüssel mit dem Salat 4 .
    Ingrid hatte offensichtlich alle Geschütze aufgefahren. Sie wusste noch ganz genau, was Lena am liebsten aß.
    »Du warst mit Magnus in der Stadt?«, fragte Ingrid angelegentlich, während sie sich an den Tisch setzte.
    Lena zuckte die Achseln. »Wir waren Batterien und Filme kaufen«, meinte sie leichthin.
    »Und Zucker«, sagte Ingrid grinsend. Neugierig fügte sie hinzu: »Was wäre, wenn es diesen Malte nicht geben würde... Könnte Magnus dir gefallen?« Sie schlug entspannt die Beine übereinander und betrachtete ihre Schwester. »Ich meine, er sieht gut aus, ist nett, hat einen ordentlichen Beruf... «
    »Den habe ich auch«, unterbrach Lena sie unwillig. Sie nahm ein Stück Brot aus dem Korb und zupfte daran herum, während sie sich ebenfalls an den Tisch setzte. »Und dieser Beruf verträgt sich nicht mit dem Modell einer festen Beziehung. Also vergiss es, ja?«
    Ingrid dachte gar nicht daran. »Du könntest dich zum Bodenpersonal versetzen lassen«, meinte sie ungerührt.
    »Tut mir Leid, aber ich würde es nicht aushalten, an einem Ort festgenagelt zu sein.« Lena versuchte, ihrer Stimme einen humorvollen Anstrich zu verleihen, merkte aber, dass es ihr nicht gelang.
    »Noch dazu mit einem Mann«, setzte Ingrid mit deutlichem Spott hinzu.
    Lena drehte das Weißbrot in den Händen. »Ingrid, ich habe ein paar Mal versucht, mich zu binden. Aber ich habe jedes Mal Angst bekommen.«
    »Es muss ja nicht immer alles so bleiben, wie es ist. Manche Dinge ändern sich!«
    Das entlockte Lena ein widerwilliges Lächeln. »Ich glaube, das habe ich heute schon einmal gehört.«
    »Dann ist ja vielleicht was dran.«
    Lena schaute ihre Schwester an. »Ich weiß es nicht«, sagte sie leise. Sie wandte sich ab und schaute wieder in die Ferne, hinaus auf die glitzernde Bläue der Bucht.

    *

    Björn blickte auf, als Lena den Steg betrat. Leichtfüßig schritt sie auf ihn zu, eine zauberhafte Erscheinung in ihrer weißen Schnürbluse und dem schwingenden Sommerrock. Ihre nackten Füße steckten in Sandalen, die sie abstreifte, bevor sie in das Motorboot sprang.
    » Hej , Papa«, sagte sie lächelnd. »Was dagegen, wenn ich ein bisschen mit dem Boot rausfahre ?«
    Björn musterte sie und genoss einfach nur den Anblick, seine Tochter lächeln zu sehen. »Weißt du denn noch, wie es geht?«, zog er sie auf, während er auf den Steg zurückkletterte, den verletzten Arm vorsichtig vor dem Körper balancierend. Mittlerweile kam er ganz gut damit zurecht, einhändig zu arbeiten.
    Lena gab sich empört. »Also hör mal! Ich konnte früher Boot fahren als laufen! Erinnerst du dich etwa nicht daran?«
    Sie startete den Motor und lachte ihren Vater triumphierend an, als das Boot sich tuckernd in Bewegung setzte und langsam auf den See hinausglitt .
    »Wenn du schon unterwegs bist, kannst du bei Johan Stenmark die neuen Netze abholen!«
    »Klar«, rief sie. »Ich fahre bei ihm vorbei! Bis später!«
    Sie winkte ihm begeistert zu und gab dann Gas, bis das Boot über die Wasseroberfläche davonbrauste. Der Fahrtwind wirbelte ihr Haar durcheinander, wehte es vor ihr Gesicht und ihre Augen. Lena strich es mit einer Hand zurück und atmete tief ein. Sie wusste selbst nicht, was sie dazu bewogen hatte, so plötzlich zu dieser Spritztour aufzubrechen. Ob es ihre Unterhaltung mit Ingrid gewesen war oder das nachfolgende Abendessen, bei dem sie sich alle miteinander wieder höflich angeschwiegen hatten — irgendwann hatte sie in einer Aufwallung von Trotz beschlossen, dass sie einfach raus musste. Sie brauchte Weite, Distanz, Einsamkeit. All das fand sie hier auf dem See.
    Die Geschwindigkeit des Bootes versetzte sie in eine Art Rausch, und für einen Moment konnte Lena sich der Illusion hingeben, wirklich frei zu sein.
    Doch dieser Wunschgedanke verflog so schnell, wie er gekommen war. Wohin auch immer sie fuhr und egal wie viel Gas sie dabei gab — ihrer Vergangenheit würde sie ohnehin niemals entkommen können.

    *

Die Stelle, die Magnus für das Picknick ausgesucht hatte, befand sich in Sichtweite von Marielund direkt am Ufer des Sees. Alte Obstbäume säumten die Wiese, auf der er die Decke ausgebreitet hatte, und wenn der Wind über das Gras fuhr, bewegten sich die Sommerblumen wie ein zarter, unregelmäßig gemusterter bunter Teppich.
    Magnus hob müßig die Kamera und machte ein weiteres Foto, diesmal von der Wiese und den Bäumen.

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