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Seidenfpade

Titel: Seidenfpade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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zu.
    Der Sergeant-Major streckte seine langen Beine und legte sie zwischen Cassandra und Shane auf den Sitz. Er verschränkte die Hände hinter dem Kopf.
    Eine Minute schwiegen alle.
    »Es werden nicht allzu viele internationale Ferngespräche von Lhasa aus geführt«, erläuterte Gillespie schließlich zögernd und widerwillig.
    Dani nickte. Sie wußte, wie schwer es war, eine Leitung für ein Ortsgespräch zu bekommen, geschweige denn für ein Ferngespräch ins Ausland oder auf die andere Seite des Globus.
    »Ein großer blonder Europäer hat mehrere internationale Ferngespräche geführt, in der Woche, bevor Sie Feng trafen«, präzisierte Gillespie. »Er hat noch mal telefoniert, kurz nachdem Feng ermordet worden war. Alle Anrufe gingen in die Karibik.«
    »Sie wollen mir also verklickern, daß jemand einen blonden Mann mit ’ner Telefonkarte gesehen hat«, sagte Dani skeptisch.
    »So einfach war es nicht«, meinte Cassandra.
    »Das beruhigt mich«, Dani schnitt eine Grimasse.
    Cassandra lächelte einfühlsam. »Sie müssen verstehen, daß Gillespie nur höchst ungern preisgibt, wie er und Shane ihre Kunststückchen zustande bringen.«
    »Methoden und Mittel, Frau Botschafterin«, korrigierte Gillespie. »Sprich nie über Methoden und Mittel!«
    »Taschenspielertricks«, berichtigte Cassandra.
    »Taschenspielertricks, die uns zehntausend Dollar kosteten, bevor ich im Bilde war«, entgegnete Gillespie.
    Dani zuckte zusammen und schlug den Betrag zur Rechnung, die sie verursacht hatte, dazu.
    »Dann also teure Taschenspielertricks«, gestand ihm Cassandra mit einem Kopfschütteln zu. Dann beugte sie sich vergnügt vor und tätschelte Gillespie am Knie. »Sprich bitte mit ihr«, sagte sie sanft. »Wir brauchen sie.«
    Gillespies attraktive Züge glätteten sich für einen Moment. Man merkte ihm jedoch an, daß es ihm trotzdem nicht gefiel, über seine »Taschenspielertricks« reden zu müssen.
    »Ich habe mal einen Tag mit einem afrikanischen Schamanen verbracht«, erzählte Dani beiläufig. »Er hat mir jedes heilige Amulett und jeden Trank in seinem Zebrafellbeutel erklärt. Sein Vertrauen habe ich nie enttäuscht, Sergeant-Major. Ihres werde ich auch nicht enttäuschen.«
    Gillespie blickte Dani durchdringend an. Er wollte wissen, ob sie sich über ihn lustig machte.
    »Sie meint es ernst«, kam Shane ihr zu Hilfe. »Du kannst ja versuchen, sie über alles im dunklen zu lassen; aber ich wette, damit ziehst du dir bei dieser Dame bloß blutige Schienbeine zu.«
    Shane verkniff sich ein Ich-hab’s-dir-ja-gesagt, denn das war gar nicht nötig.
    Gillespie begriff die Botschaft und packte weiter aus. »Nachdem Shane das mit den Anrufen rausgekriegt hat, habe ich einen unserer Agenten aus Hongkong auf die Sache angesetzt. Er hat sich als Vertreter für Telekommunikation ausgegeben, dem Agenten für Tibet-Telekom einen Überraschungsbesuch abgestattet und die Rechte an sämtlichen Überseetelefonaten für den Zeitraum von einer Woche erworben.«
    »Einfach so?« Und gleich fügte Dani hinzu: »Nehme meinen Einwurf zurück. Harte Währung ist knapp in Tibet.«
    Gillespie lächelte flüchtig. »Sobald wir mal die Rechte hatten, lief der Rest von allein. Es standen mehr als sechstausend Anrufe auf der Liste, aber das Muster war so klar wie Druckerschwärze auf Papier. Sechs Anrufe gingen an eine uns vertraute Nummer in Aruba.«
    Das mußte Dani erst mal verdauen. Dann warf sie einen Blick zu Shane.
    »Woher wußten Sie, daß er Russe war?«
    »Ich habe Ihnen doch erzählt, daß ich vor Jahren eine Zeitlang bei den afghanischen Mudschaheddin verbrachte«, wiederholte er geduldig.
    Dani nickte.
    »Man braucht eine Spetznaz-Truppe bloß einmal in Aktion zu sehen«, fuhr er fort. »Wenn man es überlebt, vergißt man ihre Angriffs- und Rückzugstaktiken nie mehr.«
    Cassandra zog ein vergrößertes Foto aus der Akte in ihrer Ledertasche. Sie reichte es Dani.
    »Ist das der Mann, den Sie in der Gasse in Lhasa sahen?« fragte sie.
    Auf dem Foto war ein großer, muskulöser Mann abgebildet, der mit hochgereckten Armen auf einem Sprungbrett über einem großen Swimmingpool stand. Die Aufnahme war grobkörnig, also offenbar aus weiter Distanz aufgenommen und dann vergrößert worden.
    Trotzdem sah man noch genug. Dani erkannte das Gesicht des Mannes ohne Schwierigkeiten. Die drei tiefen Narben auf seinem Torso stachen ebenfalls deutlich hervor. Da er vollkommen nackt war, konnte sie auch seine Kastration sehen.
    »Mein Gott«,

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