Sehnsuchtsland
Dank.«
Er blickte auf seine verschränkten Hände, dann schaute er ihr direkt in die Augen. »Ich weiß, dass du sauer auf mich bist. Aber hör mir bitte zu: Wenn es in meiner Macht stünde, würde ich versuchen, Marielund zu erhalten. Es wäre eine Sünde, da eine Wohnanlage hinzubauen!«
Lena nickte nachdrücklich. In dem Punkt musste er sie nicht überzeugen. Mit einem Mal kam sie sich ziemlich dämlich vor. Es sah ganz danach aus, als hätte sie ihn vorschnell verurteilt, ohne dabei genau über ihre eigenen Motive nachzudenken. Vielleicht hatte sie es getan, um wieder einen Grund zum Davonlaufen zu haben.
Magnus zog sie zu einer Bank am Ende des Ganges, wo sie sich hinsetzten. »Die Bank interessiert das alles nicht. Sie wollen das Anwesen nur loswerden. Und wer am meisten bietet, wird es bekommen.«
Aufmerksam hörte sie ihm zu. Es sah ganz danach aus, als hätte er sich bereits wesentlich mehr Gedanken über die Rettung von Marielund gemacht als sie selbst.
»Eure Familien waren doch einmal befreundet! Könntet ihr denn Elinor Frödin nicht helfen? Man müsste wenigstens die Versteigerung verhindern. Und dann hätte ich eine Menge Ideen, was man damit machen kann!«
»Tante Elinor würde niemals zulassen, dass wir ihr helfen. Eher gibt sie Marielund auf.«
Magnus wollte etwas erwidern, doch Lena legte ihm die Hand auf den Arm und deutete über seine Schulter. Eine Schwester schob Emma in einem Rollstuhl den Gang entlang. Emmas rechter Unterschenkel steckte in Gips, und über dem Schoß hatte sie die Decke ausgebreitet, die Elinor ihr gegeben hatte. Magnus sprang auf und lief ihr entgegen. »Schätzchen! Hast du Schmerzen?«
Emma schüttelte den Kopf. »Ich habe ein Schmerzmittel gekriegt.«
»Na, Gott sei Dank. Das wird sicher bis Stockholm reichen. Und da melden wir uns dann gleich bei Doktor Paul-
sen.«
»Müssen wir denn schon wieder fahren?«, maulte Emma.
Magnus warf Lena einen forschenden Blick zu, doch sie blickte nur stumm zur Seite.
Magnus wandte sich wieder seiner Tochter zu. »Ich muss auch irgendwann mal wieder ins Büro.«
Emma zog einen Flunsch. Magnus fühlte sich unbehaglich, und an Lenas Gesichtsausdruck sah er, dass es ihr nicht anders erging.
Nichts war klar zwischen ihnen. Bis auf die unumstößliche Gewissheit, dass es noch nicht vorbei war.
*
Magnus parkte seinen Kombi dicht vor Lenas Cabrio und überlegte dabei düster, dass sie auf keinen Fall verschwinden konnte, so lange er den Wagen dort stehen ließ.
Er hob Emma vom Rücksitz und trug sie zu der kleinen Bank, die unter dem großen Baum in der Einfahrt stand. »Ich packe schnell unsere Sachen, dann können wir auch schon fahren.«
Während er das sagte, waren seine Blicke Lena gefolgt, die langsam in Richtung Haus schlenderte.
»Lena!« Er ging zu ihr. »Sehen wir uns wieder?«
»Ich weiß nicht...« Sie schüttelte den Kopf. »Es tut mir Leid, Magnus, vielleicht ist es besser, wir beenden es, bevor es...« Sie brach ab. Was hätte sie auch sagen sollen? Bevor es ernst wird? Bevor es mir das Herz zerreißt? Am liebsten hätte sie bitter aufgelacht. Anscheinend hatte der Anblick des kaputten Motorrads vorhin etwas bei ihr bewirkt, was sie in der Form nicht erwartet hatte: Sie hatte begriffen, dass es eben doch keine Zukunft für sie gab, auch wenn sie es sich noch so verzweifelt wünschte.
»Lena, ich kann dich nicht einfach aufgeben!«
»Es ist alles so schwierig«, flüsterte sie.
Magnus starrte sie an, fast verrückt vor Sehnsucht. Wenn Emma nicht weniger als zwanzig Meter von ihm entfernt auf der Bank gesessen hätte — er hätte Lena in seine Arme gerissen und versucht, sie auf seine Weise zu überzeugen. Er spürte, dass zwischen ihnen etwas existierte, das so machtvoll und bezwingend war, wie er es vorher noch nie erlebt hatte.
Er machte einen Schritt auf sie zu, sodass er sie fast berührte. »Lass uns die Schwierigkeiten überwinden. Wir können das, Lena.«
»Wieso bist du dir da so sicher?«
Ein verzweifelter Ausdruck stand in ihren Augen, und Magnus merkte, dass sie schwankend wurde. Er holte tief Luft.
»Wieso ich sicher bin? Das ist ganz einfach. Weil ich dich liebe.«
Lena starrte ihn mit stockendem Atem an. Es war, als hätte er beide Hände ausgestreckt und ihre Seele berührt. Er hatte das weinende kleine Mädchen in ihrem Inneren gefunden und in die Arme genommen. Plötzlich glaubte sie, Stefan vor sich zu sehen, jung und strahlend, ihr Held und ihr erster Freund. Er winkte ihr aus
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