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Sehnsüchtig (German Edition)

Sehnsüchtig (German Edition)

Titel: Sehnsüchtig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne Woodtli
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Der Moment in der Küche kommt ihr in den Sinn – sie schiebt die Erinnerung weit von sich.
    „Gut. Ich meine ja nur, das ist Eliot Wagner. Er weist eine Menge Verliebungspotential auf ...“ Maschas Tonfall wird von Wort zu Wort leichter und Alys ist froh darum. Sie lacht. „Vielleicht solltest du dich in Acht nehmen, zu dir sagt er schliesslich ‚schöne Frau’, nicht zu mir ...“
    Um die Ecke kommt ein jäher Windstoss, trifft die beiden kalt. Mascha klappt den Kragen ihres Mantels nach oben. „Ein Arbeitskollege sagt das manchmal auch zu mir, und auch zu anderen Frauen im Team. Er ist über fünfzig, verheiratet und alle lachen, weil er es einfach so dahin sagt, ohne einem dabei zu nahe zu treten; einfach nur, um einem ein gutes Gefühl zu geben. Eliot hat bei mir genau den gleichen Tonfall drauf, nett, aber unverbindlich ... Mit dir geht er irgendwie anders um – und genau das wollte ich sagen ...“
    Im gleichen Moment mischt sich Eliots Stimme ein, singt von ängstlichen Augen, schau mich nicht so an ... Alys verdreht die Augen. „Ich muss endlich den Klingelton ändern.“
    „Das würde sich empfehlen, so lange du mit ihm zusammenarbeitest“, sagt Mascha grinsend. Alys holt das Handy aus der Manteltasche. „Wenn man vom Teufel spricht ...“
    „Ist das Eliot? Um diese Zeit?“ Mascha hebt eine Augenbraue und blickt auf ihre Uhr. Es ist kurz nach 21 Uhr. „Weisst du, du musst den Anruf nicht annehmen, du hast jetzt Feierabend ...“
    „Komm schon, sag mir nicht, dass du nicht abheben würdest“, murmelt Alys und drückt auf ‚Annehmen’.
    „Hallo Eliot.“
    „Hallo Alys.“ Die weiche Frauenstimme kommt Alys sofort bekannt vor. Überrascht hält sie inne. Mascha bleibt ebenfalls stehen, beobachtet sie. „Hier ist Irina Agren, wir haben uns kürzlich in Eliots Atelier getroffen ...“
    „Ja, natürlich, ich erinnere mich. Hallo Irina.“ Mascha hebt eine Augenbraue bei der Erwähnung des Namens. „Eliot hat mir erzählt, dass du einverstanden bist wegen dem Fotoshooting“, sagt Eliots Verlobte jetzt, ihre Stimme ist freundlich. Alys hört eine dunkle Männerstimme im Hintergrund, seine Stimme, und ein Kind, das erfreut quietscht und mit munterer Stimme Antwort gibt, auch wenn man den Lauten noch keine Worte zuordnen kann. Ein seltsames Gefühl erfasst sie. Wehmut? Danach fühlt es sich an. „Ja, das stimmt. Ich war sehr überrascht. Ich fühle mich geehrt, aber ich bin ehrlich gesagt nicht sicher, ob ich die Richtige dafür bin. Ich habe so etwas noch nie gemacht.“
    Irina lacht. „Eliot hat mir von deinen Zweifeln erzählt, aber das kommt schon gut. Das wird sicher super.“ Irgendwie habe ich den Satz heute auch schon gehört ...
    „Ich rufe an, weil ich mit dir einen Termin abmachen wollte – zur Vorbereitung. Ich muss die Kleider aussuchen für dich und da müsstest du dabei sein. Hast du zufällig morgen Zeit? Eliot hat mir versprochen, dass er dich dafür wegen den Entwürfen nicht hetzt ...“
    „Morgen würde gehen.“
    „Super. Können wir uns bei mir treffen, wir können mein Auto nehmen, um 13 Uhr?“
    „Sicher, kein Problem“, sagt Alys.
    „Wunderbar. Ich schick dir gleich eine SMS von meinem Handy aus, dann hast du meine Nummer und ich schreib dir auch die Adresse rein.“
    „Alles klar. Danke.“
    „Danke dir. Ich wünsche dir einen schönen Abend.“
    „Danke, das wünsche ich Euch auch ...“, sagt Alys.
    Das Gespräch endet, Alys lässt die Hand mit dem Handy sinken, fühlt Maschas Blick auf ihrem Gesicht. „Warum ruft Irina Agren dich an und warum hast du einen Termin mit ihr?“
    „Ich soll Kleider anprobieren ...“, sagt Alys langsam.
    „Wofür musst du für ein CD-Booklet Kleider anprobieren? Langsam versteh ich gar nichts mehr ...“
    In wenigen Sätzen erzählt sie Mascha vom Fotoshooting. „Wow“, sagt Mascha. Alys spielt mit dem Reissverschluss ihrer Jacke. „Ich weiss nicht. Ich habe versucht, es ihm auszureden.“
    „Aber das ist absolut geil“, sagt Mascha. „Ich find’s geil!“
    Alys zuckt mit den Schultern und holt noch eine Zigarette aus der Schachtel. „Ich ja irgendwie auch. Anderseits find ich es auch seltsam. Und schliesslich hast du mir vorher vom typischen Auftraggeber-Auftragsnehmer-Verhältnis erzählt, dazu gehört normalerweise nicht, dass man sich im Abendkleid an seinen Kunden schmiegt, auf jeden Fall nicht in meiner Branche. Eliot nennt es auch ‚leicht verdientes Geld’.“ Mascha lacht. „Der Spruch ist typisch

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