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Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse

Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse

Titel: Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
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ihrem Inneren ein Taifun. Mistress Braxton jammerte, laut und lauter. Schlagartig verstummte sie, und Alebin nickte wissend.
    Da ging sie hin, die Gute! Jetzt hoffe ich mal, dass mir der Rest genauso glückt!
    Die Torfmuhme kehrte zurück, musterte ihn kurz und prüfend. »Keine Tränen?«
    Alebin prustete los.
Sie ist ja richtig witzig!
    Seine Heiterkeit verlor etwas an Intensität, als er den verschmierten Streifen an Shumoonyas Mundwinkel bemerkte. Er war rot und zähflüssig wie Blut. Alebin kam ein furchtbarer Verdacht.
    »Wo ist die Bestie?«, fragte er atemlos.
    Shumoonya lachte. »Das hast du doch längst erraten. Und jetzt sag mir, wo mein Kind ist!«
    Er schüttelte den Kopf. »Erst der Fluch!«
    »Den bist du los.«
    »Woher weiß ich, dass das stimmt?«
    »Komm her zu mir!«
    Angst brauchte Alebin keine zu haben. Vermutlich würde die Bestie ihn wieder ausspucken, der Fluch des Getreuen hatte ihn eindeutig zum Tabu erklärt und machte ihn sicher sogar für dieses Wesen ungenießbar. Dennoch war ihm nicht wohl dabei, denn Schmerzen genoss er nicht gerade. Er durfte sich jedoch nichts anmerken lassen, durfte vor der unheimlichen Frau keine Schwäche zeigen. Es war zu gefährlich. Und er musste nach Sonnenuntergang über die Brücke gehen – ohne langes Zögern.
    Drei Schritte, dann stand er auf dem Gras neben Shumoonya. Sie hatte die Wahrheit gesagt: Als er in sich hineinhorchte, spürte er kein Ziehen mehr. Sein Lebensfaden war frei.
    »Ginnair!«, erinnerte ihn die Torfmuhme.
    Alebin kratzte sich am Kopf. »Tja. Das fällt mir jetzt ein bisschen schwer, nachdem du Mistress Braxton vor meinen Augen gefressen hast.«
    »Möchtest du ihr folgen?«, fragte Shumoonya mit lautlosem Fauchen.
    »Nein. Und deshalb machen wir es anders. Es gibt ein Portal hier im Bodmin Moor, das nach Lyonesse führt und …«
    Sie nickte. »Den Cheesewring.«
    »Genau, und da will ich hin. Hin und durch. Ich weiß aber nicht, wie man es öffnen kann. Komm mit mir, zeige mir den Weg, und ich sage dir, wo dein Kind ist – bevor ich schnellstens verschwinde, ehe du erneut nach meinem Lebensfaden greifst.«
    »Traust du mir nicht?«, fragte die Torfmuhme mit großen Unschuldsaugen, was aber nicht wirkte bei dem hageren Faltengesicht.
    Alebin seufzte gespielt. »Tut mir leid. Ich würde es wirklich gern, aber irgendwie … bin ich dafür nicht blöd genug!«
    »Hmm.« Shumoonya versank in Schweigen, dachte nach. Lange und gründlich, wie es schien.
    Alebin drückte sich die Daumen, dass in ihren Überlegungen auch das Wort
Macht
eine Rolle spielte. Er hatte es ihr extra als Köder hingeworfen, wusste er doch von Rocky Zwölf, dass die Torfmuhme als Herrin des Moors galt. Vielleicht war sie ja daran interessiert, ihre Stellung zu verbessern! Das würde sie natürlich nicht, aber darauf sollte sie hoffen – und ihn nach Lyonesse begleiten.
    »Hmm«, machte sie erneut und nickte schon. Dann sah sie ihn an. »Also gut. Von mir aus auch so! Ich kenne den Schlüssel für das Cheesewring-Portal, und ich helfe dir, ihn heraufzuholen. Aber wenn ich auch nur den Hauch eines Verdachts spüre, dass du mich betrügen willst, stirbst du einen fürchterlichen Tod! Vergiss das nie!«
    »Nicht eine Sekunde«, versprach Alebin.
    Er warf einen letzten Blick zurück nach Whispering Willows, das seinen Fluch noch in hundert Jahren nicht los sein würde. Zur Klapperbrücke und dem Kreuz. Alebin fand den Gedanken zum Schreien komisch, dass er mit der Torfmuhme über ihr verlorenes Kind verhandelt hatte und dabei auf ihm stand.

14 Cor und der Kau/November: Baby
    Ungefähr zur selben Zeit, als Alebin seine Unterhaltung mit Nathan Pine im Bodmin Moor führte, streifte ein Zwischentief die ferne Südspitze Cornwalls. Es brachte einen verfrühten Wintereinbruch mit sich, lausige Kälte und Schneeregen. Und während alle Welt noch über das schlechte Wetter schimpfte, kamen in einer der Ortschaften mit dem Wind zwei merkwürdige Gestalten an.
    Marazion. Ein verschlafenes Küstenstädtchen am Scheitelpunkt der Mounts Bay, oberhalb von Land’s End. Dort sagten sich Fuchs und Hase seufzend: »Well, good night then!«, gingen schlafen und träumten davon, am nächsten Morgen den Greyhound-Bus zu besteigen und woanders hinzufahren. Für Touristen mochte der Ort noch interessant sein, wegen seiner Nähe zum berühmten und sehenswerten St. Michael’s Mount. Aber mal ehrlich: Was sollten Fuchs und Hase auf einer Gezeiteninsel?
    Diese Frage stellten sich die

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